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Erhalte ich genügend Rente als Fotograf?

Arbeiten im Alter: Mit 70 noch als Fotograf auf die Knie gehen?

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In der Rente als Fotograf stellt man sich sein Berufsleben wohl ungefähr so vor: Nachdem man eine Schulausbildung absolviert hat, tritt man nach einer Lehre in den Arbeitsalltag ein. Im Laufe des jahrzehntelangen Schaffens lernt man stetig hinzu und erlebt vielleicht auch ein paar Neuausrichtungen. Schließlich, nach mehr als 40 Jahren Berufsleben, geht man dann endlich in den wohlverdienten Ruhestand.

Rentenarmut als Fotograf?
Rentenarmut als Fotograf?

Nach dem Arbeitsleben in den verdienten Ruhestand?

Nach dem Berufsleben ist auch die Zeit des Arbeitens und damit des Beziehens eines Gehalts vorbei. An die Stelle des Lohns tritt dann die Rente. Nachdem man in der Regel ein Leben lang dafür eingezahlt hat, sollte sie eigentlich ausreichen, um den Ruhestand ohne Existenznöte genießen zu können – so die schöne Theorie. Die Realität sieht jedoch anders aus: Bereits jetzt kann man erst mit 67 in Rente gehen. Experten sind sich sogar sicher, dass die Politik das Rentenalter noch weiter anheben wird, damit das Rentenniveau in den kommenden Jahren nicht übermäßig absinkt.

Da frage ich mich, auch mit Blick auf meine eigene Zukunft als Rentner: Wird man mit 70 finanziell abgesichert sein – oder muss man dann noch arbeiten?

Fotograf mit 70?

Wir werden heute älter, so sagt man zumindest. Aufgrund der Lebensweise einiger, wage ich das leicht zu bezweifeln. Wohin ich auch blicke: Mangelnde Bewegung und alle 15 Meter ein Imbiss, bei dem man sich etwas auf die Hand mitnehmen kann. Gefühlt besteht die Innenstadt nur noch aus Essensläden. Die Politik sagt, aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung müsse die Renteneintrittsgrenze erhöht werden. Da wirkt es fast schon verstörend, dass die Politiker sich selbst ein langes Arbeiten nicht abverlangen. Stattdessen können sie bereits mit 56 volle Pensionsbezüge beziehen. Okay, ich versuche mir mal vorzustellen, wie es ist, als 70-jähriger Fotograf in Lübeck noch tätig zu sein.

Durchblick durch den Durchschnitt: Schon jetzt sind viele Rentner arm

Zwar ist, wie man etwa im FOCUS lesen kann, laut Deutscher Rentenversicherung die 2018 ermittelte Standardrente mit 1.441,35 € (West) bzw. 1.381,05 € (Ost) im soliden Bereich angesiedelt und lässt auf den ersten Blick keine Not feststellen. Schaut man aber hinter die Fassade des Durchschnitts, erfährt man, dass im Westen 37 Prozent der Männer sowie 76,8 Prozent der Frauen eine Rente von gerade einmal maximal 900 € beziehen. Im Osten gilt das für 25,4 Prozent der Männer und 50 Prozent der Frauen. In Zahlen ausgedrückt sind das 9,3 Millionen Rentner im Westen und 1,5 Millionen Ruheständler im Osten.

Da nützt es wenig, dass die Regierung beschlossen hat, das Rentenniveau bis 2025 auf 48 Prozent stabil zu halten, wie etwa im TAGESSPIEGEL nachgelesen werden kann. Tatsächlich sind laut T-ONLINE.DE 18 Prozent der Menschen über 65 Jahre arm oder von Armut bedroht. Und auch die Angst vor Altersarmut sitzt gemäß dem TAGESSPIEGEL tief: Eine Umfrage der Beratungsgesellschaft EY offenbart, dass 56 Prozent der Arbeitnehmer mit Sorge auf ihren Ruhestand blicken. Im Vorjahr waren es noch 18 Prozent weniger.

Schon jetzt fristen etliche Menschen im Ruhestand ein Dasein in materieller Knappheit, da ihre tatsächliche Rente längst nicht zu einem sorglosen Leben genügt. Bei ihnen ist Sparen angesagt – und dazu gehört auch Nahrungsknappheit sowie der Verzicht auf Unternehmungen, die das Leben schön machen, sei es nur ein Ausflug in den Zoo, ein Abstecher ins nahegelegene Café oder ein Besuch beim Friseur.

Arbeit im Alter: Spielt unser Körper da noch mit?

Viele alte Leute sind darauf angewiesen, ihre knappe Rente mit Arbeit aufzustocken. Insgesamt gehen laut WELT.DE 1,1 Millionen der Menschen über 65 einer bezahlten Beschäftigung nach. Manche

  • arbeiten wegen der Aussicht einer zu geringen Rente direkt in Vollzeit weiter,
  • andere wechseln im selben Beruf in Altersteilzeit,
  • wiederum andere suchen sich einen Mini-Job oder eine geringfügige Tätigkeit auf Stundenbasis,
  • während andere auf die Suche nach Leergut gehen oder Zeitschriften verkaufen.

Insbesondere das Flaschensammeln ist ein körperlich anspruchsvoller „Job“. Vor allem in Großstädten muss man sich als „Leergut-Jäger“ schnell bewegen, um das begehrte Objekt vor der Konkurrenz erhaschen zu können – ansonsten war die Pirsch und die aufgewandte Zeit für die Katz. Auch ist die Tätigkeit nicht ungefährlich: Andere Sammler wollen ebenfalls Pfandflaschen finden und werden mitunter rabiat, wenn es darum geht, den schwächeren Rentnern das wertvolle Gut wegzunehmen.

Fotografieren im Alter
Fotografieren im Alter

Fotografieren im Alter: Froschperspektive mit 70?

Ich frage mich, was meine Knochen dazu sagen werden, wenn ich mit 70 noch in die Hocke gehen oder aus der Froschperspektive fotografieren möchte. Ich denke, ich werde dann die fotografierte Person bitten müssen, mir wieder hochzuhelfen. Wäre sie genauso alt wie ich, hätten wir ein Problem. Ich bräuchte zudem eine Wohnung, die ebenerdig oder über einen Fahrstuhl erreichbar wäre, so dass ich meine Fotoausrüstung nicht aus dem derzeit 4. Stock hinuntertragen und nach Ende eines Shootings wieder hinaufschleppen müsste. Ob ich meine Vollformatkamera mit einem Teleobjektiv dann immer noch lange halten könnte, ist eine andere Frage. Heute bin ich noch fit. Ich treibe mehrmals die Woche Sport. Aber wer weiß schon, wie das mit 70 aussähe?!

Langes Leben, aber am Ende kaum noch Kraft?

Die Physis vieler Ü-60-Jährigen macht körperliche Tätigkeiten wie das Flaschensammeln nur noch bedingt mit. Zwar lassen die Zahlen des Max-Planck-Instituts für demographische Forschung (MPIDR), die zum Beispiel auf ZEIT.DE nachgelesen werden können, darauf schließen, dass Neugeborene mit adäquater Rundum-Gesundheitspflege bis zu 92,8 Jahre (weiblich) bzw. 87,8 Jahre (männlich) alt werden können. Die Realität in der Bevölkerung sieht aber anders aus, zumindest was einige Gruppen betrifft:

Viele Menschen sind bereits vor dem Eintritt in den Ruhestand völlig abgearbeitet, wie etwa SUEDDEUTSCHE.DE berichtet. Sowohl der Körper als auch die Psyche haben während der aufreibenden Jahrzehnte gelitten. Eigentlich wäre Ruhe und Entspannung nun das Richtige für sie. Manche freuen sich darauf, ab sofort endlich die Seele baumeln oder vielleicht auch reisen und noch neue Eindrücke sammeln zu können. Für diejenigen, die in ihrem Ruhestand unter die Armutsgrenze fallen, sind das aber unerreichbare Träume. Vielmehr ist für sie der existentielle Druck dermaßen groß, dass sie nun erst recht keine Ruhe bekommen und irgendetwas tun müssen, um ihr weiteres Auskommen zu sichern.

Ursachen für den Altersprozess: Warum werden wir eigentlich alt?

Die Frage, warum wir altern, ist noch nicht vollständig geklärt. Wie die ZEIT schreibt, geht man jedoch davon aus, dass „oxidativer Stress“ eine entscheidende Rolle spielt: Es kommt während des Lebens mehr und mehr zu einer Zellzerstörung, da der Körper irgendwann nicht mehr imstande ist, Schäden zu reparieren. Die Zellteilung ist nicht unbegrenzt durchführbar – der Organismus altert.

Einfach weiterarbeiten? Akzeptieren junge Berufstätige den Ü-65-Kollegen?

Eine Option gegen die Altersarmut ist das Verbleiben im Job bzw. das Suchen eines neuen Jobs, wenn man feststellt, dass die Rente nicht für ein würdiges Dasein reicht. Nicht selten begegnen dem Arbeitnehmer ab 65 Jahre jedoch diverse Vorurteile. Diese hat sich ONLINEMARKETING.DE etwas näher angesehen:

Demnach gelten ältere Mitarbeiter oft als ausgebrannt und auf der „Wartebank“ sitzend. Tatsächlich seien sie aber durchaus noch daran interessiert, Neues zu lernen, ihre Karriere weiter auszubauen und den Anschluss nicht zu verlieren. Lediglich der Wunsch nach mehr Flexibilität und Teilzeitarbeit sei verbreitet – wie in vielen anderen Altersklassen auch. Häufig werfe man Ü-65-Arbeitnehmern auch mangelnde IT-Kenntnisse und fehlende Unterordnungsfähigkeit vor. Tatsächlich arbeiteten aber auch viele von denen, die heutzutage über 60 sind, bereits ihr halbes Leben mit Computern. Es gelte, die gegenseitigen Vorurteile abzubauen. Hierzu müssten beide Seiten mit Offenheit ins Gespräch gehen, so dass eine kreative, fruchtbare Zusammenarbeit möglich sei.

Kalkulierte Rentenkürzung seitens der Politik?

Meiner Meinung nach ist das kontinuierliche Hochsetzen des Renteneintrittalters seitens der Politik eine kalkulierte Rentenkürzung. Wer kann körperliche Berufe in einem hohen Alter noch ausüben? Körperlich anstrengende Jobs oder Tätigkeiten, bei denen schnelles Tempo gefragt ist, könnten alte Menschen entweder so sehr überfordern, dass sie von selbst aufhören oder aber vorher aussortiert werden. Wahrscheinlich werden Politiker sagen, dass die betroffenen alten Menschen doch umschulen sollen. In Anbetracht ihres hohen Alters wird es für sie aber auch danach nicht einfacher werden, eine Anstellung zu finden. Heutzutage bevorzugen viele Arbeitgeber junge, fertig studierte Absolventen, am besten noch mit einer 10-jährigen Berufserfahrung.

Als berufstätiger Mensch gewinnt man, wie ich finde, ab einem bestimmten Punkt die Erkenntnis, dass man eher früher als später in Rente gehen muss – sei es, weil man das Pensum nicht mehr schafft, weil der Körper den Anforderungen nicht mehr gewachsen ist oder weil man durch die jüngere Generation ersetzt wird. Und genau das ist meiner Meinung nach von der Politik mit einkalkuliert, um nicht die volle Höhe der Rentenbezüge auszahlen zu müssen.

Rentenbeginn gar nicht mehr erleben?
Rentenbeginn gar nicht mehr erleben?

Den Rentenbeginn gar nicht mehr erleben: Geringverdiener sterben früher

Ungeachtet ihrer desolaten körperlichen und/oder psychischen Verfassung rappeln sich viele Rentner noch zum Arbeiten auf. Der Rest der armen Ruheständler muss anderweitig über die Runden kommen – sofern die Betroffenen überhaupt das Rentenalter erreichen. Denn während Deutschland laut statistischer Prognose im Schnitt immer älter wird, ist die Sterblichkeitsrate insbesondere im Bereich der Geringverdiener erschreckend hoch:

Laut Robert-Koch-Institut fallen sie bereits zwischen dem 50. und dem 75. Lebensjahr Krankheiten zum Opfer, die insbesondere bei niedrigem sozioökonomischen Stand verbreitet sind, wie etwa Herzinfarkt, Magen- und Lungenkrebs. Gemäß Sabine Zimmermann von der Partei DIE LINKE ist das erhöhte Renteneintrittsalter aber generell ein Problem: Mehr als jeder Fünfte sterbe bereits vor dem Erreichen der Rente.

Staatliche Leistungen: Wann macht der Gang zum Amt Sinn?

Gesetz dem Fall, dass eine geschädigte Gesundheit es dem Rentner nicht mehr erlaubt, eine regelmäßige Beschäftigung aufzunehmen, kann auch staatliche Hilfe beantragt werden, entweder

  • Grundsicherung im Alter
  • oder Wohngeld.

Beides zusammen kann nicht bezogen werden. Es ist ferner nicht pauschal vorherzusagen, welche Hilfe individuell rentabler ist. Um dies zu ermitteln, sollte man sich am besten zuvor genauer kundig machen bzw. sich beraten lassen.

Voraussetzungen für Grundsicherung

Zudem ist wichtig: Keine der Leistungen fließt automatisch. Um Grundsicherung oder Wohngeld erhalten zu können, muss zunächst ein Antrag gestellt werden. Auch kann nicht jeder Rentner die vorgenannten Leistungen beantragen.

Voraussetzungen für den Bezug von Grundsicherung sind beispielsweise, unter eine gewisse Rentenhöhe zu fallen und ein bestimmtes Alter erreicht zu haben. Die Deutsche Rentenversicherung gibt an, dass es unter 838 € monatlicher staatlicher Rente Sinn machen könnte, einen Antrag zu stellen – mehr dazu kann etwa auf FOCUS.DE nachgelesen werden. Je nach Geburtsdatum ist es Voraussetzung, zwischen 65 und 67 Jahre alt zu sein. Ferner dürfen keine Luxusgüter, kein Vermögen und kein Einkommen sowie keine reichen Kinder mit einem Jahreseinkommen von 100.000 € vorhanden sein. Weitere Informationen hierzu hält auch FINANCESCOUT24.DE bereit.

Leistungen der Grundsicherung

Wird die Grundsicherung gewährt, fließen monatliche Leistungen, die gestuft nach dem jeweiligen individuellen Bedarf ausfallen. Dies staatlichen Gelder sollen insbesondere dazu dienen, die Verpflegung mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln, einen eventuellen Mehrbedarf durch Beeinträchtigungen (etwa bei Gehbehinderung) sowie die Zahlung von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge sicherzustellen.

Grundsicherung: Auskunftspflicht = Ausschlussgrund?

Mit der Beantragung von Leistungen, insbesondere der Grundsicherung, fällt der Antragssteller unter eine engmaschige Kontrolle des Sozialamts: Sobald er beispielsweise Geldgeschenke bekommt oder bei Preisausschreiben Bargewinne erhält, muss er diese bei der Behörde angegeben. Viele Bezieher von Grundsicherung fühlen sich durch diese Pflicht so sehr unter Druck gesetzt, dass sie die staatlichen Leistungen wieder aufgeben oder von vornherein ausschließen.

Verdeckte Armut

Zudem genügen die monatlichen Zahlungen dennoch oft nicht, um den Monat zu finanzieren – zumindest nicht so, wie man es sich von einem „erfüllten Leben“ wünschen würde. Ein karges Überleben ist zwar möglich, ein volles Erleben weniger. Insofern verwundert es nicht, dass laut WELT 184.000 bis 494.000 Rentner ihren Anspruch auf Sozialleistungen nicht ausschöpfen – was wiederum bedeutet, dass die gesamte Rentnerarmut tatsächlich noch gravierender ist, als die offiziellen Zahlen zur Armut im Alter es bereits vermuten lassen.

Verdeckte Armut
Verdeckte Armut

Armutsgrenzen: Ab wann gilt man als arm?

Armut ist nicht eindeutig definiert. Das liegt zum einen daran, dass sich unterschiedliche Einrichtungen an einer Definition versuchen. Zum anderen ist es deshalb schwierig, eine klare Armutsgrenze festzulegen, weil manche Menschen schlichtweg weniger Geld zum (glücklichen) Überleben benötigen als andere.

Der Mikrozensus, welcher zum Beispiel hier nachzulesen ist, setzte die Armutsgefährdungsschwelle im Jahre 2014 zum Beispiel bei 917 € netto pro Monat an. Wer zu jener Zeit weniger Rente bezog, galt demnach als arm. Die Europäische Union definiert Armut etwas anders: Wie FINANCESCOUT24 berichtet, galt man laut EU-Definition 2017 mit 60 Prozent des Medianeinkommens (= 840 €) als armutsgefährdet und mit 40 Prozent als arm (560 €). Andere Institutionen setzen die Schwelle höher an: Laut dem rentenpolitischen Sprecher der Linksfraktion im Bundestag Matthias Birkwald sind, wie etwa SUEDDEUTSCHE.DE schreibt, Single-Rentner arm, wenn sie unter 999 € pro Monat beziehen.

Paare, die zusammen weniger als 1.499 € beziehen, fallen laut ihm ebenfalls unter diese Definition. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sehen laut FINANCESCOUT24.DE hingegen maximal 50 Prozent des Medianeinkommens (also der rechnerischen Mitte aller Einkommenshöhen) als Grenzwert zur Armut an. Von gesetzlicher Seite gilt ein Rentner indes dann als arm, wenn seine gesetzlichen und privaten Bezüge im Ruhestand nicht ausreichen, um seine Kosten zu decken.

Ursachen: Was sind die Gründe für Armut?

Experten haben verschiedene Ursachen für Armut und Armutsgefährdung ausgemacht. Auf FINANCESCOUT24.DE und FOCUS.de nannten sie etwa

  • den demographischen Wandel (mit der Tatsache, dass immer mehr Arbeitslose nicht mehr für immer mehr Ruheständler in die Rentenkasse zahlen),
  • Brüche in den Erwerbsbiografien,
  • die steigenden Preise (zum Beispiel für Mieten),
  • das sinkende Rentenniveau,
  • und niedrige Zinsen.

Risikogruppen: Wer ist gefährdet, im Alter zu verarmen?

Insbesondere Frauen sind gehäuft von Altersarmut betroffen. Vor allem dann, wenn sie

  • alleinstehend sind,
  • selbstständig arbeiteten,
  • aus familiären Gründen viele berufliche Ausfallzeiten hatten,
  • Geringverdiener waren,
  • chronische Krankheiten aufweisen,
  • in Erwerbsminderungsrente gingen.

Frauen müssen sich ohnehin (unter anderem wegen des Gehaltsgefälles zwischen den Geschlechtern) mit einer deutlich knapperen Rente als Männer zufrieden geben – durchschnittlich beziehen sie laut FINANCESCOUT24 nur 60 Prozent von dem, was männliche Ruheständler bekommen. Selbst eine Witwenrente kann sie laut DASERSTE.DE oft nicht vollständig vor der Armut retten, da sie nicht dieselben Bezüge wie ihre verstorbenen Männer erhalten.

Wie FINANCESCOUT24 zudem berichtet, bezogen laut Statistischem Bundesamt 544.090 Rentner im Dezember 2017 Grundsicherung. Davon waren 61 Prozent Frauen.  Für die Zukunft zeichnet eine Studie der Bertelsmann-Stiftung sogar ein noch düsteres Bild: 2036 wäre demnach jede dritte Frau in Rente auf staatliche Leistungen angewiesen.

Vorzeitig in Rente – ein Armutsrisiko

Doch auch selbstständige und/oder chronische kranke Männer kommen oft in finanzielle Nöte, wenn sie (womöglich auch noch vorzeitig) in den Ruhestand gehen. Sie haben allesamt das gleiche Problem: Über die Jahrzehnte hinweg konnten sie nicht genügend Entgeltpunkte auf ihrem Rentenkonto ansammeln. Dauerhaft durcharbeitende Vollzeitverdiener leiden deshalb logischerweise im Rentenalter weniger unter Armut als die vorgenannten Gruppen.

Der Blick auf die durchschnittlichen Bezüge von Menschen mit Erwerbsminderungsrente offenbart laut TAGESSPIEGEL: Männer erhielten 2016 durchschnittlich 782 € im Westen und 740 € im Osten, während Frauen im Westen 751 € und im Osten 845 € bezogen. 14,7 Prozent davon waren im selben Jahr auf Grundsicherung angewiesen. Im Vergleich dazu mussten, gemäß den Angaben der Deutschen Rentenversicherung, lediglich 3 Prozent derjenigen mit normaler Altersrente darauf zurückgreifen.

Private Vorsorge nicht vergessen
Private Vorsorge nicht vergessen

Selbstständige: Die private Vorsorge nicht vergessen!

Bei Selbstständigen ist häufig der Fall, dass sie während ihrer beruflichen Tätigkeit über weite Strecken nicht in die staatliche Rentenkasse einzahlen mussten. Dadurch ergibt sich für sie später keine oder nur eine geringfügige Rente. Nur wenige Selbstständige realisieren während ihres Berufslebens die Drastik des mangelhaften Vorsorgens und stürzen nach dem Ausscheiden aus der Erwerbstätigkeit in eine existenzielle Krise (oder aber arbeiten sich sprichwörtlich ins Grab). Hier kann der Abschluss einer privaten Vorsorge helfen.

Prävention: Weitere Standbeine schaffen

Generell ist jedem Arbeitnehmer aus den vorgenannten Gruppen anzuraten, solide private Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen, um im Alter bestmöglich abgesichert zu sein. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie etwa staatlich bezuschusste Lösungen:

  • Riester-Rente (die als klassische private oder fondsgebundene Rentenversicherung, Fonds- oder Banksparplan sowie als Bausparvariante abgeschlossen werden kann – eignet sich für Geringverdiener und ist steuerlich absetzbar),
  • Rürup-Rente (eignet sich besonders für Selbstständige und bringt steuerliche Begünstigungen),
  • ab dem 50. Lebensjahr die Möglichkeit, weitere Entgeltpunkte zu „kaufen“.

Darüber hinaus kann man auch private Sicherungen fürs Alter aufbauen. Hier sind etwa zu nennen:

  • Lebensversicherung,
  • Risikolebensversicherung (zur Absicherung der Angehörigen),
  • private Rentenversicherungen,
  • Festgeldanlagen mit Laufzeit,
  • Aktien- und/oder Fonds-Anlagen.

Das Problem all dieser privaten Maßnahmen ist, dass den vorgenannten Risikogruppen pro Monat in den meisten Fällen nicht genügend Geld zur Verfügung steht, um üppige Versicherungssummen zu berappen. Selbst für ein solide gefüttertes Sparbuch dürften die wenigsten Menschen mit geringen monatlichen Bezügen Geld übrig haben. Da erscheint es fast ein wenig zynisch, wenn – wie DASERSTE.DE berichtet – Fachleute des Paritätischen Gesamtverbands dazu raten, möglichst Wohneigentum zu erwerben und sich mit den eigenen Kindern (die womöglich selbst in Existenznöten sind) gut zu stellen, um dereinst Hilfe von ihnen einholen zu können.

Das „Drei-Säulen-Modell“

Generell empfehlen Experten laut FOCUS.DE, die eigene Renten-Zukunft auf das „Drei-Säulen-Modell“ zu bauen, also neben der staatlichen Rente auch auf eine betriebliche sowie eine private Vorsorgeversicherung zu setzen. Tatsächlich hat sich, wie FINANCESCOUT24 berichtet, der private Vorsorgeaufwand in den letzten Jahren signifikant erhöht: Während 2005 lediglich 5,5 Millionen Arbeitnehmer in private Rentenversicherungen investierten, waren es 10 Jahre später schon 16 Millionen Erwerbstätige. 2017 teilte sich der Vorsorgeaufwand laut TAGESSPIEGEL wie folgt auf: Es existierten mehr als 88 Millionen Lebensversicherungen, über 10 Millionen Riester-Verträge, 2 Millionen Rürup-Abschlüsse sowie 15,7 Millionen Betriebsrenten-Kontrakte.

Blick über den Tellerrand: Renten in der Politik

Ein Leben lang die Kinder gehütet und den Ehemann bewirtet – und dann plötzlich alleinstehend und arm? Ein Leben lang als Selbstständiger volles Risiko gegangen und nun völlig mittellos, weil man es verpasst hat, sich private Vorsorgepläne zurechtzulegen? Trägt man an dieser Armut tatsächlich die ganze Schuld? Oder hat auch die Politik eine Mitschuld, weil sie es den Einzelnen nicht von vornherein auferlegt hat, sich für das Rentnerdasein auf bestimmte Weise abzusichern? Kann man es in einem stark durchstrukturierten Staat wie Deutschland nicht eigentlich erwarten, dass man auch eine Absicherungspflicht auferlegt bekommt? Schließlich muss man zum Beispiel auch sein ganzes Leben lang Steuern zahlen, einen Ausweis führen und so vielen weiteren Pflichten genügen. Wäre eine adäquate Versicherungspflicht dann nicht das Beste für jeden Einzelnen?

Hohe Verantwortung = hoher Rentenanspruch?

Nun, wie auch immer: Diejenigen, die ihre Bezüge im Alter nicht zu einer gewagten Sache machen, sind ohne Frage Politiker. Insbesondere diejenigen, die sich im Bundestag verdingen, gehen mit – im Vergleich zu Geringverdienern – astronomisch hohen Renten aus ihrer vergleichsweise kurzzeitigen Beschäftigung hervor:

Während für „Normalos“ die Rente mit 70 geplant ist, können sich Politiker unter bestimmten Voraussetzungen bereits mit 56 zur Ruhe setzen. Für Politiker gilt laut FOCUS.DE ein Rentenniveau bis maximal 67,5 Prozent, für den gewöhnlichen Erwerbstätigen sind es 48 Prozent.

Da bereits die Diäten von Politikern recht üppig bemessen sind, fallen auch ihre Renten vergleichsweise überdimensioniert aus. So erhielt ein Bundestagsabgeordneter der Regierung beispielsweise bereits nach einer Legislaturperiode einen Pensionsanspruch von 3256 €. Je länger die Politiker im Bundestag sitzen, umso höher fallen ihre späteren Renten aus. Bundesminister und Kanzler sammeln noch höhere Pensionsansprüche. Dementsprechend verwundert es nicht, dass die zukünftigen Ruheständler aus der Politik nicht daran interessiert sind, ihre Gehälter und Altersentschädigungen zu kürzen, sondern stattdessen in der BERLINER ZEITUNG darauf verweisen, dass ihre Posten mit verantwortungsbehafteten Stellen von leitenden Angestellten gleichzusetzen seien.

Neben Politikern kassieren auch andere Berufszweige vergleichsweise stattliche Bezüge im Ruhestand bei relativ kurzem Arbeitszeitraum. Dies gilt laut WELT.DE zum Beispiel für Jetpiloten der Bundeswehr (Renteneintrittsalter: 41), Berufsunteroffiziere (Renteneintrittsalter: 54), Oberstleutnants (Renteneintrittsalter: 59) und Polizeibeamten (Renteneintrittsalter: 62).

Hohe Pensionsanspruch der Politiker
Hohe Pensionsanspruch der Politiker

Ist das gerecht?

In Anbetracht von derartigen Gehaltsgefällen fragen sich natürlich insbesondere die von Armut betroffenen Rentner: ‚Ist das gerecht? Was habe ich so viel schlechter gemacht als die Politiker?‘ Denn faktisch arbeiten auch etliche von denen, die später kaum Rente bekommen, in ihrem Arbeitsleben nicht weniger, faktisch sogar eher mehr und länger. Sie haben einfach nicht den „richtigen“ Beruf bzw. die passend bezahlte Tätigkeit, um damit automatisch genügend Beiträge für die Rente ansammeln zu können.

Auf der Suche nach einer Lösung der Frage, ob derlei Unterschiede gerecht sind, kann man nicht einfach so zu einer Antwort kommen. Fakt ist einfach, dass man als normaler Bürger an diesem Geschehen nichts ändern kann. Politiker werden ihre Rentenbezüge freiwillig wohl kaum auf ein Mindestniveau reduzieren. Eher werden diese durch immer wieder steigende Diäten auch nach und nach weiter erhöht werden.

In Planung: Grundrente für Geringverdiener mit 35 Jahre Berufsausübung

Dass Handlungsbedarf besteht, hat die Regierung mittlerweile eingesehen. Arbeitsminister Heil will etwa eine Grundrente einführen, von der insbesondere Bezieher von Mindestlohn sowie Geringverdiener profitieren sollen. Insgesamt seien dann 75 Prozent Frauen unter denen, denen die Grundrente zugute komme. Voraussetzung für den Zuschuss von bis zu 447 € seien aber 35 Jahre Arbeit. Allerdings ist es noch strittig, ob und in welcher Form eine Grundrente eingeführt wird. Es ist auch unklar, wovon sie finanziert werden soll und ob es eine Bedürftigkeitsprüfung geben soll. Mehr darüber ist etwa auf ZEIT.DE zu finden.

Im Zusammenhang mit der Grundrente wird auch der ebenfalls geplante Freibetrag für die Grundsicherung diskutiert. Laut Münchener IFO-Institut könnte sich die Grundsicherung dadurch für viele Frauen, an die eigentlich die neu geplante Grundrente adressiert ist, mehr lohnen – was sie aber auch gleichzeitig in der ewigen „Bittstellerinnen-Spirale“ festhalten würde. Weitere Details dazu sind hier auf SUEDDEUTSCHE.DE zu finden.

Politische Intervention und Prävention ist gefragt: Maßnahmen und Prognosen

Die Politik weist darauf hin, mit Maßnahmen wie dem Mindestlohn, der Rente ab 63/64 und der Mütterrente bereits Optionen für eine bessere Rente geschaffen zu haben.

Maßnahmen

Mit der Grundsicherung und Leistungen wie Wohngeld existieren zwar Maßnahmen, um die armutsgefährdeten bzw. bereits verarmten Rentner finanziell aufzufangen. Jedoch lösen sich dadurch nicht die Ursachen von Verarmungstendenzen im Alter. Die Politik ist davon überzeugt, bereits effektive Maßnahmen gegen Altersarmut geschaffen zu haben:

Das bereits eingeführte Betriebsrentenstärkungsgesetz soll, wie etwa hier auf TAGESSPIEGEL.DE nachgelesen werden kann, beispielsweise besonders Geringverdienern zugute kommen. Darüber hinaus sei geplant, einen Zusatz von 10 Prozent zum Grundsicherungsbedarf für all jene, die sich der Kindererziehung und Pflege gewidmet haben, einzuführen.

Diverse Politiker fordern außerdem eine Erwerbstätigenversicherung nach österreichischem Vorbild, in die auch Beamte, Freiberufler, Selbstständige sowie Politiker einzuzahlen hätten – mehr dazu kann man etwa hier auf SUEDDEUTSCHE.DE erfahren.

Die Grünen planen indes eine Garantierente mit Bezügen von mindestens 850 € pro Monat. Weitere Details sind hier auf FINANCESCOUT24.DE zu finden.

Prognosen

Die Prognosen von Experten sind nicht allesamt gleich düster. Manche setzen auf die Pflicht zur Selbstverantwortung und weisen darauf hin, dass es mittels „Drei-Säulen-Modell“ keine Verarmung im Alter geben müsse. Diese Prognosen lassen aber außer Acht, dass nicht jeder Mensch in der passenden Lebenssituation steckt, um die entsprechenden Beiträge zahlen zu können.
Andere Prognosen, wie etwa auf FINANCESCOUT24.DE geschildert, klingen schon bedrückender: Bis 2030 sei mit einer Rente zu rechnen, die sich nur noch aus 43 Prozent des Nettoeinkommens zusammensetzt. Zudem seien dann, laut WELT.DE, 1 Million Rentner auf Sozialleistungen angewiesen.

Was kann man also tun, um der Armut zu entfliehen?

Vergleichszahlen, Versicherungen und jede Menge Verunsicherung – da kann einem schnell der Kopf rauchen! Fakt ist zwar, dass die Rente in etlichen Berufs- und Personengruppen tatsächlich alles andere als hoch ausfallen wird. Es gilt jedoch, nun einen kühlen Kopf zu behalten und den Spaß am Leben nicht zu verlieren.

Armut entfliehen
Armut entfliehen

Mit humorvollem Spot(t) an die Sache rangehen

Ein Spot des Satire-Magazins Extra 3 greift die brisante Problematik beispielsweise mit einer Prise Galgenhumor auf – und gibt dem Zukunfts-Rentner ein Survival-Training mit Biss! Wobei es vielleicht gar nicht so weit von der Hand zu weisen ist, dass man zukünftig einen gewieften Plan und starke Nerven für Überlebensmaßnahmen wie das erfolgreiche Vordrängeln bei der TAFEL, die effizienteste Variante des Leergut-Sammelns und weitere mehr oder minder legale Aktionen braucht.

Meine Aussicht: Weniger Geld im Portemonnaie

Unterm Strich bedeutet jede Rentenkürzung, dass man später weniger Geld in der Tasche haben wird. Deshalb heißt es, auf jeden Fall rechtzeitig vorzubeugen, um der Altersarmut entgegenzuwirken.

Wenn ich so darüber nachdenke, werde ich echt traurig: Seit dem 16. Lebensjahr zahle ich in die Rentenkasse ein und trotzdem wird das Geld laut jetziger Rechnung nicht reichen. Dazu wird die Rente besteuert. Mieten werden erhöht, Unterhaltskosten ebenfalls, aber die Gehälter steigen im Gegensatz dazu nur sehr gering.

Natürlich beschäftige ich mich mit der Frage, was in 30 Jahren sein wird. Und sicherlich könnte ich es mir einfach machen und sagen: ‚Scheiß drauf, ist ja noch lange hin!‘ Aber ich lasse mich von sowas nicht gerne überraschen. Wenig Geld zu haben, ist kein Spaß. Man muss sich nur mal umschauen: Es bricht mir das Herz, wenn ich bei meinen Fotografie-Streifzügen mit der Kamera durch Lübeck laufe und Rentner sehe, die mit ihren Händen in den Mülltonnen wühlen, um mit dem Flaschenpfand ihre Rente aufzubessern.

Fazit: Nicht ferne Utopien beschauen, sondern auf eigene Einkünfte bauen!

Kommt irgendwann vielleicht doch noch ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle, so dass damit auch die Rentner der Zukunft schlagartig alle Sorgen los sein werden? Schön wäre es. Doch wenn man sieht, wie sehr sich die Politiker bereits um kleine Vergünstigungen für die breite Basis herumdrücken, bleibt das wohl Zukunftsmusik, wenn nicht gar Fantasykost.

Letztendlich hilft es wohl nur, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen und sich baldigst an die individuelle Aussicht anzupassen: Wird die eigene Rente klein sein, sollte man unbedingt weitere Vorsorgemaßnahmen ergreifen und beispielsweise zusätzliche Versicherungen abschließen.

Hält man sich für einen Menschen, den nichts umwerfen und der auch noch im hohen Alter arbeiten kann? Dann viel Glück – doch leider ist nichts so unberechenbar wie das Schicksal. Und deshalb sollte man nicht davon ausgehen, dass der gesundheitliche Zustand auch mit über 65 so gut sein wird, damit man noch genügend Power zum Arbeiten hat.

Generell kann es auch nicht schaden, mal neue Wege zu beschreiten: Wieso nicht eine eigene Website im Internet betreiben und dem Verkauf eigener Kreativprodukte (wie z. B. Fotos, Gemälde, Häkelwaren, etc.) sowie Werbeeinnahmen ein passives Einkommen erzielen? Zwar ist es, wie zum Beispiel MEEDIA.DE hier berichtet, aufgrund immer eindeutigerer und ausführlicherer Ergebnisse direkt auf der Suchmaschinenseite gar nicht mehr so einfach, Besucher zu bekommen. Doch gilt hier (wie bei allem im Leben): Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

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Quellen:

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