Tipps für Hochzeitsfotografen
Die Hochzeit ist ein Ereignis, das nicht nur bei Braut und Bräutigam Aufregung hervorruft. Es ist ein besonderer Tag für alle Beteiligten. Vor der Hochzeit gilt es als Fotograf seine Hausaufgaben zu machen. Aufkommende Nervosität in Aufmerksamkeit umzuwandeln und volle Konzentration auf die kommenden Stunden zu legen.
Ein besonderer Moment als Hochzeitsfotograf
Selten wird man zum Hochzeitsfotografen geboren. In meinem Fall konnte ich mich nur sehr langsam mit der Hochzeitsfotografie anfreunden. Die ersten Hochzeiten waren purer Stress. Das lag aber eher daran, dass ich noch keine Übung hatte. Das Wort Routine ist differenziert zu betrachten, heißt in diesem Zusammenhang: Mit der Zeit ist man geübter und konzentriert sich in voller Gänze auf die Hochzeit und das Tun „die Hochzeitsbilder“.
Der Unterschied zwischen Amateur und Profi
Was den Amateur vom Profi unterscheidet ist, dass der Profi auf den Punkt das gewünschte Ergebnis erzielt. Obwohl Amateur und Profi ansonsten (häufig) gleich gut fotografieren. Um als Hochzeitsfotograf tätig zu werden, empfiehlt es sich im Vorwege, als zweiter Fotograf mitzulaufen. Nachfolgend möchte ich euch meine Erfahrungen, aus einem Jahr Hochzeitsfotografie schildern und euch den einen oder anderen Tipp geben.
Wie ihr die Tipps für euch anwendet, entscheidet ihr selbst. Ich maße mir nicht an, bereits alles über die Hochzeitsfotografie zu wissen! Die aufgeführten Erfahrungen und Tipps spiegeln meinen derzeitigen Wissensstand und meine bisherigen Erfahrungen wider.
Aufkommende Angst als Hochzeitsfotograf
Bleibt cool und ruhig. Mit einer guten Vorbereitung lässt sich ein Großteil eurer Nervosität schon mal verbannen. Jeder hat mal angefangen. Trotz aller Widrigkeiten, wie schlechtem Licht oder Regen, können gute Bilder entstehen. Bleib konzentriert bei der Sache!
Wer nicht des Öfteren vor der Kamera steht oder als Model arbeitet, kennt die Unsicherheit und damit verbundene Nervosität vor der Kamera. Trotz aller Aufregung, redet behutsam mit den Personen die aufs Bild sollen. Strahlt Ruhe und Freude aus, mit einem Quäntchen Spaß!
Die Planung vor der Hochzeit
Als Hochzeitsfotograf sollte man eine Liste erstellen, die ihr mit jeder weiteren Erfahrung (Hochzeit) ergänzen könnt. Wie zum Beispiel:
- Wer sind die Ehrengäste
- Ablauf und die dazugehörigen Uhrzeiten
- Ort: Was befindet sich in der Nähe oder vor Ort für die Bilder des Brautpaars und die Gruppenbilder
- Wie sind die Gegebenheiten und Lichtverhältnisse vor Ort
- Wie viele Gäste werden erwartet
- Was hat das Hochzeitspaar für Erwartungen und welche Ideen/Wünsche haben sie vielleicht zusätzlich zu den gängigen Hochzeitsaufnahmen selbst
Eine Hochzeitsfotografie Checkliste findest Du am Ende des Artikel!
Schreibt alles auf und erstellt eine Checkliste, das gibt euch und auch dem Hochzeitspaar Sicherheit. Eine gute Empfehlung ist ein Vertrag zwischen Hochzeitspaar und Fotograf. Ein heikles Thema, aber sollte nicht unerwähnt bleiben. Es kann immer mal etwas passieren – auf beiden Seiten.
Wie ich mich als Fotograf auch eine Hochzeit vorbereite
5 Tipps findest Du in dem nachfolgenden Video!
Der Tag der Hochzeit
Jetzt zählt es. Auch wenn ihr vorher nur Landschaften oder Tiere fotografiert habt, am Hochzeitstag seid ihr Hochzeitsfotograf. Ihr seid verantwortlich, dass besondere Momente festgehalten werden. Die Erwartungen des Brautpaars an eure Bilder sind hoch. Die Braut ist der Star der Hochzeit. Lasst die Braut nie aus den Augen. Ihr gebührt die Hauptaufmerksamkeit der Hochzeit.
Eines der wichtigsten Dinge für die Braut ist das Hochzeitskleid. Die Herausforderung hierbei ist die schwierige Belichtungssituation. Bei einer Überbelichtung kommen die filigranen Details des Brautkleides nicht zur Geltung. Meine Empfehlung ist, gerade auch bei der Hochzeitsreportage, minimal unterbelichten. So wirken auch Schattierungen des Anzugs vom Bräutigam besser.
Die Vorbereitung für die Hochzeit
Einen Tipp den ich euch ans Herz legen möchte: Habt immer ein Backup parat. Ich selbst nutze zwei Kameras, mit unterschiedlichen Objektiven. Sollte eine einmal ausfallen, kann ich immer noch die andere Kamera nehmen. Also habt immer eine Ersatzkamera dabei! Achtet darauf, dass alle Akkus vollgeladen und alle Speicherkarten leer sind.
Leichte Fotoausrüstung für den Hochzeitstag
Auf Hochzeiten habe ich meist eine Umhängetasche dabei. Eine Kamera mit Umhängegurt über der Schulter, die andere in der Tasche. Die Wahl der Objektive ist Geschmacksache und abhängig davon, was sich bereits in eurer Fotoausrüstung wiederfindet. Auf den letzten Hochzeiten hatte ich meine Nikon D3 mit 70-200mm Teleobjektiv, ein 85mm Objektiv und einen Blitz dabei, eine Nikon D7100 mit 30mm Objektiv in der Tasche. Mit dieser Ausrüstung war ich wendig, ohne lange in einem Fotorucksack kramen zu müssen. Eine besondere Herausforderung sind immer die Lichtverhältnisse in der Kirche. Ein lichtstarkes Objektiv ist hier Pflicht. Wenn es zu dunkel ist, wechsle ich an der D3 auf ein 50er Objektiv, mit dem ich auch bei schlechtem Licht und hoher ISO schöne Bilder machen kann.
Beobachte und bleibe stets aufmerksam
Auf Hochzeiten solltet ihr stets aufmerksam sein. Einzigartige Momente können binnen weniger Millisekunden vorbei sein. Beobachtet genau und haltet Ausschau nach besonderen Momenten. Tränen der Freude während der Hochzeit, ein Kind mit großen Augen, das in den Gängen umherläuft, die Blicke der Familie und Freunde. Situationen die so nie wieder kommen und nur darauf warten von euch fotografiert zu werden. Bewegt euch also, bleibt nicht wie auf einem Ausguck an einem Ort stehen. In der Kirche solltet ihr respektvoll mit dem Moment umgehen und keine Unruhe verursachen. Um die Hochzeit nicht zu stören, solltet ihr euch leise bewegen.
Locations und besondere Lichtverhältnisse
Fensterlicht ist dazu wunderbar geeignet. Ein bis eineinhalb Meter vom Fenster weg platziert sind die Personen gleichmäßig ausgeleuchtet. Als kleine Inspiration: Bilder nur von der Braut, Braut und Bräutigam und Vater und Braut.
Tanzende Personen zu fotografieren ist schwierig. Ein Problem ist dabei das Bewegungen auf Bildern wie eingefroren wirken. Eine Technik ist die, die Kamera mit zu schwenken und eine längere Verschlusszeit zu wählen. Eine weitere Möglichkeit ist dem Bild später eine Bewegungsunschärfe in Photoshop hinzuzufügen (mit dem Filter Bewegungsunschärfe).
Kein Kommando – Bitte Lächeln
Eine besondere Herausforderung ist das ablichten der Hochzeitsgesellschaft. Zum einen müssen alle auf dem Bild sein zum anderen ist der Fotograf dafür zuständig, dass niemand blinzelt oder unvorteilhaft aussieht. Um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, eignet sich eine Handhupe hervorragend.
Nur sehr wenige beherrschen ein Lächeln oder Lachen auf Kommando. Auf dem Gruppenfoto kann man schon mal einen kleinen dezenten Hinweis geben, aber nie während man die Hochzeitsgesellschaft fotografiert. Als Hochzeitsfotograf hält man sich dezent im Hintergrund. Alle Beteiligten sollen sich auf die Hochzeit konzentrieren, nicht auf einen Fotografen, der ständig „bitte recht freundlich“ oder „hey, schaut doch mal herüber“ ruft.
Ein kleiner Tipp, Um das Fotografieren der formellen Fotos zu beschleunigen, beginne ich mit Gruppenbildern und verkleinere die Gruppe schrittweise. Als Blende wähle ich je nach Lichtverhältnissen über 10 für eine gute Schärfentiefe. Dabei achte ich darauf den Fixpunkt auf die Augen der vordersten Personen zu legen.
Die besonderen Gäste im Auge behalten
Bereits im Vorgespräch sollte dem Fotografen klar sein, wer die besonderen Gäste sind. In den meisten Fällen, sind es die Eltern, Kinder, Großeltern und besondere Freunde. Einige Hochzeitspaare sprechen diesen Punkt nicht explizit an, weil es für sie selbst selbstverständlich ist. Aber über die Platzvergabe in der Kirche lässt sich unter anderem auch herausfinden, wem ein besonderer Stellenwert zugeordnet wird.
Tipp: Um vorab die Sympathie zwischen Fotograf und Hochzeitspaar zu prüfen, ist ein Hochzeitsprobeshooting eine gute Möglichkeit, für das Paar und Fotograf zu prüfen, ob die Chemie stimmt.
Eher nicht in der Kirche Blitzen
Aufgrund der hohen Decken, ist ein Bouncen des Blitzes schwer möglich. Dazu ist es lästig, wenn Brautpaar und sonstige Gäste während der Zeremonie in der Kirche ständig angeblitzt werden. Draußen ist es durchaus hilfreich, harte Schatten durch die Sonne aufzuhellen. Ist ein Assistent zugegen, könnte auch ein Reflektor zur Hilfe genommen werden. Oder ihr weist kurz einen der Gäste in die Handhabung des Blitzes ein und blitzt entfesselt.
Besondere Blickwinkel
Bilder, die Emotionen hervorrufen oder aus ungewöhnlichen Positionen fotografiert wurden, sind besonders und stechen hervor. Also sei neben all den Regeln auch mal mutig (wenn die Standards und Checklisten im Kasten sind). Setze Ideen um! Die eine wird was, die andere wirkt nicht. Bleib kreativ und neugierig, Neues auszuprobieren!
Besondere Bilder des Brautpaares
Ein Spaziergang zu einem nahegelegenen Ort, abseits der Hochzeitsgesellschaft bietet verschiedene Möglichkeiten um besondere Interaktionen des Hochzeitspaares festzuhalten. Gerne können beide auch miteinander rumalbern. Das setzt voraus, dass sich im Vorwege eine Vertrauensbasis seitens des Brautpaares und des Fotografen entwickelt. Dies entsteht mit genügend Zeit und ohne Zwang. Eine lockere Atmosphäre ist die Grundvoraussetzung für authentische und natürliche Bilder eines besonderen Tages.
Die Hochzeit als Hochzeitsreportage
Eine Hochzeitsreportage dokumentiert die Hochzeit und Dinge drum herum. Die Erzählung der Hochzeit als Fotogeschichte. Dazu könnten zum Beispiel folgende Bilder geeignet sein:
- Schuhe von Braut und Bräutigam
- Hochzeitskleidung über dem Stuhl oder an einem Kleiderbügel aufgehangen
- Schminken oder frisieren der Braut
- Ankleiden des Hochzeitspaares
- Eheringe und Brautstrauß
- Schmuck, wie eine Kette oder Manschettenknöpfe des Bräutigams
- Deko auf den Tischen, wie Gläser und/oder Tischkarten
Welche Kameraeinstellungen bei der Hochzeitsfotografie
Ob es die Einstellung gibt, wage ich zu bezweifeln. Ich nehme immer einen bunten Mix und entscheide situativ, welche Kameraeinstellung ich nutze.
Zeitvorwahlautomatik S
S steht für Speed. Man gibt der Kamera die Belichtungszeit vor und die Automatik wählt die dazu passende Blende. Diese Auswahl eignet sich sehr gut bei schnellen Interaktionen, zum Beispiel beim Werfen von Blumen vor der Kirche.
Blendenvorwahlautomatik A
Schärfentiefe des Bildes über eine große Blende steuern. Möchte man ein besonderes Bokeh im Hintergrund erzeugen (unscharfer/weicher Hintergrund), stellt man die passende Blende ein und die Kameraautomatik wählt die passende Belichtungszeit. Zum Beispiel zum Freistellen der Ringe, des Brautstraußes oder der Tischdekoration.
Manuelle Belichtungssteuerung M
Manuelle Einstellung. Alles muss eingestellt werden. Der Fotograf muss selbst Blende, ISO und Belichtungszeit einstellen. Hier hat der Fotograf die volle Kontrolle über alle Funktionen. Anfänger trauen sich an diesen Modus häufig nicht heran. Dazu empfehle ich außerhalb der Hochzeit immer wieder im manuellen Modus zu fotografieren, um so geübter mit der Einstellung umgehen zu können.
Die Bearbeitung der Hochzeitsbilder
Nach meinem Geschmack, sind schwarzweiß Bilder zeitlos. Mit einer Vignette oder Dodge and Burn, lässt sich der Fokus aufs Wesentliche gezielt richten. Dazu kann noch der schwarzweiß-Kontrast ohne ablenkende Farben besonders sein. Alles eine Frage des Geschmacks. Farbliche Bilder können auch durchaus eine besondere Stimmung wiedergeben. Beim Sichten der Bilder wird einem klarer, welches Bild für die jeweilige Bildbearbeitung geeignet ist. Am Ende entscheidet das Brautpaar. Natürlich macht es Sinn auch Mal einige Beispiele zu liefern, wenn Meinungen auseinander gehen. Damit sich das Brautpaar ein besseres Bild machen kann. Oftmals bekommt der Hochzeitsfotograf dann „Oh ja, stimmt“ zu hören.
Checkliste Hochzeitsshooting
- Gespräch vorab mit der Braut
- Gespräche mit Trauzeugen
- Gespräch mit Personal vor Ort
- Gespräch mit der Standesbeamtin
- Gibt es Momente in denen man nicht fotografieren darf
- Sonstige Informationen
- Gespräche mit Verheirateten
- Standesamt und Außenareal besichtigt und Lichtverhältnisse gecheckt
- Alternativen skizziert
- Sonnenverlauf angesehen, um die richtige Position zu ermitteln, welche Möglichkeiten vor Ort habe, um das Gruppenfoto von oben zu schießen. Genauen Zeitverlauf notiert, wann findet was und wo statt.
- Kompletter zeitlicher Rahmen der Hochzeit
- Ankunft – Bilder mit Trauzeugen
- Bilder Formalitäten
- Standesamt – Trauung
- Checkliste mit Uhrzeit versehen, wann und wo die Bilder mit wem geplant sind
- Wie viele Gäste erwartet werden, wie viele Kinder vor Ort sind und in welchem Alter
- Was für Bilder gewünscht sind
- Von wann bis wann ich die Hochzeit begleiten soll
- Was ich selbst für Bilder machen möchte
- Stil der Bildbearbeitung
- Was ich alles an Technik und Sonstiges mitnehme
- Packliste erstellt
- Technik Ersatz, ich habe bis auf zwei Objektive alles zweimal mit
- Akkus geladen
- Schminktasche für kleine Korrekturen vor Ort
- Neutrales Puder etc.
- Wetterbericht seit Tagen gecheckt
- Zeitplanung, mit wie vielen Stunden rechne ich, mit Bildbearbeitung etc.
- Was benötige ich an zusätzlichen Utensilien vor Ort, wie Hochzeits-Photobooth Requisiten Artikel
- Was kann vor Ort als neuraler Hintergrund gesetzt werden für die Photobooth Geschichte
- Wo kann ich diese aufstellen, das nicht ständig jemand durch Bild läuft
- Muss ich gegebenenfalls einen Hintergrund mitnehmen
- Diverse Artikel gelesen und Hochzeitsbilder gesichtet
- Checkliste der Bilder erstellt, die nicht fehlen sollten
Das Gefühl bleibt, eventuell etwas vergessen zu haben. Eins weiß ich, ich bin mit Leidenschaft und Gefühl dabei und werde alles geben um diesen besonderen Tag auf Bildern für das Brautpaar festzuhalten.
Fazit: Eine absolute Hilfe war mir das Buch von Nicole und Ralf Obermann „Hochzeitsfotografie: Perfekte Bilder vom schönsten Tag“. Der Rest ist Übung, Hingebung und Spaß bei allen Beteiligten. Du bist auf der Suche nach einem Hochzeitsfotografen? Dann freue ich mich auf eine Nachricht oder einen Anruf von Dir.