Fotoausrüstung für Passfotos
Passfotos vom Fotografen
Welche Fotoausrüstung für Passfotos ich nutze, erfährst Du in diesem Artikel. Am Ende der Seite findest Du ein Video, falls Du nicht so viel lesen möchtest. In diesem erkläre ich alle Arbeitsschritte. Zunächst einmal, möchte ich jedoch kurz darauf eingehen, warum Passfotos von einigen Fotografen nicht gerne gemacht werden – und warum Kunden des Öfteren unzufrieden mit dem Ergebnis sind.
Mal eben auf die Schnelle ein Passfoto
Nach unzähligen Passfotos, die ich gemacht habe, komme ich zu der Annahme, dass es häufig mangelnde Zeit und Aufmerksamkeit sind, die dem Kunden seitens anderer Fotografen entgegengebracht werden. Einige Fotografen denken sich wahrscheinlich: „Das Passbild mache ich mal eben schnell und wenn ich Glück habe, generiere ich dadurch ein weiteres Folgegeschäft.“ Wenn man sich jedoch schon bei einem Passfoto keine Mühe gibt, braucht man auf einen Folgeauftrag erst gar nicht zu hoffen, auch wenn die Möglichkeiten begrenzt sind, was Lichtgestaltung, Positionierung und Mimik anbelangt. Hier gibt es strenge Vorgaben für Passfotos. Welche Anforderungen das sind, kannst Du in meinem Artikel: Biometrisches Passbild nachlesen. Aber nun zur Fotoausrüstung für Passfotos und der Software, die ich einsetze.
Künstlerische Freiheiten bei einem Passfoto
Sich hinsichtlich Licht austoben, kann man als Fotograf bei einem Passfoto nicht. Man kann versuchen mit tollen Kontrasten zu arbeiten, aber der Grad der Vorgaben ist sehr schmal und wenn es dann doch mal eine zu starke Kante ist und nicht genug ausgeleuchtet (Schatten zu groß), wird es abgelehnt und der Frust seitens des Kunden ist groß, weil man auf einen Termin sehr häufig sehr lange warten darf. Also am besten doch lieber auf Nummer sicher gehen und gleich richtig ausleuchten. Ein Passfoto ist eben kein künstlerisches Portraitbild.
Ausleuchtung des Passfotos
Um den Hintergrund flächendeckend und gut auszuleuchten, benutze ich zwei 200er Jinbei Blitze. Davor jeweils einen selbstgebauten Abschatter/Aufheller zum Kunden gerichtet. Die Anleitung für den Bau kannst Du in meinem Artikel: „So baust Du einen Aufheller und Abschatter“ nachlesen. Ich finde die Aufsteller klasse, gerade dann, wenn ich Portraits mache und eine Seite leicht aufhellen möchte: Einfach den Aufheller auf Rollen heranziehen und eine Gesichtshälfte aufhellen.
Beauty-Dish als Hauptlicht
Als Hauptlicht nutze ich ein Beauty-Dish, mit einem weißen Überzug, um das Licht etwas weicher zu machen. Im Hintergrund hängt eine graue Pappleinwand auf Rolle. Die Blitze löse ich mit einem daran angeschlossenen Fernauslöser von Yongnuo YN622N aus. Als Kamera nutze ich die spiegellose Nikon Z7. Ich bin inzwischen von Nikon zu Canon gewechselt und habe dazu neue Blitze fürs Fotostudio gekauft.
Das neue Setup für die Passfotos
Ich nutze jetzt drei Neewer Vision 5 TTL. Die beiden Softboxen und der Beauty Dish sind gleichgeblieben. Die Neewer Blitze haben zusätzlich einen Bowens-Anschluss. Warum nutze ich diese Blitze? Sie sind akkubetrieben und ich habe dadurch nicht mehr so viele Kabel im Studio hängen. Anbieter gibt es viele, bei denen gute Blitze erhältlich sind; ich hatte mal einen Artikel über die Neewer gelesen und fand das Preis-/Leistungsverhältnis sehr gut. Akkubetrieben bedeutet auch, dass ich sie für Outdoor-Einsätze mitnehmen kann. Für Bewerbungsbilder beispielsweise nutze ich häufig einen Blitz und den Beauty Dish. Als Kamera nutze ich die Canon R6 mit Funkauslöser, der die drei Neewer Blitze auslöst.
Alte Setup mit Blitzen von Jinbei
Bearbeiten, Anpassen und Ausdrucken der Passfotos
Kleine Anpassungen in Photoshop
Für die Bildbearbeitung von Passfotos nutze ich Photoshop. Wobei man an Passfotos ohnehin nicht viel bearbeiten darf. Zum Beispiel darf das Gesicht über den Verflüssigen-Modus nicht verformt werden. Tabu ist auch eine starke Beauty-Retusche, da dies das biometrische Passbild verfälschen würde. Kleine Anpassungen sind aber natürlich okay. Ich habe noch nie eine Reklamation gehabt, wenn ich einen Pickel oder eine Hautrötung auf einem Passfoto entfernt habe. Ja, eine kleine Retusche kostet Zeit, aber diese Zeit nehme ich mir. Viele Kunden kommen bereits deswegen zu mir, weil auch ein Passbild schön aussehen kann. Nach der Bearbeitung lade ich das Bild im Passbild-Generator hoch und richte es gemäß der biometrischen Maske aus. Danach nur noch ausdrucken und fertig.
Ab und an gibt es kleine weitere Korrekturen, die ich dabei vornehme, wie einen Pickel, dunkle Augenränder oder verwischte Schminke entfernen. Das ist eines der Dinge, die meine Kunden an meinem Angebot schätzen. Zwar sind diese kleinen Anpassungen auf den kleinen Passfotos kaum zu sehen, aber dennoch führe ich diese gerne durch. Das Bild speichere ich im JPG-Format ab, damit ich es im nachfolgenden Programm öffnen kann.
Software: Der Passbild-Generator von Vitalij Schäfer
Die Software finde ich super. Sie ist kinderleicht zu bedienen und das Passfoto ist schnell eingepasst. Dazu öffnet man den Passbild-Generator, lädt das soeben fertig bearbeitete Passfoto hoch und passt dies in der Maske nach biometrischen Anforderungen an. Das bedeutet: Vergrößern oder verkleinern, nach oben, unten, links oder rechts ziehen. Danach klickt man auf Drucken. Ich drucke meist ein einzelnes Bild aus, um mir die Farben und den Kontrast anzusehen. Stimmen diese, drucke ich sechs Bilder auf 10×15 für den Kunden aus.
Umgang mit dem Passbild-Generator
Wie man auf dem vorigen Bild erkennen kann, gibt es eine optimale Gesichtshöhe (grüne Linie). Aber Achtung: man sollte diese lieber als Haarlinie interpretieren. Anfangs verstand ich es wirklich so, dass dies die Kopfhöhe sein sollte, aber damit schneidet man sehr viel Haar ab und das Gesicht wird dadurch sehr groß auf dem Bild. Nach Rücksprache mit Vitalij Schäfer, was er unter der Gesichtshöhe versteht und mit den Ämtern wie deren Masken entscheiden, wenn sie die Passbilder einscannen, hatte ich bisher keine Retour, wenn die Gesichtshöhe als Haarlinie verstanden wird. Ist wirklich mal jemand mit einer sehr hohen Frisur dabei, gebe ich ihm zwei Ausdrücke mit und variiere die Ausschnitte.
Ausdruck von Passfotos mit dem Canon Selphy CP1200
Der Canon Selphy CP1200 ist ein kleiner kompakter Drucker. Ich nutze ihn ausschließlich für den Druck von Passfotos. In einem Nachfüllpack von Canon sind 108 Bögen 100x148mm und zwei Toner enthalten. Das Auswechseln von Papier oder Toner geht leicht von der Hand. Das Papier wird vorne in eine kleine Kassette geschoben und der Toner rechts gewechselt. Der Drucker lässt sich über WiFi oder USB ansteuern. Mit der Qualität der Bilder bin ich sehr zufrieden. Bisher hatte ich keine Reklamationen, dass ein Passfoto, zum Beispiel beim Amt, nicht angenommen wurde. Es war eher so, wie bereits oben kurz erwähnt, dass es anfangs mal ein bis zwei Bilder im Jahr gab, bei denen die Maske nicht hundert Prozent saß, aber das kommt zum Glück nicht mehr vor.
Aufwand und Verdienst
Meines Erachtens nach ist ein Passbild-Shooting kein großer Aufwand. Der Kunde ist nach zehn bis 15 Minuten wieder draußen. Ich habe keine Nacharbeiten und die bisherigen Kunden waren sehr zufrieden. Des Öfteren besuchen mich Kunden, die zuvor bei einem anderen Fotogeschäft waren. Mit dem Ergebnis (der Passfotos) waren sie nicht zufrieden und kamen daraufhin zu mir, um neue anfertigen zu lassen.
Ein Kunde, der bei mir ein Passfoto macht, hat bei mir die gleichen Rechte, wie ein Kunde, der ein Hochzeitsshooting bucht,. Beide werden zügig und freundlich behandelt. Der Kunde, der weniger zahlt, wird also genauso behandelt, wie der Kunde, der mehr zahlt.
Nun noch ein paar Worte zu meiner Kalkulation, wenn es um Passfotos geht. Der Tinten- und Papiernachfüllsatz kostet 36,58 Euro. Für 108 Passfotos sind dies also 0,34 Euro pro Kunde. Zehn Minuten Arbeit, bei einem Preis von brutto 15 Euro für die Passbilder, abzüglich der Druckkosten, ergibt 14,66 Euro. Hochgerechnet auf meinen Stundenlohn von 100 Euro ergibt sich ein Betrag von 87,96 Euro. Damit kann ich sehr gut leben. Bei dem einen Kunden brauche ich mal ein oder zwei Minuten länger; bei einem anderen dagegen etwas weniger.
Tipp: Mehr zur Kalkulationen eines Preises: Wie sich der Stundenlohn eines Fotografen berechnet.
Meine Fotoausrüstung für Passfotos und die Software
Wie oben erwähnt, bin ich von Nikon auf Canon gewechselt und von Jinbei zu Neewer. Bei Canon liebe ich von Haus aus den schönen Hautton. Die 28-70mm durchgehende Blende von 2 ist zwar ein großes Ofenrohr an Objektiv, aber ich liebe es. Mit der Kamera zusammen hat das Ganze ordentlich Gewicht, aber ist trotzdem klasse!
Aufgepasst mit der Blende: diese nicht zu weit öffnen. Also lieber mit f/4 aufwärts arbeiten – bevor ein Passfoto abgelehnt wird, weil die Randbereiche des Gesichts aufgrund der zu niedrig gewählten Blende unscharf werden.
- Kamera: Canon R6
- Objektiv: 28-70mm
- Fernauslöser: VISICO VC 818TX
- Blitze: NEEWER Vison 5TTL
- Softboxen und Beauty-Dish
- Drucker: Canon Selphy CP1200
- Abschatter/Aufheller Eigenbau (Link: Aufheller und Abschatter im Eigenbau)
- Software: Photoshop
- Software: Passbild-Generator (Download zum Beispiel auf der Seite: www.chip.de)
Spaß bei der Passbild-Fotografie
Fazit: Mir machen Passfotos Spaß, da ich gerne mit Menschen/Kunden arbeite. Dabei spielt es für mich keine Rolle, ob es nun Passbilder sind oder ein umfangreiches Shooting ansteht. Jeder Kunde wird bei mir mit derselben Freundlichkeit und Fachkompetenz bedient. Das Schöne an einem Passfoto ist auch, dass man sich nicht großartig darauf vorbereiten muss. Eben, kurz vor Feierabend, kam noch ein Kunde unangemeldet und nach etwa zehn Minuten hat er mein Fotostudio mit schönen Passbildern zufrieden wieder verlassen. Ob Passfotos zu Deiner Dienstleistung passen und ob Du darauf Lust hast, kannst nur Du beurteilen. Auf jeden Fall wünsche ich Dir eine schöne Zeit, gute Geschäfte und allzeit gutes Licht.
Video zur Passbildfotografie
In diesem Video zeige ich Dir mein Setup im Studio, wie ich Passbilder bearbeite, sie im Passbild-Generator ausrichte und danach mit dem Canon Selphy ausdrucke. Das Video habe ich damals noch auf meinem alten Kanal von „Wir sind Lübeck“ gepostet. Mittlerweile gibt es einen eigenen Fotografie- und Drohnen-Kanal, den Du unter: @photographyleisner findest.