Folge mir auf:
Fotograf Lübeck Andre Leisner
Bekannt aus:

NDR

VOX

Focus

Dumont

Possehl Stiftung

Bekannt aus

NDR | Focus | Dumont Verlag | VOX

Du bist hier: Startseite » Fotografie BLOG » Sonstiges in Sachen Fotografie » Digital, modern, praktisch – oder doch nicht?

Digital, modern, praktisch – oder doch nicht?

Warum Lübecks neue digitale Passbild-Übertragung noch auf sich warten lässt (und was ich als Fotograf damit zu tun habe).

Digitale Passbildübertragung ab 1. Mai 2025
Digitale Passbildübertragung ab 1. Mai 2025

Die schöne neue digitale Welt – und die Realität vor Ort

Wer in Lübeck umzieht oder einen neuen Ausweis beantragen möchte, braucht starke Nerven. Nicht wegen der Kartons oder der Nachbarn – sondern wegen der Bürokratie. Eigentlich sollte es ab dem 1. Mai 2025 alles viel einfacher werden: Ein zentrales System zur digitalen Übertragung von Passbildern soll das Beantragen von Ausweisdokumenten erleichtern. Kein Mitbringen von ausgedruckten Fotos mehr. So jedenfalls die Idee. Aber Achtung – ein Missverständnis hält sich hartnäckig: Nein, der Behördengang entfällt (zumindest aktuell) nicht vollständig.

Was konkret möglich sein soll: Bestimmte Daten – insbesondere biometrische Passbilder – können künftig durch einen Fotografen oder eine Fotostation digital an das Bürgeramt übertragen werden. Der Bürger erhält daraufhin einen QR-Code, mit dem er sich beim Amt verifizieren kann.​ Das ersetzt aber nicht das persönliche Erscheinen zur Beantragung eines Ausweises oder zur Abgabe einer Unterschrift. Und auch nicht die eigentliche Ummeldung im Sinne des Wohnsitzes – zumindest nicht zum aktuellen Stand der Entwicklung. ​

Warum das trotzdem ein riesiger Schritt ist

Für uns Fotografen bedeutet das: Wir werden ein Stück weit zum technischen Bindeglied zwischen Bürger und Behörde. Das neue System erlaubt es uns, das Passbild direkt in das zentrale System zu übertragen – und das bringt gleich mehrere Vorteile: ​

  • Direkte Rückmeldung, ob das Bild den biometrischen Vorgaben entspricht
  • Keine Ablehnung mehr beim Amt, weil das Bild nicht passt
  • QR-Code zur Identifizierung, der Missverständnisse reduziert
  • Zeitersparnis, weil der Kunde keine Fotos mehr ausdrucken oder mitbringen muss

Aber – und das ist der Knackpunkt: Eine Bildretusche ist tabu.

Keine Bildbearbeitung mehr bei Passbildern erlaubt
Keine Bildbearbeitung mehr bei Passbildern erlaubt

Bildbearbeitung nicht mehr erlaubt – neue Regeln für biometrische Passbilder

Forensische Bildprüfung – und was das für Fotografen bedeutet

Ab dem 1. Mai 2025 gilt deutschlandweit: Kein Bild, das retuschiert wurde, darf mehr für hoheitliche Dokumente verwendet werden.

Was heißt das konkret?

  • Selbst kleinste Eingriffe – wie das Entfernen eines Pickels oder das Glätten der Haut – können zur Ablehnung führen.
  • Eine forensische Prüfung kann jegliche Bildmanipulationen erkennen.

Wird festgestellt, dass ein Bild manipuliert wurde, drohen für den Fotografen ernsthafte Konsequenzen: ​

  • Ausschluss aus dem digitalen Passbild-Übertragungsverfahren​
  • Verlust der Berechtigung, Passbilder für offizielle Dokumente zu liefern​
  • Eventuell sogar rechtliche Schritte​

Ringfoto hat in mehreren Mitteilungen deutlich gemacht, dass die Verantwortung voll beim Fotografen liegt – wer retuschiert, riskiert seinen Zugang und seine Reputation. ​

Passbilder beim Fotografen
Passbilder beim Fotografen

Warum trotzdem zum Fotografen – statt zum Automaten?

Vielleicht fragst du dich: Warum soll ich überhaupt noch zum Fotografen gehen, wenn das Bild nicht mehr bearbeitet werden darf?

Ganz einfach: Weil gute Fotografie mehr ist als Bildbearbeitung.

Ich kann mit Licht, Perspektive und Stimmung viel mehr herausholen als jeder Passbildautomat. Ich nehme mir Zeit, gehe auf dich ein – und sorge dafür, dass du dich vor der Kamera wohlfühlst. Selbst wenn das Bild technisch „nur“ für einen Ausweis gedacht ist – es bleibt ein Bild von dir. Und das sollte gut sein.

Was ist überhaupt geplant?

Die digitale Passbild-Übertragung – Idee und Hintergrund

Hinter dem ganzen Vorhaben steckt das neue Bundesmeldegesetz (BMG). Deutschland möchte (endlich) digitaler werden. Behörden sollen moderner auftreten, Abläufe effizienter gestalten und Bürger entlasten. ​Konkret sollen künftig bestimmte Services – wie die Adressänderung nach einem Umzug – online erledigt werden können. Der persönliche Gang zur Behörde wird dadurch nicht komplett abgeschafft, aber deutlich verschlankt. ​

Das Ziel:

  • Mehr Flexibilität für die Menschen
  • Weniger Papierkram
  • Weniger Wartezeiten
  • Einheitlicher Prozess für ganz Deutschland

Auch Lübeck ist – wie alle Kommunen – verpflichtet, das Verfahren umzusetzen.

Digitale Passbildeinreichung 2025
Digitale Passbildeinreichung 2025

Wo liegt derzeit das Problem?

Zwischen Software, Schnittstellen und „Es könnte alles so einfach sein…“

Ich stelle mir Digitalisierung oft einfach vor: Da wird eine Software entwickelt, getestet, bereitgestellt – und los geht’s. Tja: Willkommen im echten Leben. Laut der offiziellen Pressemeldung der Hansestadt Lübeck verzögert sich die Einführung des Systems aktuell aus mehreren Gründen:

1. Technische Änderungen in letzter Minute

Die vom Bund bereitgestellte Software wurde kurz vor dem geplanten Start nochmals geändert. Das bedeutet für Kommunen wie Lübeck: Bereits umgesetzte technische Vorbereitungen müssen wieder überarbeitet werden. Das ist ungefähr so, als hätte ich ein komplettes Shooting nach Kundenwunsch umgesetzt – und kurz vor Abgabe heißt es: „André, wir machen doch alles ganz anders.“

2. Fehlende rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen

Die Stadt Lübeck betont: Ohne rechtssichere Rahmenbedingungen wird nichts freigeschaltet. Und das ist auch richtig so – immerhin geht es hier um sehr persönliche Daten. Solche Prozesse müssen zu 100 % rechtskonform sein, sonst wäre das Vertrauen der Bürger direkt dahin. Lieber etwas länger warten – dafür aber sicher und sauber umgesetzt.

Und was hat das alles mit mir als Fotograf zu tun?

Ganz einfach: Ich bin mitten drin. Ich habe mich schon vor Wochen auf das neue Verfahren vorbereitet – Software organisiert, Prozesse durchdacht, Gespräche mit Anbietern geführt. Technische Infrastruktur geschaffen. Und dann? Zack – Änderungen – Neue Anforderungen – Wieder alles auf Anfang. Es fühlt sich ein bisschen an wie ein Outdoor-Shooting bei 80% Regenwahrscheinlichkeit: Man plant, packt das Equipment, hat eine super Location – und dann schüttet’s.

Digitalisierung
Digitalisierung

Digitalisierung ist kein Sprint – es ist ein Marathon

Was mich das Ganze lehrt?

  • Digitalisierung ist wichtig
  • Aber sie ist kein Selbstläufer
  • Es braucht Kommunikation, Planung, Verständnis

Ich habe großen Respekt vor den Mitarbeitenden in den Ämtern – denn die stehen zwischen Politik, Softwareanbietern, Bürgern und Medien. Gleichzeitig wünsche ich mir manchmal: mehr Praxisnähe, mehr Austausch mit den Leuten, die solche Systeme später auch nutzen und „am Laufen halten“.

Wann ist es soweit?

Ein konkreter Starttermin für Lübeck? Fehlanzeige. Die Stadt sagt: „Eine Einführung erfolgt erst, wenn ein rechtssicherer Betrieb möglich ist.“ Heißt für mich: Ich warte – aber nicht tatenlos. Ich informiere meine Kunden. Ich bleibe im Gespräch mit Softwareanbietern. Und ich halte meine Webseite aktuell. (Wie mit diesem Artikel.)

Mein Fazit als Bürger (und Fotograf):

Ich bin ein Freund von Effizienz. Von guten digitalen Lösungen. Von Prozessen, die das Leben einfacher machen. Aber: Digitalisierung ist ein Prozess. Und der funktioniert nur, wenn alle Beteiligten gut zusammenarbeiten – mit offenem Ohr, klaren Infos und der Bereitschaft, Fehler zu korrigieren. Und bis dahin? Bleibe ich wachsam. Und fotografiere weiter echte Menschen mit echten Geschichten – und auch mit einer Photoshop-Retusche.

Bleibt neugierig. Bleibt entspannt. Bleibt digital.

Wenn du mehr über das Thema wissen willst – hier geht’s zur offiziellen Meldung der Stadt Lübeck: Zur Pressemitteilung veröffentlicht am 14.04.2025.

Über den Autor:

Ich bin André Leisner – Fotograf aus Lübeck. Ich glaube an ehrliche Bilder, echten Service und einen klaren Blick aufs Wesentliche – mit oder ohne Bürgeramtstermin. Du findest mich zum Beispiel auch auf Instagram oder auf YouTube.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

sechzehn + 14 =

Beitrag teilen