„Zu viel Licht mehrt den Wert des Schattens“ – was der deutsche Dichter und Schriftsteller Erich Limpach wohl eher philosophisch meinte, kann mitunter auch auf die Fotografie zutreffen. Dabei geht es vor allem um das Stichwort „Available Light“. Was genau unter „Available Light“ zu verstehen ist und wie Du besonders gut damit arbeiten kannst, möchte ich Dir nachfolgend näher bringen.
Available Light – Einsatz von natürlichem Licht
Seiteninhalt
- Available Light – Einsatz von natürlichem Licht
- Herausforderungen und Tipps zu Available Light
- Tipp 1: Die richtige Einstellungsbalance finden
- Tipp 2: Geh nah ran und fotografiere weitwinkliger
- Tipp 3: Nutze ein Stativ
- Tipp 4: Neutraldichtefilter verwenden (ND-Filter, Graufilter, Neutralfilter)
- Wann wird Available-Light in der Fotografie genutzt?
- 1. Portraitaufnahmen im Freien
- Weitere Tipps zum Fotografieren bei natürlichem Licht :
- 2. Innerhalb von Gebäuden Available Light nutzen
„Available Light“ stammt aus der englischen Sprache und beschreibt grundsätzlich vorhandenes oder verfügbares Licht. Als Fachbegriff in der Fotografie ist darunter eine Bildsituation gemeint, in der nur das verfügbare Licht der Umgebung genutzt wird. Der Fotograf verzichtet also auf zusätzliche Lichtquellen, wie zum Beispiel einen Blitz. Available Light kann aus ganz unterschiedlichen Quellen stammen:
- Sonnenlicht
- Lampenlicht in der Umgebung
- Kerzenlicht in der Umgebung
- Indirekte Beleuchtung durch Scheinwerfer oder andere Gebäude
Herausforderungen und Tipps zu Available Light
Wenn Du mit dem vorhandenen Licht auskommen musst/möchtest oder sich aus der Lichtsituation besonders schöne Motivmöglichkeiten ergeben, stellt es Dich als Fotograf vor besondere Herausforderungen. Nachfolgende Tipps sind als Hilfestellung für Dich gedacht um Deinem perfekten Bild möglichst nah zu kommen:
Tipp 1: Die richtige Einstellungsbalance finden
Für eine perfekte Belichtung, musst Du die perfekte Balance aus Blende, ISO und Belichtungszeit finden. Mit einer größer werdenden Blendenöffnung, verlierst Du Tiefenschärfe. Mit zunehmendem ISO-Wert tritt Bildrauschen auf und mit einer kürzeren Belichtungszeit besteht die Gefahr des Verwackelns (Bildrauschen). In so einer Situation musst Du entscheiden, welche Wahl das kleinere Übel für Dich und Dein Motiv ist. Wichtig ist was Du mit Deinem Motiv aussagen möchtest (Bildaussage).
Tipp 2: Geh nah ran und fotografiere weitwinkliger
Bei wenig Licht stößt Du irgendwann ohne Stativ an Deine Grenzen. Gerade wenn Du mit einer langen Brennweite fotografierst. Mit einem 400mm Objektiv benötigst Du eine Belichtungszeit von 1/400 (um ein verwacklungsfreies Bild zu erhalten). Natürlich kannst Du hier die Blende weiter öffnen, aber wie erwähnt zu Lasten der Tiefenschärfe.
Tipp 3: Nutze ein Stativ
Mit einem Stativ ist es Dir möglich, längere Belichtungszeiten zu nutzen. Sofern Du einen festen Stand hast, dazu noch eine Fernbedienung nutzt, minimierst Du die Gefahr des Verwackelns. Bewegende Elemente festzuhalten bei einer längeren Belichtungszeit ist kaum möglich. Das kann für Deine Bildaussage dennoch sehr interessant sein. Das Licht von vorbeifahrenden Autos (Scheinwerfer und/oder Rücklicht) ist ein schönes Motiv. Zum Beispiel von einer Brücke auf die Autobahn runterfotografiert. Mit einer längeren Belichtungszeit hast Du zwei Leuchtspuren auf Deinem Bild. Auf der einen Seite rot und auf der anderen Seite weiß. Probiere und experimentiere herum, welche Einstellung(en) Dir die perfekte Bildaussage liefert.
Tipp 4: Neutraldichtefilter verwenden (ND-Filter, Graufilter, Neutralfilter)
Available Light heißt zur Verfügung stehendes Licht, also auch zu viel Licht. Wenn zu viel Licht vorhanden ist und dadurch alle Kontraste schluckt, ist der Einsatz eines ND-Filters ratsam. Der verändert die Farben nicht und verleiht dem Bild mehr Kontrast. Zu den komplett einfarbigen ND-Filtern, gibt es auch die Verlaufsfilter (Grauverlaufsfilter), die zum Beispiel den Himmel etwas abdunkeln und somit den Wolken mehr Zeichnung geben. Bei Landschaftsaufnahmen ist meist der Himmel überbelichtet und das Motiv unterhalb des Horizonts zu dunkel. Graufilter gibt es in verschiedenen Abstufungen. Je nach Situation und Deiner Wahl, lassen sich gewünschte Belichtungen und Stimmungen erzielen.
Wann wird Available-Light in der Fotografie genutzt?
Die Gründe für die Available-Light Fotografie können vielfältig ausfallen. Zum einen sollte dabei natürlich schlicht und einfach die Situation selbst genannt werden. Wenn Du Bilder von einer Hochzeit oder einer Taufe machst, kann ein Blitzlicht bei der Zeremonie sehr störend sein. In solchen Situationen ist unangebracht mit selbst eingebrachten Belichtungsquellen zu arbeiten. Darüber hinaus gibt es jedoch auch fotografische und künstlerische Aspekte, die für die Nutzung von Available Light sprechen.
1. Portraitaufnahmen im Freien
Portraitaufnahmen im Freien bieten tolle Möglichkeiten um mit natürlichem Licht zu arbeiten. Je nach Wohnort oder umliegender Umgebung, kannst Du Felder, Wiesen, Meer oder Grünanlagen in den Städten als Stimmung in Dein Bild mit einfließen lassen.
Neben der Nutzung größerer Schattenflächen wie Wänden oder Bäumen, um Dein Model gut positioniert auszuleuchten, ist auf freier Ebene die Sonne oftmals ein Problem. Am höchstem Punkt des Tages ist sie am erbarmungslos und frisst einen Großteil der Farben und Kontraste. Dennoch sollte die Sonne nicht verteufelt werden. Mit ihr lassen sich traumhaft, weiche Bildstimmungen zaubern. Dafür stellst Du das Model genau vor die Sonne. Aufgrund des sehr hellen Hintergrunds habe ich sehr gute Erfahrungen mit einer Spot-/Selektivmessung (Belichtungsmessung) im Gesicht gemacht, damit erhältst Du ein sehr weiches Bokeh des Bildes. Durch das helle Licht, kann Dein Autofokus an seine Grenzen stoßen und das fokussieren ist schwer möglich oder dauert endlos lange. Wechsle hier auf manuelle Fokussierung.
Weitere Tipps zum Fotografieren bei natürlichem Licht :
- Bei Portraitaufnahmen solltest Du für die Aufnahmen immer möglichst nah an Dein Model herangehen. Schließlich steht das Gesicht Deines Models im Fokus und ist in den meisten Fällen für die Bildaussage verantwortlich.
- Zudem ist es natürlich wichtig, dass Dein Modell später die Fotos auch im gewünschten Sinne nutzen kann. Aus diesem Grund frage ich vorher stets nach, wozu die Portraitaufnahmen angefertigt sollen.
- Ist das Model nicht korrekt ausgeleuchtet, lässt sich durch die Zuhilfenahme eines Faltreflektors mehr Licht auf das Model werfen. Gut wäre hier eine zweite Person, die das Licht auf dem Model positioniert und Du Dich aufs Foto machen konzentrieren kannst. Ist zu viel Sonne im Spiel, gibt es Reflektoren mit verschiedenen Überzügen, so dass Du einige als Diffusor nutzen kannst. Dadurch gelangt weniger Licht auf Dein Model. Ähnlich dem Effekt einer Gardine, wenn Du Indoor fotografierst.
2. Innerhalb von Gebäuden Available Light nutzen
Innerhalb von Gebäuden spielt natürlich vor allem die Frage nach der Richtung der Lichtquelle eine sehr große Rolle. Normalerweise kommt das Licht nur von der Fensterseite, wobei auch noch einige andere Aspekte wichtig sind:
- Farbe der Wände: Helle Wände reflektieren das Licht im Raum und sorgen dafür, dass das Licht durch die Wände reflektiert wird. Dunkle Wände absorbieren das Licht hingegen und zeigen genau auf, woher es kommt. Dies kann letztlich aber für Aufnahmen mit einem ganz besonderen Charme sorgen. Probiere es einfach einmal aus und schau Dir die Ergebnisse an!
- Größe der Fenster: Je größer die Fenster eines Raumes, desto stärker und großflächiger ist nutzbare Lichtquelle. Kleinere Fenster sorgen hingegen gerade bei Sonnenschein für recht fokussiertes Licht. Eine Gardine vor dem Fenster erzeugt ein weicheres Licht. Oder nutze einen dunklen Vorhang für eine Führung und Positionierung des Lichts auf dem Model.
Der große Vorteil von Portraits mit Available Light in Gebäuden besteht darin, dass im Normalfall von oben kein Licht eintritt. Dies minimiert Augenränder und hilft Dir somit, ganz natürliche und dabei makellose Fotos einer Person zu machen. Kommt Licht doch von oben, nehmt einen Reflektor oder eine weiße Styroporplatte und hellt das Gesicht von unten etwas auf, um unschöne (ungewollte) harte Schatten im Gesicht (Augenbereich) zu minimieren.
Fazit: Das Arbeiten mit Available Light ist besonders. Mit natürlichem Licht lassen sich stimmungsvolle Bilder zaubern. Wenn Du tolle Orte in Deiner Umgebung kennst, probiere Dich vor Ort aus, sowohl in den Morgen- als auch in den Abendstunden. Wenn Du Portraitaufnehmen von Dir selbst mit ganz besonderem Charme haben möchtest, melde Dich bei mir! Zusammen schaffen wir geschmackvolle und besondere Momentaufnahmen!