Faszination Sternenfotografie
Seiteninhalt
- Faszination Sternenfotografie
- Manuelle Bedienung und Equipment
- Unterschied zwischen Abendstadtfotografie und der Sternenfotografie
- Genutzte Kameraeinstellungen
- Fokuspunkt in der Sternenfotografie finden
- Zum Scharfstellen hatte ich zwei Optionen getestet:
- Die 500er Regel für die Sternenfotografie
- NPF-Regel für die Sternenfotografie nutzen
- Zeitpunkt für die Sternenfotografie
- Lichtverschmutzung in den Städten
- Festes und stabiles Stativ
- Tuch, fürs Objektiv
- Letztes Bild, die Hermannshöhe
- 12 Tipps für die Sternenfotografie
Die Sternenfotografie fasziniert mich bereits sehr lange, aber da Kunden mich überwiegend für Hochzeiten und Events buchen, hatte ich mir nie die Zeit dafür genommen. In der Selbstständigkeit schaue ich logischerweise eher, was mir Geld einbringt (und Spaß macht). Wir haben es Anfang des Jahres und das Geschäft ist derzeit sehr ruhig (Corona-Krise lässt grüßen). Zeit, sich wieder Sternenfotografie zu widmen.
Manuelle Bedienung und Equipment
Wem die Fotografie nicht ganz fremd ist und sich außerhalb des Automatikmoduses bewegt, wird merken, dass rein technisch die Sternenfotografie (oder auch Astrofotografie genannt) gar nicht so schwer ist. Bei der Tageslichtfotografie wird den Kameras keine große Performance abverlangt. Ja, okay, bei schwierigen Lichtsituationen, bei denen es starke Lichtunterschiede gibt, schon. Aber je weniger Licht zur Verfügung steht, desto mehr trennt sich die Spreu vom Weizen. Hier zeigt sich die Qualität der Fotoausrüstung, zum Beispiel im Rauschverhalten.
Unterschied zwischen Abendstadtfotografie und der Sternenfotografie
Als Fotograf in Lübeck bin ich häufig am Tage, Abend und in der Nacht unterwegs und fotografiere Stadtimpressionen. Mit der Fokussierung hatte ich nie Probleme und nutze oft den Live-View-Modus. Zoome an eine Lichtquelle heran und stelle dann manuell scharf. Dabei habe ich bisher nicht drauf geachtet, was auf meinem Display des Objektivs steht und wo sich die liegende 8 (Unendlich Fokus befindet).
Genutzte Kameraeinstellungen
Bei der Sternenfotografie habe ich mich trotz meines Wissens der Kameraeinstellungen trotzdem noch mal belesen. Zu meinem Erstaunen fand ich nach meinem Geschmack sehr hohe ISO-Werte. Je nach Rauschverhalten bis zu ISO 1.600. Blende möglichst offen (kleine Blendenzahl). Auch wenn ich die Option mit meinem Sigma 20 mm bis F1.4 gegeben ist, habe ich mich an eine Empfehlung gehalten, einen Wert von F2.8 zu nutzen. Trotz dessen sind die Sterne minimal unscharf. Woran das liegen könnte, dazu nachfolgend zwei Vermutungen.
Fokuspunkt in der Sternenfotografie finden
Genutzt habe ich das Objektiv an der Nikon Z7 mit FTZ-Adapter. Bisher nie Probleme mit dem Autofokus oder manuellen Fokus gehabt. Meiner Einstellungen an der Nikon Z7:
- Manueller Modus,
- Bildstabilisierung aus,
- automatische Auslösung nach 10 Sekunden.
Zum Scharfstellen hatte ich zwei Optionen getestet:
Ein Schifferboot das weit draußen auf See war und auf seine Positionslichter manuell scharfgestellt und die andere Option,
- Fokussierung auf die Sterne über das Peaking der Z7.
- Verschlusszeit bei beiden Optionen bei 25 Sekunden.
Ich habe bezüglich der maximalen Belichtungsdauer nach der 500er Regel gearbeitet.. Aufgrund der hohen Megapixel der Nikon Z7, kann aber genau das der Fehler sein. Als diese Formel rauskam, gab es so viele Megapixel noch nicht. Von daher ist dieser Wert, wie ich auch in Foren gefunden habe, nicht mehr UptoDate. Aber zunächst, was ist die 500er Regel?
Die 500er Regel für die Sternenfotografie
Dieser Wert gibt die maximale Belichtungsdauer an, bei der verwendeten Brennweite des Objektivs. Diese berechnet sich wie folgt: 500 dividiert durch 20 (mein Sigma) ergibt eine max. Belichtungszeit von 25 Sekunden. Aber wie gesagt, bei dieser Formel fand die Pixelanzahl noch keine Beachtung. Ich tippe darauf, dass hier die Unschärfe herrühren kann. Die Erde dreht sich und damit auch die Sterne. Auf der Seite von Chris Schwarz fand ich den Tipp, die NPF-Regel zu verwenden, die wesentlich genauer ist. Wer mehr zur NPF-Regel wissen möchte, einfach mal „NPF-Regel Sternenfotografie“ suchen. Da gibt es einige gute Seiten. Da einige davon kein SSL-Zertifikat haben, habe ich diese nicht verlinkt.
NPF-Regel für die Sternenfotografie nutzen
Bei meinen Recherchen bin ich auf die App PhotoPills gestoßen. Der Preis beträgt 10,99 Euro. Ob teuer oder angemessen, lass ich mal dahingestellt. Wenn ich mir ausrechne, wie lange ich sonst nach Parametern suchen muss, spare ich mir die Zeit. Die App zeigt mir genau, wo sich die Sterne und Milchstraße befinden und wie ich mich ausrichten muss. Ebenso auch die Belichtungsdauer nach der NPF-Regel.
Siehe da, die Belichtungszeit beträgt nur noch 6,06 Sekunden, anstelle bei 25 Sekunden nach der 500er Regel. Um den Wert nch der NPF-Regel zu erhalten, wird der Kameratyp, Brennweite und die zuwendende Blende eingeben, danach wird die Belichtungszeit nach der NPF-Regel angezeigt. Stephan Wiesner hat dazu auf seinem Youtube-Kanal ein kleines Video erstellt, wie er die Milchstraße fotografiert und die App nutzt geht nur 7 Minuten.
Zeitpunkt für die Sternenfotografie
Neben dem klaren Himmel gibt es weitere Konstellationen, die man sich ebenfalls in der PhotoPills App ansehen kann. Je nachdem, was man fotografieren möchte. Da ich an diesem Abend oder besser gesagt Nacht die Milchstraße fotografieren wollte, habe ich mir die Uhrzeit rausgesucht. Die App zeigte ein Fenster zwischen 3:45 bis 4:50 Uhr an. Wegen der Lichtverschmutzung in den Städten suchte ich nach einem Ort außerhalb und mit einer Kulisse dir mir für die Sternenfotografie zusagte. Die Hermannshöhe, etwa 20 Minuten entfernt, schien mir ein guter Ort dafür zu sein.
Lichtverschmutzung in den Städten
Eigentlich hatte ich über Karten (wie nachfolgend aufgeführt) zuvor gesehen, dass es dort auch noch Verschmutzung gab, aber dennoch probierte ich es aus. Für bessere und klarere Bilder sollte ein Ort rausgesucht werden, in dem zumindest in die Richtung, in die man fotografieren möchte, keine größeren Lichteinflüsse herrschen. Um gute Orte zu finden, gibt es extra Seiten/Karten wie Blue Marble. Und was soll ich sagen, ja Hermannshöhe war nicht die beste Wahl. Es kam noch sehr viel Licht über Travemünde ins Bild. Ganz davon ab, finde ich die Steilküste mit den umliegenden Bäumen und der Höhe ganz gut. Dennoch, nächstes Mal fahre ich auf jeden Fall in die Pampa J
Festes und stabiles Stativ
Die Nikon Z7 stand auf einem Fotostativ mit 3-Wege Neiger von Manfrotto. Der Untergrund fester Erdboden. Ein stabiles Fotostativ kann ich nur empfehlen. Ein leichtes Stativ überträgt sehr schnell Schwingungen. Das ist mir damals in der Makrofotografie aufgefallen, welchen Unterschied ein gutes Fotostativ in der Fokussierung/Schärfe ausmacht. Sprich, um Verwacklungen zu vermeiden, die eine Unschärfe nach sich ziehen. Auch was die Fokussierung auf ein Objekt anbelangt ist es festes Stativ wesentlich angenehmer.
Tuch, fürs Objektiv
Die Kameraausrüstung hatte ich einige Zeit an der frischen Luft in der Tasche akklimatisieren lassen. Von drinnen ca. 20°C zu draußen 0°C beschlägt die Ausrüstung gerne Mal und es bildet sich Kondensat. Auf den letzten Bildern sah ich beim Betrachten des Displays eine Aura und Lichtkegel, die darauf hindeuteten, dass das Objektiv beschlagen war. Ich hatte leider nur einen Reinigungsstift und einen kleinen Blasebalg mit. Ich hatte noch ein Taschentuch in der Hosentasche, aber für das eine Mal war es okay. Nach dem vorsichtigen rüberwischen pustet ich mit dem kleinen Blasebalg noch Fuseln weg. Zumindest war es so gedacht, im Dunkeln habe ich natürlich nichts gesehen.
Letztes Bild, die Hermannshöhe
Hier war ich wieder in meinem Element und hatte sehr schnell die nötigen Kameraeinstellungen gefunden. Mittlerweile war es kurz nach 5 Uhr morgens. In der Hermannshöhe ging bereits Licht an. Ansonsten, wen wundert es, war ich gegen 4 Uhr im Wald alleine. Zurück zum Bild der Hermannshöhe. Die Belichtung wählte ich so, dass der Innenraum der Location nicht ausbrannte.
Kameraeinstellungen:
- Blende F16
- Belichtungszeit 10 Sekunden
- ISO 200
12 Tipps für die Sternenfotografie
- Je nach Vorlieben, eine Kamera an der die Einstellungen manuell vorgenommen werden können. Bei Spiegelreflexkameras die Spiegelvorabauslösung auswählen. Da auch die Bewegung des Spiegels Schwingungen überträgt, die Unschärfe provozieren können.
- Offene Blende nutzen (kleine Blendenzahl F1.4 – F3.5), da fiel Licht benötigt wird.
- Belichtungszeit zwischen 2-20 Sekunden. Wobei hier auch die Wahl der Brennweite mit zum Tragen kommt. Bei einer Brennweite von 20 mm sind bis zu 25 Sekunden möglich, aber nach meinem Empfinden entstehen hier bereits Sternenwanderungen (Lichtsuren, der Sterne). Wenn es an eurem Objektiv eine Objektivstabilisaton gibt, ausschalten. Auch diese verwackelt durch die ständig arbeitende Mechanik das Bild bei einer Langzeitbelichtung.
- ISO hoch einstellen. Je nachdem was ihr fotografieren wollt. Bei einem hellen Mond kann meist sogar mit ISO 100 gearbeitet werden. In der Sternenfotografie sollte bis höchstens ISO 1.600 gearbeitet werden. Schaut auf dem Ergebnis einfach mal die Körnung an. Je nach Kamera, sind auch höhere Werte möglich. Ist das Rauschen bereits bei ISO 1.600 zu hoch, geht weiter runter und wählt dazu die kleinste Blende, wenn das Bild unterbelichtet ist.
- Manueller Fokus. Autofokus (AF) aus. Am Objektiv, wie auch an der Kamera. Die Fokussierung auf unendlich (liegende 8) und einen ticken weiter. Probiert dies am besten am Tage mal aus, an welchem genauen Punkt euer Objektiv unendlich Scharf ist. An meinem Objektiv ist es minimal vor der liegenden 8.
- Stabiles Fotostativ. Zum Beispiel: 3-Wege Neiger von Manfrotto oder eins mit Kugelkopf.
- Fernauslöser, wenn man den automatischen Auslöser der Kamera nicht nutzen möchte. Hier empfehle ich einen Funkauslöser. Da selbst das Kabel mit der Fernbedienung in eurer Hand kleine Schwingungen auf die Kamera übertragen kann.
- Je nach Jahreszeit, warme Kleidung. Lieber etwas ausziehen, als nichts dabei zu haben und man nicht friert.
- Was Warmes zu trinken zur kühlen Jahreszeit.
- Ort und Zeitpunkt: Je nach Vorliebe entweder im Netz sich den besten Zeitpunkt raussuchen, oder eine App wie PhotoPills runterladen.
- Fotoausrüstung gegen Kälte schützen. Wenn Du gerade aus einer gut gewärmten Wohnung kommst und raus in die Kälte gehst, lass die Ausrüstung noch eine Zeit lang in Deiner Tasche. Sollte das Objektiv doch mal beschlagen, vergiss nicht ein Reinigungstuch fürs Objektiv mitzunehmen. Manchmal bildet sich doch sehr schnell Kondensat auf der Linse. Gleiches gilt natürlich, wenn Du von draußen wieder in die warme Wohnung kommst. Lass für einige Zeit die Ausrüstung noch in der Tasche, so dass sich Body und Linse wieder langsam erwärmen können ohne Kondensatbildung.
- Bei der Motivwahl, Bildausschnitt sind eure Vorlieben gefragt. Der reine Sternenhimmel ist zwar schön anzusehen, aber nur der alleine recht unspektakulär. Schaut also was ihr mit ins Bild Einbauen könnt. Wie sagt man so schön: Vordergrund macht Bild gesund. Am Ende der Sternenfotografie, muss Dir natürlich das Bild gefallen.
Fazit: Wie kurz angerissen, muss ich bezüglich des Fokuspunkts auch noch mal genau darauf achten, wo sich dieser bei meinem Sigma befindet, um in der Nacht noch schärfere Bilder hinzubekommen. Einen Tipp habe ich auch letztens gelesen, den ich mal ausprobieren werde. In ca. 70-80 Metern eine Taschenlampe so zu positionieren, dass Du darauf scharf stellen kannst. Von Vorteil, wenn ein zweiter Fotograf oder Person mit ist und Du Deine Ausrüstung nicht alleine stehen lassen musst. Ansonsten wünsche ich Dir viel Spaß beim Testen und Ausprobieren und wünsche Dir viele schöne Sternebilder.
Allzeit gutes Licht, euer André
2 Antworten
Cool beschrieben André. Freue mich immer über Tipps, die auch verständlich sind. Macht neugierig auf mehr, ich werde es wohl mal ausprobieren. Vielen Dank, dass du dein Wissen mit uns teilst.
Hallo Doro,
gerne 🙂 Ich freue mich, wenn ich das Gelernte weitergeben kann
und jemanden Zeit spare, in dem er/sie alle Informationen an einem
Ort findet.
Liebe Grüße
André