Wie fotografiert man Portraits?
Wie man Portraits fotografiert, werde ich des Öfteren gefragt. Das Wichtigste ist: Deinen Gegenüber abzuholen! Was genau heißt das? Kaum jemand ist sofort entspannt vor der Kamera. Nehme dem Kunden die Anspannung und die Nervosität. Dazu gehört sehr viel Fingerspitzengefühl. Empathie, sich in den anderen reinzuversetzen – was braucht er gerade? Hinzu kommen weitere Anforderungen, die ich in diesem Artikel ansprechen werde. Aber in meinen Augen ist das Wichtigste Spaß – daher könnte ich es abkürzen, in dem ich schreibe: Habt Spaß zusammen!
Warum sollte man Spaß bei der Portraitfotografie haben?
Spaß zusammen heißt eine gute Zeit zusammen zu verbringen. Das ist eine hervorragende Basis für ein tolles Portraitergebnis. Du hast den Job als Portraitfotograf gewählt. Das schließt natürlich das Arbeiten mit Menschen mit ein. Ergo nehme ich an, dass du auch kontaktfreudig bist! Kommunikation ist der Schlüssel, einer der Hauptschlüsselfaktoren! Du bringst somit alles mit: Freude an deiner Arbeit und dem Umgang mit seinem Kunden. Meiner Erfahrung nach beeinflusst ein gemeinsames Lachen positiv die erstellten Portraitbilder. Es ist deine Aufgabe, einen Zugang zu deinem Gegenüber zu finden. Im Gespräch abklopfen, wie du deinem Kunden ein Lachen entlocken kannst. Probiere verschiedene Sachen aus, die für dich funktionieren. Situationskomik, einen Scherz oder einen kleinen Witz. Es muss zu dir passen und sollte nicht aufgesetzt oder auswendig gelernt wirken.
Wie wählt man den passenden Hintergrund für ein Portrait?
Die Chemie zwischen euch stimmt, nur hast du auch auf die anderen grundlegenden Dinge geachtet? Wie dem Hintergrund, Beleuchtung und Bildkomposition? Eigentlich könnte es so einfach sein, aber je genauer man sich mit einem Thema beschäftigt, desto mehr stellt man fest, dass es ziemlich komplex sein kann, einen Menschen zu fotografieren. Auch die Wahl des richtigen Hintergrundes. Meistens steht vor dem Termin fest, welche Art von Portraits es werden soll. Nehmen wir Businessbilder. Eignet sich der von dir angedachte Hintergrund für ein Businessbild? Hast du ein Objektiv, mit dem du eine gute Freistellung hinbekommst? Kann sich der Kunde weit genug vom Hintergrund lösen, so dass du ein schönes, weiches Bokeh zaubern kannst? Ist der Hintergrund für Quer- und Hochformat geeignet? Ich nutze sehr häufig eine Glasscheibe. Die Spiegelung darin von der Umgebung ergibt einen schönen, dynamischen und lebendigen Hintergrund. Aber wie steht es mit dem Licht? Nutzt du Tageslicht oder blitzt du entfesselt?
Welche Art von Licht für die Portraitfotografie?
Fast immer nutze ich einen Blitz. Ich finde die Kontraste mit einem Blitz interessanter. Ob das für dich die richtige Wahl ist, ist von der Art abhängig, wie du und womit du gerne fotografierst. Zum Beispiel habe ich auf diesen Bildern auf dieser Seite mit der Morgensonne zu tun gehabt. Den Kunden konnte ich nicht in die Sonne blickend hinstellen, dann hätte er die Augen nicht aufbekommen. Daher habe ich ihn gegen die Sonne positioniert und den Blitz so eingestellt, dass er mit dem Hintergrund harmoniert. Das setzt natürlich voraus, dass du einen Blitz hast, der genügend Power hat. Ich hatte einen 400er Blitz im Einsatz, das hat ausgelangt. Darauf einen Beautydish, 45 Grad auf den Kunden herabgerichtet. Untere Kante des Blitzes in etwa in Höhe des oberen Brillengestells. Bei Brillenträgern muss man darauf achten, dass sich keine Reflexionen des Blitzes in der Brille ergeben.
Wie sollte man sich hinstellen beim Portraitfoto?
Damit meine ich: Wo soll das Bild eingesetzt werden? Auch das ist am besten kurz am Anfang erfragt. Da man dies bei der Entscheidung des Hintergrundes und beim Aufstellen des Blitzes berücksichtigen sollte. Generell die gesamte Bildkomposition. Rechte oder linke Schulter vorne oder frontal zur Kamera gerichtet. Hoch- oder Querformat: Gibt der Hintergrund die jeweiligen Ausschnitte und Formate her? Wie viel vom Oberkörper soll zu sehen sein? Für Social-Media wird das Bild häufig links eingesetzt. Hier hat man meistens die rechte Schulter etwas nach vorne. Auf dem Lebenslauf (das Bild rechts) hat man die linke Schulter etwas vorne. Gibt es eine Schokoladenseite, dann sollte man die auf jeden Fall ablichten oder mehr in Szene setzen.
Worauf achten bei der Bildkomposition beim Portrait?
Bei einem Portraitbild ist meiner Meinung nach wichtig, dass der Hintergrund nicht ablenkt, dass der Fokus auf das Motiv gerichtet ist. Bei der Bildkomposition, dass der Kunde so positioniert ist, dass er passend für das gewünschte Format steht und darüber hinaus authentisch und sympathisch rüberkommt. Probiere hier auch immer mal wieder Neues aus. Du wirst überrascht sein, was beim Ausprobieren Neues entstehen kann und du es für zukünftige Shootings nutzen kannst. Es kann auch nicht schaden, ein bisschen mehr Futter drum herumzulassen, damit du später das Motiv neu anordnen kannst, je nach Format. Die generative Füllung macht es etwas leichter, einen Bereich aufzufüllen, solltest du doch mal zu knapp beschnitten haben. Aber meistens ergibt sich die Bildkomposition aus dem gewünschten Ergebnis. Social-Media meistens quadratisch (rund), Lebenslauf hoch- oder querformat.
Was sind die richtigen Kameraeinstellungen für die Portraitfotografie?
Wenn ich dir jetzt sage, welche Kameraeinstellungen ich für diese Bilder genutzt habe, wird es dir wenig helfen, da du dazu einen ähnlichen Hintergrund, Sonnenstand, Blitz, Kamera und Objektiv benötigst. Häufig wird für die Portraitfotografie ein 70-200mm Objektiv genutzt oder mein Favorit 85mm. Die Blende musste ich so hoch wählen, dass der Hintergrund nicht ausbrannte. Dementsprechend musste ich auch den Blitz anpassen. ISO auf 100, Verschlusszeit 1/250, Blende auf f/5.6 und den 400er Blitz auf 1/4. Auf dem Beautydish hatte ich noch einen Diffusor. Wir haben um 8:30 Uhr mit dem Shooting angefangen. Bei den Einstellungen spielen die genannten Faktoren eine Rolle. Eben auch, wo du shootest. Drinnen oder draußen, Tageszeit, Wetter: Wo befindet sich die Sonne gerade, mit Available-Light oder vielleicht einem Reflektor? Häufig nutze ich auch eine Blende um die f/2. Hier ist aber stets darauf zu achten, dass du dann kein Close-Up machst, da sonst sehr schnell die Nase oder das Auge, das von einem leicht abgewandt ist, unscharf wird. Sieht meines Erachtens dann nicht so gut aus.
Mein Setup und Kameraeinstellungen für Business-Portraitfotografie
Setup für Portraitfotografie
- Kamera: Canon R5*
- Objektiv: Canon RF 85mm* f/1.2
- Blitz: 400er Neewer* Vision 5TTL
- Stativ: Walimex*
- Lichtformer: Beautydish 55cm* mit Diffusor
Je nachdem, wie ich die Person stelle, positioniere ich den Blitz 1–2 Meter entfernt seitlich vom Kunden. Nehmen wir ein Bild für LinkedIn, rechte Schulter etwas nach vorne geneigt. Kunde lehnt an der Glasfassade, Blitz links von ihm, circa 1,5 Meter entfernt. Power je nach Umgebungslicht: 1/32 oder 1/16.
*Ein Affiliate-Link ist ein spezieller Partner-Verweis, der als Basis für die Berechnung von Vermittlungsprovisionen dient. Mithilfe eines einzigartigen Codes, der in den Link eingebettet ist, kann das werbende Unternehmen (sei es ein Händler oder Werbekunde) eindeutig feststellen, welcher Werbepartner (oft auch als „Affiliates“ bezeichnet) einen Kunden vermittelt hat.
Kameraeinstellungen für die Portraitfotografie
- Blende: f/2.8
- Verschlusszeit: 1/250
- ISO: 100
- Weißabgleich: 5.600 K
- Belichtungsmessung: Mehrfeld
- Autofokus: Augenerkennung
Wie ich schrieb, variieren die Werte auch. Wie hell ist es gerade? Muss ich mit der ISO oder dem Blitz noch etwas höher gehen? Und eben, wie kannst du die Werte nutzen? Das ist natürlich von den angesprochenen Faktoren abhängig. Ausrüstung, Ort und Tageszeit.
Wie bearbeitet man ein Portraitbild?
Ehrlich gesagt ist es ja so: Der Kunde wird sich dein Portfolio angesehen haben und aufgrund deiner gezeigten Referenzen sich für deine Art der Fotografie entschieden haben. Dennoch kann es nicht schaden, auch mal bei anderen Fotografen zu luschern, was die so machen. Gibt es vielleicht einen Stil, der gerade angesagt ist und alle nutzen? Könnte das auch für deine Kunden interessant sein? Entspricht der Stil deinem Geschmack oder würdest du dich unwohl fühlen, diese Art der Bearbeitung durchzuführen? Generell solltest du nichts machen, was dir Bauch- oder Kopfschmerzen bereitet. Ansonsten stelle ich einem Kunden stets alle guten Bilder in einer Galerie zur Verfügung. Nach dem Aussuchen des Kunden schaue ich mir jedes Bild an und bearbeite es. Entferne Hautunreinheiten, rote Flecken und Glanzstellen. Sofern nötig mache ich auch dazu eine kleine Beauty-Retusche. Danach passe ich es von den Tonwerten so an, bis es mir gefällt, und stelle dem Kunden einmal die Originalgröße und Beschnitten für seinen Verwendungszweck entsprechend zur Verfügung.
Fazit: Das ist im groben Überflug die Art, wie ich Portraits fotografiere, eben häufig Businessbilder draußen. Fragst du drei verschiedene Fotografen, wird dir meistens jeder etwas Anderes erzählen. Wenn du als Portraitfotograf gerade erst Fuß fassen willst, schau dir Arbeiten von Portraitfotografen an, die dir gefallen und wie sie zum Ergebnis gekommen sind. Die Augen lassen durch die Reflexionen auch häufig sehr gut erkennen, ob ein Blitz eingesetzt wurde. Manchmal findet man auch die Setups zu den Bildern.
Bei Instagram ist iso1200magazine ganz interessant, da hier auch häufiger die Angaben zu einem Bild stehen, wie Kameraeinstellungen und Blitze etc. Aber wie erwähnt sind das nur Anhaltswerte, denn um einen Look zu reproduzieren, braucht es die gleichen Bedingungen. Ich nehme an, du möchtest nicht nur reproduzieren, sondern deinen eigenen Look kreieren. Aber es ist dennoch nicht verwerflich sich anderswo zu inspirieren und es für deinen Look umzuwandeln. Wie am Anfang erwähnt, hab einfach Spaß an dem, was du tust. Das wird auch dein Kunde merken. Zusammen Spaß und eine schöne Zeit zusammen zu haben, ergibt sehr häufig schöne Bilder!