Welche Brennweiten für die Hochzeitsfotografie?

Welche Brennweiten sind für die Hochzeitsfotografie die passenden? Zunächst, es gibt kein richtig oder falsch. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen! Zum einen kommt es darauf an, wie du arbeitest, wie dein „persönlicher“ Bildstil ist. Es gibt Hochzeitsfotografen, die fotografieren eine komplette Hochzeit mit einer 35mm Brennweite. Andere schwören auf die häufig genutzte Brennweite 24-70mm. Nachfolgend verrate ich dir, welche Brennweiten ich für die Hochzeitsfotografie nutze.

Unterschiedliche Brennweiten für verschiedene Orte

Jede Umgebung hat ihre ganz besonderen Herausforderungen. Eine Kirche ist meist relativ dunkel. Ja, es gibt Ausnahmen, da passt alles, große Fenster auf beiden Seiten, Sonnenlicht draußen. Aber es gibt auch Tage, Fenster nur auf einer Seite und Regen draußen. Herzlichen Glückwunsch! Da in Kirchen nicht geblitzt werden darf, ist ein lichtstarkes Objektiv auf jeden Fall empfehlenswert.

Was ist ein lichtstarkes Objektiv?

f/2.8 durchgängig Blende wäre schon wünschenswert. f/1.4 wäre natürlich noch einen Ticken heller. Aber auch hier stellt sich bereits die Frage, welche Brennweite, 35mm oder 70mm? Das hängt unter anderem von der Größe der Kirche ab. Ist es eine kleine Kirche, wäre das 35mm besser. Ist es eine große Kirche und du darfst nicht umherlaufen, wäre ein Objektiv ab 70mm gut geeignet. Aber am Ende nimm das, was Dir zur Verfügung steht. Mit zunehmender Erfahrung weißt Du, was Du brauchst, und kaufst dir das passende Equipment dann dazu.

Locationcheck um die passenden Brennweiten auszuwählen

Als langjähriger Hochzeitsfotograf kann ich dir den Tipp geben, vorher „alle“ Locations bestenfalls einmal vorher zu sichten. Um dir auch ein paar Spots anzusehen, von denen du während der Hochzeit fotografieren kannst. Sollte das aus irgendwelchen Gründen nicht möglich sein, kannst du auch über das Netz nach der Location suchen und dir bestenfalls Bilder online ansehen und so dir ein Bild machen.

Dementsprechend kannst du die passenden Brennweiten dazu einpacken. Fängst du gerade erst mit der Hochzeitsfotografie an, könntest du vielleicht bei einem befreundeten Kollegen als zweiter Fotograf mitlaufen, um dich mit der ganzen Thematik auseinanderzusetzen. Gerade die erste Hochzeit ist sehr aufregend und schnell ist mal etwas vergessen. Im Gegensatz zu einem Business-Shooting, das man gegebenenfalls wiederholen könnte, ist das bei einer Hochzeit nicht der Fall.

Welche zwei Brennweiten für die Hochzeitsfotografie?

Eigentlich könnte man schreiben, nimm diese zwei Brennweiten für die Hochzeitsfotografie und gut ist das, aber so einfach ist das nicht, aus bereits angesprochenen Gründen und hinzu kommen noch einige andere Punkte. Aber by the way, ich nutze für Hochzeiten, egal ob Standesamt oder Kirche, das RF 28-70mm F2L USM an einer Canon R6 und das RF 70-200mm F2,8L IS USM an einer R5.

Damit decke ich von 28-200mm Brennweite ein ziemlich breites Feld ab. Dazu habe ich aber noch ein Weitwinkel mit, das Canon RF 15-35mm F2.8L IS USM. Manche Standesämter sind so klein, dass ein Weitwinkel genutzt werden muss, wenn man nicht nur Portraits machen möchte. Da habe ich gleich einige Standesämter im Kopf, bei denen ein Weitwinkel auf jeden Fall mit im Foto-Rucksack sein sollte.

Wofür eine kleine Brennweite bei der Hochzeitsfotografie?

Kleine Brennweite zum Beispiel für Gruppenbilder. Eine kleine Brennweite nutzt man häufig dann, wenn man nah dran ist oder wenig Platz hat, zum Beispiel, wenn man mitten im Getümmel ist oder in einem kleinen Raum. Mit einem Weitwinkel ist man etwas präsenter, da man meist nah am Geschehen ist. Wenn man eine ganze Gesellschaft mit einer kleinen Brennweite aufnehmen möchte, geht man ein bisschen weiter weg, also so viel zum Thema nah dran. Ich mag dafür das 28-70mm sehr gerne.

Das 15-35mm, wenn ich auf engem Raum agieren muss und trotzdem viel draufhaben möchte. Ich bin kein großer Fan von zu weitwinklig, da dadurch Gesichter und Gliedmaßen verzerrt werden, bei kleiner Distanz. Das relativiert sich wieder, wenn man sich weiter entfernt. Dazu gibt es diverse Beispiele im Netz, einfach mal schauen, was welche Brennweite macht. Wie erwähnt, die Brennweite kann auch als Bildstil genutzt werden, und daher ist das eine nicht besser als das andere, man muss nur wissen, wie man sie einsetzt.

Wofür nutzt man eine große Brennweite bei Hochzeiten?

Große Brennweite für Portraits und Detailaufnahmen. Ein Teleobjektiv mit 70-200mm nutze ich, um unbemerkt Bilder aus der Entfernung zu machen. Mit dem Abstand weiß meistens die fotografierte Person nicht, dass sie fotografiert wird, es sei denn, sie hat dich erspäht. Die Brennweite 70-200mm nutze ich auch für Detailaufnahmen, mit sehr weichem Ausläufer (einem weichen Bokeh). Bilder vom Hochzeitspaar mache ich damit auch sehr gerne, weil man damit wunderbar das Paar freistellen kann. Das setzt voraus, dass man genügend Tiefe hat und sich nicht gleich hinter den beiden etwas befindet. In der Kirche setze ich es ein, um aus der Distanz Emotionen einzufangen.

Wie transportiert man die Brennweiten?

Auch das kann von bis sein. Die einen haben Umhängegurte um, an denen jeweils ein Body mit einer Brennweite hängt. Oder an speziellen Tragegurten hängt ein weiteres Objektiv oder mehrere und der Fotograf wechselt von einer Brennweite zur anderen. Das ist Geschmacksache, ich bevorzuge es, gleich die richtige Brennweite am Body zu haben, um mir Zeit zu sparen. Klar, ein weiterer Body kostet Geld, aber gleichzeitig ist eine Zweitkamera auch ein Backup. Muckt eine Kamera, kann man immer noch auf die Zweite switschen. Ich transportiere meine Ausrüstung immer in einem Fotorucksack.

Welcher Fotorucksack ist der Richtige?

Qualität und Langlebigkeit sind mir sehr wichtig. Deswegen gebe ich lieber etwas mehr aus, als bei schlechter Qualität zu früh neu kaufen zu müssen. Aber keine Frage, alles, was du täglich in Gebrauch hast, sind Gebrauchsgegenstände, und wenn du mit der Hochzeitsfotografie oder generell der Fotografie anfängst und damit Geld verdienen möchtest, solltest du dir immer wieder etwas an die Seite legen, für die nächste Ausrüstung, denn die hält nicht ewig. Gerade die Kamerabodys sind nach etlichen Auslösungen irgendwann auf. Aber zurück zum Foto-Rucksack. In über zehn Jahren habe ich einiges durch, von klein bis groß, von erschwinglich bis teuer. Letztendlich bin ich bei NYA-EVO gelandet.

Platzwunder der Nya-Evo Rucksack

Lange habe ich gesucht und durch ein Video damals bin ich auf diesen Rucksack aufmerksam geworden. Nicht gerade preisgünstig, aber von guter Qualität. Den Rucksack gibt es in verschiedenen Größen, die in Volumen angegeben werden. Dazu in verschiedenen Farben. Und ganz wichtig, nicht vergessen, den Fotoeinsatz mitbestellen, der ist nämlich nicht mit bei. Damit legt man die einzelnen Fächer fest und die richten sich danach, was du darin transportieren möchtest. Ich habe einen Rucksack mit 60 Litern. Hier bekomme ich alles für die Hochzeitsfotografie rein.

Was ist in meinem Rucksack für die Hochzeitsfotografie?

Ich packe meinen K…. Rucksack, dazu habe ich bereits auch einige andere Artikel geschrieben und eine Checkliste mit aufgeführt, woran man alles denken sollte als Hochzeitsfotograf vor einer Hochzeit. In meinem Rucksack ist, wie oben zum Teil aufgeführt:

• Canon R5 mit RF 70-200mm * F2,8L IS USM
• Canon R6 mit 28-70mm * F2L USM
• Weitwinkel separat RF 15-35mm * F2.8L IS USM
• Blitz: Canon Speedlite EL-1

Dazu Ersatzakkus und diverse Speicherkarten, Reinigungspinsel usw. Mit der Ausrüstung kann ich eine gesamte Hochzeitsreportage fotografieren. Wie am Anfang erwähnt, es kommt immer auf die persönlichen Vorlieben an, wann welche Brennweite für einen die beste oder Richtige ist. Und es gibt kein richtig oder falsch. Ja, okay, wenn ich jetzt mit einem 200-800mm ins Standesamt gehe, wird es etwas schwierig, Aufnahmen zu machen, auf denen man mehr sieht als nur ein Gesicht, wenn das überhaupt möglich ist. Also, ja, so gesehen gibt es doch ein falsch!

Warum das RF 28-70mm und nicht das RF 24-70mm?

Zwar fehlen mir 4mm Brennweite, dafür ist das 28-70mm noch mal etwas lichtstärker als das 24-70mm. Das 28-70mm hat f/2 und das 24-70mm hat f/2.8. Ich habe es gerne lichtstark. Und gerade in Kirchen sind lichtstarke Objektive ein Segen. Bildrauschen lässt grüßen. Kirchen sind meistens nicht sehr gut ausgeleuchtet und ISO hochzuschrauben, heißt mehr Bildrauschen.

Und auch hier ganz klar: Lieber ein Bild mit starken Bildrauschen, als gar kein Bild. Lightroom und Photoshop bietet hierzu jedoch eine gute Option, das Bildrauschen zu entfernen. Das ist jetzt kein Freifahrtsschein, um wahrlos den ISO-Wert hochzuballern, aber dennoch lassen sich damit stark verrauschte Bilder retten. Mein Tipp ist: gleich das perfekte Bild zu machen, um nicht zu viel Arbeit mit der Bildbearbeitung am Ende verbringen zu müssen.

Mit der Fotografie verhält es sich wie mit einer Matroschka-Puppe

Kennst du Matroschka-Puppen? In einer Puppe ist eine weitere Puppe, und so verhält es sich in der Fotografie. Schaust du auf einen bestimmten Bereich, befindet sich immer etwas weiteres dahinter, was man beachten sollte oder könnte. Die Hochzeitsfotografie wie auch verschiedene andere Bereiche, wie zum Beispiel die Makrofotografie, sind sehr komplex und vielschichtig. Aber wie mit allem, einfach Learning by Doing. Je häufiger du etwas machst, desto mehr Erfahrung sammelst du und weißt irgendwann, was in der jeweiligen Situation zu tun ist. Ich wünsche Dir dabei viel Spaß und stets gutes Licht.

Dir hat etwas gefehlt? Dann schreib mir gerne eine E-Mail und ich schaue, dass ich diesen Artikel damit das nächste Mal ergänze!