Bracketing und Blitz: Für detailreiche Makroaufnahmen
Wer sich mit dem Thema Makrofotografie sehr intensiv auseinandersetzt, kommt irgendwann an einen Punkt, an dem er feststellt, dass die Fotoausrüstung essentiell für detailreiche Makrobilder ist. Ich habe mich gefragt, wie sich meine Makrofotografie noch verbessern lässt, und habe bei erfolgreichen Makro-Fotografen gestöbert. Neben der Bildbearbeitung ist die Kameraausrüstung für die Makrofotografie auch ein wesentlicher Baustein für atemberaubende Bilder. Warum Bracketing und Blitz von daher ein Muss sind, das werde ich dir in diesem Artikel etwas näherbringen. Aber zunächst ein paar grundlegende Dinge.
Unterschied zu OneShot und Stacking?
Beim OneShot wird ein einziges Bild gemacht, bei einem Stacking werden mehrere Bilder übereinander gelegt und zu einem scharfen Bild zusammengerechnet. Nehmen wir eine Fliege und du machst von den Fühlern bis zum letzten Beinchen eine Focus-Bracketing-Aufnahme. Da können trotz des kleinen Motivs viele Aufnahmen zusammenkommen. Mit „Viele“ meine ich 80 Bilder und mehr. Im Gegensatz zu OneShot, bei dem man dann meistens nur die Facettenaugen einer Fliege sieht, ist bei einem Focus Bracketing und drauffolgendem Focus Stacking dieser Größenordnung die komplette Fliege scharf. Was erstmal auf einer Seite verrückt klingt, so viele Bilder von einer Fliege zu machen, ist auf der anderen Seite faszinierend, welche Möglichkeiten die Technik einem heutzutage bietet. Die Voraussetzungen für ein Focus-Bracketing sind hoch. Warum Bracketing und Blitz die beste Wahl sind, darauf komme ich später noch zu sprechen.
Wie macht man ein Focus-Stacking?
Es gibt verschiedene Herangehensweisen, ein Focus-Stacking zu machen. Nehmen wir dazu das Focus Bracketing. Die meisten Kameras heutzutage bieten diese Funktion. Darüber hat man verschiedene Einstelloptionen. Zu Focus Bracketing habe ich bereits einen Artikel geschrieben, den ich dir zuvor verlinkt habe. Unter den Einstellungen für eine Focus-Bracketing-Aufnahme kannst du den Abstand der einzelnen Bilder so wählen, ab wann das nächste Bild gemacht werden soll, geringer oder großer Abstand, und festlegen, wie viele hintereinander Bilder insgesamt von einem Motiv gemacht werden sollen. Hier gilt es einfach mal auszuprobieren, wie viele Bilder ein Motiv benötigt. Je näher du herangehst und je detailreicher das Ganze Stacking werden soll, desto mehr Bilder benötigst du. Je formatfüllender du die Aufnahme machen möchtest, desto umfassender muss deine Ausrüstung sein. Sei es ein Lupenobjektiv, zum Beispiel das Canon MP-E 65mm f/2.8, mit dem du ein Motiv 5-fach vergrößern kannst, der Einsatz einer Nahlinse, Zwischenringen, einem Teleconverter oder einer Kombination aus all diesem.
Welche Schwierigkeiten ergeben sich bei einem Focus-Stacking?
Es kommt ganz darauf an, wie du das Stacking machst. Fotografiert du ein Motiv aus der Hand für ein anschließendes Focus-Stacking, was möglich ist, ist das Verwackeln ein großes Problem. Hier kommt es dann auf eine saubere Technik an. Je nach Tageslicht kann man auch ein Bracketing mit einer geringen Blende machen, wie f/2.8, aber je höher du mit der Blende gehst, desto problematischer wird das Licht, und eine Erhöhung der ISO führt unweigerlich zu einem verrauschten Bild, auf dem dir die Details fehlen oder besser gesagt die durch das Rauschen schlechter zu erkennen sind. Also, was tun? Richtig: Blitzen! Nur können nicht alle Kameras Bracketing in Kombination mit Blitzen. Wie ich leider feststellen musste, kann es bei Canon derzeit nur ein System, die Canon R3. Ich habe die Canon R5 und R6, daher kann ich diese Funktion leider nicht nutzen. Was also tun?
Wie funktioniert ein Focus-Stacking aus der Hand?
Möchte man nun ein Focus-Stacking aus der Hand machen und das in Kombination mit einem Blitz ohne Bracketing, geht das nur mit einem nach vorne oder hinten bewegen. Man simuliert damit das Focus Bracketing. Um die schnelle Abfolge zu gewährleisten, nutzt man dafür die Serienbildaufnahme. Der Blitz sollte dies natürlich gewährleisten, dass er mit der Aufladrate hinterherkommt. Die Herausforderung hier ist, nicht zu verwackeln, und die Langsamkeit des nach vorne oder nach hinten Bewegens der Kamera. Sich zu schnell zu bewegen heißt, dass einem beim Stacking nachher Bereiche fehlen, die sich dann über verschwommene Bereiche zeigen, oder wenn man dann verwackelt beim Bewegen, dass es dann zu Überlagerungen kommt und zum Beispiel Härchen nicht genau übereinanderliegen und das zu sogenannten Halos führt. Hinzu kommt noch gegebenenfalls der Wind, der dein Motiv bewegt. Man könnte auch die Kamera in der einen Hand und eine Blüte, auf der ein Insekt sitzt, mit der anderen Hand stillhalten. Aber wer mal die R5 mit Objektiv, mit Blitz und Diffusor versucht hat, über einen längeren Zeitraum ruhig zu halten, wird feststellen, dass sie einfach zu schwer für dieses Unterfangen ist. Also alles andere als einfach das Ganze.
Welche Software für Focus-Stacking?
Wenn man nicht verwackelt, ist Helicon Focus super, aber meiner Erfahrung nach klappt hier ein Stacking bloß in Kombination mit einem Makroschlitten. Den bei der Insektenfotografie draußen einzusetzen sehe ich als nicht praktikabel. Möchte man ein Insekt fotografieren, muss es schnell gehen, da ein Insekt natürlich meistens nicht wartet, bis alles aufgebaut ist, sondern man sieht es, bewegt sich leicht darauf zu und macht ein Bild oder eben eine Serie an Bildern. Bei der Insektenfotografie wirst du viel Geduld mitbringen müssen, weil es häufig schnell verschwindet, sobald du dich ihm näherst. Besser geeignet sind der Morgen oder Abend, wegen der Kältestarre bei den Insekten. Dann sind die Insekten dann noch nicht ganz so agil. Aber zurück zur Software: Ich nutze für ein Focus-Stacking Photoshop.
Wie mache ich ein Stacking über Photoshop?
Meistens sehe ich mir die einzelnen Bilder über Lightroom an, markiere die Bilder, die ich stacken möchte, und gehe dann mit einem rechten Mausklick auf „Bearbeiten in“, dann auf „In Photoshop auf Ebenen öffnen“. Hier empfehle ich vorher ein Bild herzunehmen in Lightroom, die Tonwerte so anzupassen, bis es dir gefällt, diese dann zu kombinieren und auf die anderen Bilder anzuwenden und erst dann alle als Ebene in Photoshop zu öffnen. Je nach Rechner und Bildern kann das Öffnen einige Zeit dauern. Sind alle Bilder in Photoshop geöffnet, gehst du auf den Reiter oben im Menü „Bearbeiten“ und wählst hier „Ebenen automatisch ausrichten“. Hierzu ordnet Photoshop die einzelnen Bilder so an, dass sie ausgerichtet als Stapel übereinander liegen. Danach gehst du erneut auf Bearbeiten und wählst nun Ebenen automatisch überblenden (Bilder stapeln). Achte darauf, dass „Nahtlose Töne und Farben angehakt sind“. Inhaltsbasierte Füllung für transparente Bereiche, wenn du mehr Bildausschnitt haben möchtest, da du meistens mit dem Übereinanderlegen etwas verlierst im Bildausschnitt an den Rändern.
Schritt für Schritt-Anleitung für Focus-Stacking mit Photoshop
Wie bereits vorher erwähnt, nutze ich für diese Arbeitsschritte Lightroom und Photoshop. Als Tipp: Wenn sehr viel auf dem Bild mit dem Objekt zusammen zu sehen ist, kann es mit der Software (Photoshop) manchmal etwas schwierig sein, das Motiv richtig auszurichten. Zum Beispiel weil weitere Blätter oder Blüten mit drauf sind und die Software dann wohl nicht genau geregelt bekommt, was nun übereinander ausgerichtet werden soll. Probiere dann mal aus, den Bildausschnitt so zu wählen, dass weniger von der Umgebung drauf und mehr das Motiv zu sehen ist. Du verkleinerst sozusagen (croppst) das Bild.
- Lightroom: Tonwerte bei einem Bild anpassen und auf die anderen übertragen
- Alle Bilder auswählen, die als Stapel verarbeitet werden sollen
- Markierte Bilder in Photoshop als Ebenen öffnen
- Markierte Bilder automatisch ausrichten
- Ebenen automatisch überblenden
- Weitere Feinarbeit – Überlagerungen ausmaskieren
- Verschwommene Bereiche Bearbeiten und Ausmaskieren
- Finish und Bildlook überarbeiten
Kommt es zu Überlagerungen einzelner Bereiche, weil das Motiv oder du dich bewegt hast, kann man über Ausmaskieren die gewünschten Bereiche überarbeiten. Das an sich würde wahrscheinlich noch mal einen eigenen Artikel ergeben. Mache ich mir mal Gedanken zu, wie ich dies am besten zeigen könnte. Ich denke, da wäre wie wahrscheinlich auch für das Thema hier ein YouTube-Video gar nicht schlecht, oder was meinst du?
Wie übe ich Focus-Stacking?
Fange mit zwei, drei Bildern an und steigere dich langsam. Aus der Hand ist es verdammt schwierig. Gerade wenn du mit einer vergrößerten Abbildung arbeitest, zum Beispiel mit einem Lupenobjektiv (Canon MP-E 65mm f/2.8) mit dem du bis zu einer 5-fachen Vergrößerung fotografieren kannst. Das Objektiv hat keinen Stabilisator und keinen Autofokus, mit dem man in der Makrofotografie sowieso meistens nie arbeitet, da er nie dort fokussiert, wo man ihn haben möchte. Aber generell gilt für den Anfang: Nutze die Ausrüstung, die du hast. Zum Beispiel ein Makroobjektiv oder ein normales Objektiv und eine Nahlinse, wie zum Beispiel der Aufsatz von Raynox 150 oder 250. Nutze die manuelle Fokussierung. Wenn deine Kamera hat, nutze beim manuellen Fokussieren das Focus Peaking (hier bekommst du farblich hervorgehoben, woraus gerade scharf gestellt ist) und nimm fürs erste Objekte, die sich nicht bewegen, oder übe in der Wohnung mit irgendeinem Motiv. Zum Beispiel eine Kugelschreiberspitze. Mach ein paar Bilder von der Kugel. Kommst du gut mit dem Prinzip klar? Wende es draußen bei einer kleinen Blüte an und taste dich so langsam voran.
Welche Kameraeinstellungen bei Focus-Stacking?
Da ist nichts in Stein gemeißelt. Ist aber auch von deinem Objektiv abhängig. Welche Blende das für dein Objektiv ist, findest du über einen Testbericht heraus. Der sogenannten MTF-Tabelle. Häufig sind das dann Blendenwerte wie zum Beispiel f/5.6 bis f/8. Der Rest ist dann Learning by Doing. Mit einem Blitz kannst du eine Bewegung einfrieren. Hast du keinen Blitz, musst du ausprobieren, ob du bei zum Beispiel einer Verschlußzeit von 1/125 das Bild so scharf bekommst, wie du es möchtest, oder ob du höher oder vielleicht sogar niedriger gehen kannst. Beim ISO-Wert kommt es auch auf das Rauschverhalten deiner Kamera an. Auch hier einfach mal testen, wie das Rauschverhalten bei ISO400 und gegebenenfalls höher ist.
Was ist der Unterschied zwischen Stacking und Bracketing?
Beim Bracketing werden während der Serienbildaufnahme Bilder in verschiedenen und vordefinierten Entfernungen gemacht. Beim Focus-Stacking fügt die Kamera diesen Stapel automatisch zusammen. Je nach Ansprüchen kann für den einen das fertig gestackte Bild aus der Kamera ausreichen. Für den anderen ist Qualität nicht ausreichend und er nimmt eine externe Software zur Hilfe, um den Stapel zu verarbeiten, wie vorher angesprochen.
Welche Kamera für die Makrofotografie?
Das ist abhängig von den eigenen Ansprüchen. Ich möchte detailreiche Bilder, und das von Anfang bis Ende. Nur leider ist Bracketing mit Blitzen mit den vorhandenen Kameras nicht möglich. Also, was tun? Ich werde vorerst noch weiter mit dem Arbeiten, was ich habe. Zwar juckt es mich sehr in den Fingern, auf Olympus zu wechseln (OM-D EM1 Mark III mit einem M.Zuiko Digital ED 90mm F3.5 Macro IS PRO und Godox V860o-III Blitz) und sofort zu starten, andererseits wäre das auch irgendwie doof, das Kamerasystem alleine nur wegen der Makrofotografie zu wechseln oder generell ein eigens dafür genutztes System zuzulegen. Wie ich hörte, soll bald die neue Canon EOS R5 Mark II herauskommen. Und ich hoffe, dass diese dann genauso wie die Canon R3 Bracketing in Kombination blitzen kann. Ansonsten werde ich wohl doch das Kamerasystem wechseln müssen, eigens nur für die Makrofotografie. Natürlich werde ich weiter mit Canon arbeiten, aber um bessere Ergebnisse in der Makrofotografie zu erzielen, brauche ich diese Funktion.
Fazit: Die Makrofotografie ist für mich einfach eine schöne Abwechslung zur Auftragsarbeit als Berufsfotograf. Ich mag es, kleine Dinge groß abzubilden und so viel Kleines auf engem Raum zu entdecken. Das macht für mich die Makrofotografie so aufregend und spannend. Das Experimentieren mit der Ausrüstung, dessen Möglichkeiten und Grenzen. Stillleben, wie zum Beispiel eine Blüte, zu fotografieren, mache ich auch gerne noch mit einem Makroschlitten und Pflanzenklammern. Wo befindest du dich gerade?
Anfänger in der Makrofotografie oder auch bereits Erfahrungen mit Stackings gemacht? Wenn du gerade anfängst, dich mit dem Focus-Stacking zu beschäftigen, gerade in Kombination aus der Hand zu fotografieren, sei nicht frustriert, wenn am Anfang nicht alles gleich klappt. Damit ein Focus Stacking gelingt, müssen sehr viele Faktoren stimmen. Die verschiedenen Punkte dazu habe ich in diesem Artikel kurz angesprochen. Möchtest du die Makrofotografie lernen? Dann buche einen Workshop bei mir und ich zeige dir, was mit deinem Kamerasystem möglich ist.