Wie Du die Blende richtig einstellst
Wofür genau ist die Blende zuständig?
Fotografen werden des Öfteren gefragt: „Mit welchen Einstellungen hast du dieses Bild gemacht?“ Eine dieser Einstellungen ist die Blende. Wofür genau ist die Blende zuständig?
Die Blende beeinflusst unter anderem die Menge an Licht, die durch das Objektiv in die Kamera gelangt. Die Größe der Blende beeinflusst auch die Belichtungszeit eines Bildes. Eine große Blende (niedrigere Blendenzahl) lässt mehr Licht durch und ermöglicht es, Bilder mit einer kürzeren Belichtungszeit aufzunehmen. Eine kleine Blende (hohe Blendenzahl) lässt weniger Licht rein und zieht eine längere Belichtungszeit nach sich, um das Foto ausreichend zu belichten.
Mit der Blende bestimmst Du ebenso die Tiefenschärfe. Eine große Blende (niedrige Blendenzahl) führt zu einer geringeren Tiefenschärfe, während eine kleine Blende (hohe Blendenzahl) eine größere Tiefenschärfe erzeugt. Das bedeutet, dass bei einer großen Blende nur ein kleiner Bereich des Fotos scharf wird, während der Rest unscharf ist, was zu einer stärkeren Betonung des Hauptmotivs führen kann, wie zum Beispiel bei Portraits.
Ein wenig verwirrend ist, dass es sich mit den Werten etwas widersprüchlich verhält. Mit zunehmender Größe f/8, f/12 …usw. wird die Öffnung kleiner. Besonders interessant ist die Möglichkeit, nur bestimmte Bereiche im Foto scharf zu stellen. Eine Person zum Beispiel und den Hintergrund unscharf werden zu lassen (weiches Bokeh). Wofür die Blende nun genau zuständig ist und wie Du mit ihr Dein Bild gestalten kannst, verrate ich Dir im nachfolgenden Artikel.
Der Umgang mit Deiner Kamera und der ISO
Warum Du Dich mit Deinen Kameraeinstellungen im Vorwege auseinandersetzen solltest ist relativ einfach erklärt: Du siehst eine Situation und möchtest schnell ein Bild machen. Wenn Du jetzt erstmal nachdenken musst: „Wie, Was und Wo“ Du an Deiner Kamera einzustellen musst, ist die Situation auch bereits vorüber.
Kurz gesagt: Wissen spart Dir Zeit
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Was passiert beim Öffnen und Schließen der Blende?
Beim Öffnen der Blende werden Lamellen, die den Lichteinfall regulieren, weiter auseinander bewegt, was die Öffnung vergrößert und mehr Licht in die Kamera lässt. Beim Schließen der Blende werden die Lamellen enger zusammengeführt und die Öffnung verkleinert sich, wodurch weniger Licht in die Kamera gelangt.
Über die Blende kannst Du steuern, wie viel Licht auf den Bildsensor fallen soll. Die Bildsensoren in Deiner Kamera benötigen eine bestimmte Menge Licht, um alle Bereiche des Bildes kontrastreich darzustellen. Je größer die gewählte Öffnung (kleiner Wert „f“.), desto mehr Licht fällt auf den Sensor. Umgekehrt gelangt weniger Licht auf den Sensor, wenn die Öffnung geschlossen wird (großer Wert „f“).
Merk Dir einfach: Viel Licht bei einer kleinen Blendenzahl, wenig Licht bei einer großen Blendenanzahl
Holstentor in Lübeck. Kameraeinstellung: Blende f/6.7, ISO-100, Belichtungszeit: 1/250 Sekunde, Brennweite 35mm, Kamera Nikon D7100.
Was ist die Besonderheit der Blende bei Teleobjektiven?
Eine Besonderheit von Teleobjektiven ist, dass sie in der Regel eine geringere maximale Blendenöffnung haben, im Vergleich zu Standard- oder Weitwinkelobjektiven. Das bedeutet, dass es weniger Licht einlassen kann. Dies kann ein Nachteil sein, besonders bei schlechten Lichtbedingungen, da die Belichtungszeit länger sein muss, um ein Bild ausreichend zu belichten.
Es gibt jedoch auch Vorteile einer geringeren maximale Blendenöffnung bei Teleobjektiven. Einer davon ist, dass sie in der Regel eine höhere Schärfe und Auflösung haben, insbesondere in den Randbereichen des Bildes, was dazu beiträgt, dass entfernte Objekte klarer und detaillierter dargestellt werden.
Ein Beispiel eines lichtschwachen Teleobjektives
Schaust Du Dir zum Beispiel das Objektiv von Sigma 18-250mm F3.5-6.3 an. Wird Dir auffallen, dass die Blende mit F3.5-6.3 angegeben ist? Vorab eine kurze Erläuterung zur Brennweite „18-250mm“: Die Brennweite ist bei Objektiven mit „Millimeter – mm“ angegeben. Wenige Millimeter – kleine Brennweite, viele Millimeter – große Brennweite. Umso größer die Brennweite Deines Objektivs, desto geringer ist der Bildausschnitt, je kleiner die Brennweite (wie zum Beispiel bei Weitwinkelobjektiven), desto mehr bekommst Du aufs Bild.
Das heißt, dass sich mit zunehmender Brennweite der Vergrößerungsfaktor verändert. Zum genannten Objektiv, je nachdem welche Brennweite gewählt wird, verändert sich die Blende. Bei 18mm hast Du noch F/3.5 zur Verfügung, bei 250mm nur noch F/6.3. Somit benötigst Du beim Heranzoomen mehr Licht auf den Lichtsensoren. Hochwertige Teleobjektive haben meist eine durchgängige Blende zum Beispiel beim Sigma 70-200 mm F/2.8.
Wie Du die perfekte Blende für Deine Fotos findest
Eine wichtige Entscheidung die Du als Fotograf vor jedem Bild treffen musst, ist die Wahl der richtigen Blende. Die Blende beeinflusst maßgeblich Dein Bild und damit den Look. Egal, ob Du ein Landschaftsfoto machst oder ein Portraitbild – die richtige Blende kann den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und einem großartigen Foto ausmachen.
Warum ist es wichtig, die richtige Blende zu finden?
Die Wahl der richtigen Blende ist wichtig, da sie direkt die Belichtung und die Tiefenschärfe des Fotos beeinflusst. Die richtige Belichtung ist entscheidend für ein gutes Foto, da ein unter- oder überbelichtetes Foto in der Regel nicht gut aussieht und oft nicht mehr zu retten ist. Die Wahl der richtigen Blende hängt auch von der Situation ab, in der das Bild aufgenommen wird.
Kurz gesagt, die Wahl der richtigen Blende ist entscheidend für die Qualität und das Aussehen des endgültigen Bildes und erfordert ein gutes Verständnis des Zusammenspiels von Licht, Belichtung, Schärfe und Perspektive.
Wie man die perfekte Blende für Fotos findet
Wenn Du die perfekte Blende für Deine Fotos finden möchtest, gibt es mehrere Dinge zu beachten. Zuerst solltest Du Dir überlegen, wie soll das fertige Bild aussehen. Gibt es ein Objekt das Du hervorheben möchtest oder soll alles möglichst im Bild scharf sein? Danach kannst Du anfangen die Werte anzupassen, für Belichtungszeit und den ISO-Wert; hierbei solltest Du immer versuchen, möglichst niedrige Werte zu verwenden um ein möglichst geringes Bildrauschen zu erzeugen. Der Wert kann je nach Modell variieren. Mit hochwertigen Kameras sind auch Werte bis 1.000 und höher kein Problem.
Als Nächstes stellst Du Deine Blende ein; je offener sie ist zum Beispiel f/2.8, desto mehr Licht bekommst Du in das Bild und je geschlossener sie ist zum Beispiel f/11, desto mehr Bereiche des Bildes werden scharf und das Bild wird dunkler. Experimentiere einfach mal und vergleiche die Ergebnisse.
Verstehe deine Kamera
Es ist wichtig zu verstehen, wie Deine Kamera funktioniert. Damit Du bei einem Bild nicht lange überlegen musst, welche Werte einzustellen sind. Je besser Du den Umgang mit Deiner Kamera beherrscht, desto leichter wird es sein, die richtige Blende für Dein Foto auszuwählen.
Grundlagen der Belichtung
Nachdem Du verstanden hast, wie Deine Kamera funktioniert, kannst Du Dich mit den Grundlagen der Belichtung vertraut machen. Um ein gutes Bild zu erhalten, musst Du das richtige Verhältnis von ISO-Sensitivität (Helligkeit), Verschlusszeit (Bewegung) und Apertur (Tiefenschärfe) finden. Mit dieser Information im Hinterkopf kannst Du beginnen, nach der perfekten Blende für Dein Foto zu suchen.
Lichtbedingungen berücksichtigen
Licht ist in der Fotografie alles. Was hast Du für ein Umgebungslicht, für Dein Bild? Bist Du in der Mittagssonne oder ist es bereits abends und schummrig draußen? Die Lichtbedingungen beeinflussen Deine Kameraeinstellungen. Wenn Du die Blende weißt, die Du verwenden möchtest, ergeben sich danach die weiteren Werte. Hast Du dazu die Verschlußzeit gewählt, ist das letzte Mittel, das Du jetzt noch nutzen kannst, wenn Du zum Beispiel zu wenig Licht hast, die ISO hochzuschrauben.
Eine kleine Praxisübung
Klingt das alles ein bisschen kompliziert? Probiere es selbst kurz aus! Schnapp Dir Deine Kamera, fokussiere ein Objekt in Deiner unmittelbaren Umgebung. Arbeite nur mit der Blendeneinstellung für diese Praxisübung (Einstellrad). Je mehr Du das Rad nach rechts drehst, desto mehr wird sich Deine Belichtungswaage nach links bewegen. Wenn Du das Rad nach links drehst, bewegt sich die Waage nach rechts.
Zusammenfassung
- Große Blendenöffnung = ein kleiner Bereich wird scharf abgebildet – es wird wenig Licht benötigt
- Kleine Blendenöffnung = ein großer Bereich wird scharf abgebildet – es wird viel Licht benötigt
Schrauben mit verschiedenen Blenden fotografiert
f/2.8 : Die erste Schraube links ist gut zu erkennen, die weiteren drei Schrauben sind noch verschwommen.
f/4 : Die zweite Schraube wird langsam schärfer. Der Rest dahinter ist immer noch unscharf.
f/8 : Mehr und mehr werden alle der vier Schrauben sichtbar und schärfer.
f/11 : Nun ist auch fast die letzte Schraube scharf. Ein wenig fehlt noch.
Mit der Blende die Schärfentiefe festlegen
Hast Du das vorstehende verstanden, bist Du bereits einen riesen Schritt weiter. Mit allem was Du dazu lernst, wirst Du noch mehr Freude am Fotografieren haben. Jetzt erkläre ich Dir, wie Du mit der Blende die Schärfe Deines Bildes beeinflussen kannst. Mit einer kleiner werdenden Blende werden Teile um das anfokussierte Objekt schärfer. Zur Wiederholung: Mit jeder Blendenstufe gewinnst Du etwas mehr Schärfe f/1.8, f/3.5 ….f/8.
Blende wird kleiner – Bild wird schärfer
Die Blende schließt sich, das Bild wird schärfer. Ein Spruch der mir seit jeher im Kopf hängengeblieben ist: „Blende 8, wenn die Sonne lacht“. Natürlich ist es keine Blende für jede Lichtsituation bei Sonne, aber Du kannst es als Anhaltswert nehmen. Über die weiteren Einstellungen, wie Belichtungszeit, ISO und Belichtungsmessung regelst Du den Rest. Wie Du die Belichtungszeit richtig einstellst, habe ich in meinem Artikel „Belichtungszeit richtig einstellen“ erklärt.
Anwendungsbereiche der Schärfentiefe
Schärfentiefe in der Landschaftsfotografie
Ein Bereich in dem meistens alle Bereiche scharf sein sollen, ist die Landschaftsfotografie, mit einer kleinen Blende (Blende – z.B. ab f/8). Um möglichst viel aufs Bild zu kriegen, werden Weitwinkelobjektive eingesetzt. Diese Objektive gewährleisten eine große Schärfentiefe und Lichtstärke.
Anwendungsbereich in der Portraitfotografie
Um ein möglichst weiches Bokeh hinter einer Person abzubilden, wird in der Portraitfotografie mit großen Blenden gearbeitet. Ein bevorzugtes Objektiv in der Portraitfotografie ist das 85mm. Ebenfalls mit einer hohen Lichtstärke. Mein Lieblingsobjektiv ist in der Portraitfotografie das Nikon Nikkor AF-S Objektiv – 85 mm – F/1.4.
Kleine oder große Blende – Weitere Beispiele
Bitte beachte, dass die Schärfe von weiteren Faktoren abhängig ist, z.B.: Wie Entfernung zum Objekt und Objektiv (Brennweite).
- Schärfebereich nur auf die Augen einer Person legen – große Blende, für einen kleinen Bereich – bis Blende f/4
- Gruppenbild. Personen stehen versetzte (mehreren Reihen) – Mittlere Blende – f/4 bis f/8
- Landschaftsbild, alles soll scharf auf dem Bild sein – kleine Blende – ab f/8
Fazit: Du siehst, das mit zunehmender Größe der Blende mehr Details auf dem Bild zu erkennen ist! Und nun los! Schnappe Dir die Kamera und probiere aus. Bei der ganzen Theorie lernst Du am besten, in dem Du es gleich in die Praxis umsetzt.