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Langzeitbelichtung - Tipps für Fotografie-Anfänger

Langzeitbelichtung - Tipps für Fotografie-Anfänger
Langzeitbelichtung – Tipps für Fotografie-Anfänger

Je dunkler es draußen ist, desto länger muss Deine Kamera belichten, um das Bild ausreichend zu beleuchten. Es gibt keinen festgeschrieben Wert, ab wann eine Belichtung als Langzeitbelichtung gewertet wird (zumindest habe ich noch keine verlässliche Quelle gefunden). Von einer Langzeitbelichtung würde ich sprechen, wenn ich die Kamera selbst nicht mehr ruhig halten kann und ein Stativ notwendig ist. Die Langzeitbelichtung findet häufig in der Landschaftsfotografie, aber auch in der Städtefotografie Anwendung. Natürlich kommen weitere Einsatzorte in Frage, Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!

Dieser Artikel richtet sich an Fotografie-Anfänger im Bereich der Langzeitfotografie.

Langzeitbelichtung Tipps für Anfänger

Warum Langzeitbelichtung? Meistens nutze ich die Abend- oder Nachtstunden für die Langzeitbelichtung. Die Straßen sind leer(er). Es ist ruhiger, ich habe mehr Ruhe – sowohl in der Stadt als auch am Strand. In der Stadt verleihen die verschiedenen Lichter einer Stadtkulisse oftmals eine ganz eigene Atmosphäre. Am Strand genieße ich den Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang. Trotz der Arbeit, die ich eigentlich mit den Bildern habe, entspannt mich diese Art der Fotografie sehr und entschleunigt mich.

Welche Kamera eignet sich für Langzeitbelichtungen?

Grundsätzlich eignet sich eine Kamera für eine Langzeitbelichtung, wenn sich an ihr ISO, Blende und Belichtungszeit manuell einstellen lassen. Das lässt sich an fast allen Spiegelreflexkameras,

Systemkameras und selbst an besseren Kompaktkameras. Ob sich diese Werte manuell an Deiner Kamera einstellen lassen, kannst Du in Deinem mitgelieferten Kamerahandbuch oder im Netz nachlesen. Der manuelle Modus heißt bei Canon und Nikon M. Bei den meisten Kameras lässt sich die Belichtungszeit bis auf 30 Sekunden stellen. Darüber hinaus gibt es noch den „Bulb-Modus“. In diesem Modus legt der Fotograf selbst fest, wie lange belichtet werden soll. Man löst aus, es wird Licht auf den Sensor gelassen und so lange belichtet, bis erneut ausgelöst wird und damit die Belichtungszeit abgeschlossen ist.

Kameraausrüstung für die Langzeitfotografie
Kameraausrüstung für die Langzeitfotografie

Um mit der Langzeitbelichtung loszulegen, empfehle ich Dir:

Langzeitbelichtung Starterset

  • Kamera, an der Du ISO, Blende und Belichtungszeit manuell einstellen kannst. Auslösen: Selbstauslöser (zeitversetzt)
  • Stabiles Stativ

Das Plus zum Starterset

  • Funkfernauslösung (Kabelauslösung – Kabel, kann Schwingungen übertragen)
  • Grauverlaufsfilter* (GND-Filter – Graduated Neutral-Density Filter). Diese gibt es in verschiedenen Ausfertigungen. Manche werden wie ein UV-Filter auf Dein Objektiv geschraubt. Bei anderen schraubst Du an Deinem Objektiv eine Halterung auf, in die ein Filter eingeschoben wird.
  • Wasserwaage, die sich auf den Blitzschuh stecken lässt.
  • Kameraeinstellungen: Spiegelvorabauslösung** nutzen.
  • Wenn Deine Kamera oder Dein Objektiv einen Bildstabilisator besitzt, schalte ihn aus. Auch der könnte Schwingungen verursachen.

*Spiegelreflexkameras sind durch das Hochklappen des Spiegels immer einer minimalen Erschütterung ausgesetzt. Um dies zu vermeiden, lässt sich der Spiegel vorab hochklappen, damit reduzierst Du eine spiegelbedingte Verwacklung. Hierzu findest Du auf der Seite https://fotovideotec.de ein sehr anschauliches Beispiel, wie sich die Spiegelvorabauslösung auf die Schärfe des Bildes auswirkt.

**Grauverlaufsfilter helfen Dir dabei, besonders helle Bereiche abzudunkeln. Gerade bei Langzeitbelichtungen kann es bei Tag – bedingt durch die Sonne – Bereiche geben, die ausfressen und Bereiche ohne Details können die Folge sein. Dasselbe gilt auch für andere Tageszeiten. In der Nacht, in der es meist sehr dunkel ist, wird kein Filter benötigt oder wenn es doch mal Bereiche gibt, die etwas heller sind, reicht ein Polfilter (Polarisationsfilter) aus. Ein Polfilter wird dazu genutzt, um Spiegelungen hervorzuheben oder zu unterdrücken. Der Polfilter lässt weniger Licht auf den Sensor.

Ich empfehle stets Learning by doing und ausprobieren, wie Dir das Endresultat Deiner Bilder mit den gewünschten Hilfsmitteln zusagt. Du bist der Komponist Deiner Bilder. Nutze die hier gewonnen Informationen und Tipps, aber hinterfrage sie auch und probiere Dich selbst aus!

4 Tipps vor der Langzeitfotografie

Tipp 1: Setze Dich im Vorfeld mit den Einstellungen Deiner Kamera auseinander. Nichts ist frustrierender als in der Dunkelheit nach den Einstellungsoptionen suchen zu müssen.

Tipp 2:  Auch wenn Du Dich im Vorfeld mit der Bedienung Deiner Kamera beschäftigt hast, ist eine kleine Taschenlampe manchmal sehr hilfreich.

Tipp 3: In der Nacht und am Morgen kann es schon mal sehr kühl sein, gerade wenn man sich nicht bewegt. Zieh Dich lieber etwas wärmer an und nimm Dir zur kälteren Jahreszeit Handschuhe mit. Sachen ausziehen, wenn es zu warm ist, kannst Du dann immer noch.

Tipp 4: Um Dich innerlich zu wärmen, nimm Dir eine Kanne Kaffee oder Tee mit und zu guter Letzt eine Auflage, auf die Du Dich ab und an kurz hinsetzen oder hinknien kannst (wenn zum Beispiel die Kamera sehr weit in Bodennähe aufgestellt ist).

Verwacklungen vermeiden
Verwacklungen vermeiden

Verwacklungen vermeiden – Wähle einen festen Untergrund

Ob auf einer Brücke, am Ufer, auf einem Steg oder einem unbefestigten Untergrund: achte auf einen festen Stand Deiner Kamera. Jede kleinste Erschütterung geht zu Lasten der Bildqualität. Ich nutze ein (siehe Mondfotografie) Stativ von Manfrotto. Zwar habe ich auch ein Reisestativ, das kompakter und leichter zu transportieren ist, aber dies ist bei weitem nicht so standfest. Wenn dazu gerade an der Küste Wind ins Spiel kommt, ist ein Unterschied mit dem bloßen Auge gut erkennbar.

Wenn Du kein Stativ zur Verfügung hast, erfüllen auch Ablageorte wie Mauern, Bänke oder Ähnliches diesen Zweck. Achte bei kleinen Auflageflächen darauf, Deine Kamera vorm Herunterfallen abzusichern und wickle den Kameragurt um etwas herum. Hast Du ein Stativ, würde ich den Kameragurt abmachen, da kleine Erschütterungen durch das Herumwackeln des Gurtes bereits ausreichen, um sich auf die Kamera und damit auch die Qualität Deines Bildes zu übertragen.

5 Schritte – Aufbau der Kamera für die Langzeitbelichtung

  1. Wähle den Standpunkt
  2. Baue Deine Fotoausrüstung auf
  3. Bewerte das, was Du im Bild haben möchtest, und wähle den Bildausschnitt
  4. Fokussiere den Bereich, den Du scharf haben möchtest (Tipps zum Fokussieren nachfolgend)
  5. Erstes Bild machen und Kameraeinstellungen nachjustieren

Kameraeinstellung – manueller Modus

Hab keine Angst davor, Deine Kamera komplett auf „M“ für den manuellen Modus zu stellen. In diesem Modus hast Du die volle Kontrolle über die Einstellungen und kannst am besten die jeweiligen Parameter nach Deinen Wünschen verändern.

  • ISO: Stelle diesen Wert auf 100. ISO steht für die geringste Lichtempfindlichkeit.
  • Blende: Starte mit F10 und prüfe, wie das Bild mit der Belichtungszeit wirkt.
  • Belichtungszeit/Verschlusszeit: Hier hilft Dir die Belichtungswaage. Fang mit der Mitte an und prüfe dann anhand der jetzt komplett eingestellten Werte, wie das Bild auf Dich wirkt. Ist es ein bisschen zu dunkel oder hell, kannst Du mit der Blende oder der Belichtungszeit nachjustieren. Einige Kamera zeigen anhand eines Aufblinkens an, welche Bereiche überbelichtet sind. Wenn nur noch minimale Änderungen von Nöten sind, kannst Du auch mit der Belichtungskorrektur nachbessern. Dazu einfach +/- in die gewünschte Richtung stellen.
  • Weißabgleich: Automatisch
Tipp zum Fokussieren im Autofokus
Tipp zum Fokussieren im Autofokus

Tipp zum Fokussieren im Autofokus

Gerade in der Dunkelheit ist es schwer, einen Fokuspunkt zu finden. Um das Bild besser beurteilen zu können, nutze ich den Liveview Modus. Aufgrund der langen Belichtungszeiten setze ich eine hohe Blende ein, meist über F10. Wenn ich nun aufs Display schaue, sehe ich meist nur eine graue Masse. Um besser beurteilen zu können, was ich fokussieren möchte, schraube ich die Blende so weit es geht runter. Bei meinem 50er F1.8, kann ich bis 1.8 reduzieren, dann setze ich die ISO sehr weit hoch – 10.000 zum Beispiel. Auf dem Display ist nun mehr zu erkennen.

Ich fokussiere dann mit dem Autofokus den Bereich, den ich scharf haben möchte, und stelle dann komplett auf manuell um und die Werte so ein, wie ich sie für das Bild haben möchte. Auf manuell stelle ich (Autofokus ausstellen), da die Kamera beim Auslösen im Autofokus wieder versuchen könnte, den Bereich erneut scharf zu stellen und eventuell keinen Punkt findet und dadurch das Bild unscharf wird.

Tipp zum Fokussieren im manuellen Modus

Ich zoome sehr stark an ein Objekt heran, das ich im Bild scharf haben möchte, im Liveview Modus und stelle manuell scharf. Die Einstellungen, wie ich das Bild später belichten möchte, inklusive Belichtungszeit, Blende und ISO habe ich bereits gewählt. Dabei vergrößere ich das Bild maximal und drehe an der Schärfe, bis ich zum Beispiel einen Lichtkegel einer Laterne scharf habe.

Standardeinstellung – Fokussieren auf unendlich

Wenn ich nach dem Einstellen auf die Einstellungen des Objektivs schaue, steht meistens die Einstellung auf unendlich. Du könntest das Objektiv häufig auch von Anfang an darauf einstellen, aber die umgedrehte 8 ist nicht immer genau der Punkt, an dem das Objektiv alles komplett scharf stellt. Bei vielen Objektiven ist es so, dass die Schärfe ganz nach rechts gedreht werden muss und dann minimal wieder ein Stückchen nach links. Hier empfehle ich, die unendliche Schärfe und die Einstellung Deines Objektivs bei Tageslicht zu testen. Manche setzen auch eine Markierung mit einem weißen Stift auf das Objektiv, aber ich persönlich bin kein Fan davon, auf meine Fotoausrüstung zu malen.

Fokussieren auf unendlich
Fokussieren auf unendlich

Bewertung des Bildes am Histogramm

Sieh Dir das erste Bild an. In der Dunkelheit kann es schwer sein, auf dem kleinen Bildschirm das Bild zu beurteilen, aber dafür gibt es das Histogramm. Mit diesem kannst Du die Belichtung besser bewerten. Auf dem Histogramm siehst Du ein Diagramm: links befinden sich die dunklen Bereiche, rechts die hellen. Je nach Verteilung sollten auf beiden Seiten Ausschläge sein – an beiden Enden aber nicht zu hoch, da sonst Bereiche über- oder unterbelichtet sind. Damit kannst Du gewährleisten, dass Dein Bild gut belichtet ist. Ich empfehle Dir, stets im RAW-Format zu fotografieren. Im RAW-Format hast Du mehr Bildinformationen als zum Beispiel im JPEG-Format. Weitere Infos zum RAW-Format findest Du unter Bildformate.

Tipp Bildrauschen verringern: Bei mehreren Langzeitbelichtungen kann der Sensor etwas wärmer werden. Das kann zu Bildrauschen führen. In diesem Fall empfiehlt es sich, ab und an eine kleine Pause einzulegen, damit sich der Sensor abkühlen kann.

Die Wahl der richtigen Bildkomposition

Hast Du einen Ort gewählt, an dem Du ein Bild oder mehrere Bilder machen möchtest, solltest Du Dir Gedanken zur Bildkomposition machen. Wohin möchtest Du den Blick des Betrachters lenken? Was eignet sich besonders hervorzuheben oder welche Linien eignen sich, um den Blick zum Objekt zu führen?

Tipp zur Bildkomposition: Erstelle ein paar Bilder und bewerte danach das Bild, ob die Komposition, die Du Dir gedacht hast, so wirkt, wie Du es Dir vorgestellt hast. Eine gute Komposition teilt sich sehr häufig in drei Bereiche: Der Vordergrund, der Mittelteil und der Hintergrund. Das kann im vorderen Bereich der Strand sein, im mittleren Teil ein Steg und am Ende die aufgehende Sonne.

Objektivwahl für die Langzeitbelichtung

Um einen möglichst großen Bildausschnitt zu haben, wähle ich Objektive mit geringer Brennweite und einer möglichst niedrigen Blende, für eine maximale Lichtempfindlichkeit. Das ist in meinem Sortiment das 50 mm F1.8 und das 35 bis 70 mm F2.8. Besser noch wäre ein Objektiv zw. 10 bis 20, aber dies habe ich leider nicht im Bestand. Schau am besten mal, welche Objektive Dir zur Verfügung stehen. Es muss nicht zwingend immer das Beste sein. Wenn möglich, nutze ein Objektiv bis Brennweite 50 mm und einer Lichtempfindlichkeit bis F2.8.

Ideen für Langzeitbelichtungen
Ideen für Langzeitbelichtungen

6 Ideen für Langzeitbelichtungen

  1. Beleuchtete Stadt, Straße oder Gasse
  2. Autobahnbrücken, um die Lichtspuren der Autos abzubilden – sogenannte Light Trails.
  3. Beleuchtete Flussufer. Besonders schön bei Windstille, um die Spiegelungen mit einzufangen.
  4. Aufnahmen am Meer. Größere Wellenbewegungen können mysteriös, flauschig, imposant und eindrucksvoll wirken.
  5. Feuerwerke
  6. Achte auf die Belichtungszeit: Bei Belichtungszeiten über 20/25 Sekunden fangen die Sterne an zu verschwimmen aufgrund der Erdrotation.

Tipp Sonnenaufgang fotografieren

Wenn Du wissen möchtest, um welche Zeit in Deiner Region die Sonne auf- oder untergeht, empfehle ich Dir den Sonnenverlaufsanzeiger (Link geht auf eine externe Seite). Mit diesem kannst Du genau prüfen, in welcher Richtung die Sonne morgens auf- und abends untergeht. Eine sehr feine Sache – so kannst Du planen, wann Du vor Ort sein musst, um eine bestimmte Lichtstimmung einzufangen. Auch die „blaue Stunde“ kann ich Dir sehr empfehlen.

Nachbearbeitung am PC

Nachdem Du zuhause alle Bilder der Langzeitbelichtung auf Deinen PC geladen hast, schau in Ruhe die Bilder durch. Wenn Du Dich für eines entschieden hast, das Du zunächst bearbeiten möchtest, kannst Du aus dem Bild einiges mehr rausholen, als es momentan den Anschein hat. Ob in Lightroom oder mit Photoshop: Du kannst durch Bildbearbeitung /Anpassungen Bereiche besonders hervorheben oder die Dynamic erhöhen. Auch hier sind Deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Fazit: Wie Du in diesem Artikel lesen konntest, ist die Langzeitbelichtung nicht schwer umzusetzen. Mit etwas Übung wird es Dir zukünftig leichter von der Hand gehen und Du wirst selbst eindrucksvolle Momente auf Deinen Bildern festhalten. Ich würde mich freuen, wenn Du mir mitteilst, welche Erfahrungen Du mit der Langzeitbelichtung gemacht hast. Gerne kannst Du auch weitere Fragen zum Thema Langzeitbelichtung stellen.