Als Eventfotograf bei der Ausstellung „Like a Prayer“ in der Lübecker St. Petri Kirche
Als Eventfotograf habe ich kürzlich die Ausstellung „Like a Prayer“ in beeindruckender Kulisse der St. Petri Kirche in Lübeck fotografiert. In der Ausstellung wurden Rituale von fünf internationalen zeitgenössischen Künstlern thematisiert. In diesem Artikel möchte ich sowohl die Ausstellung vorstellen als auch einen Einblick in die fotografischen Herausforderungen als Eventfotograf geben.
Die Ausstellung „Like a Prayer“: Rituale im Fokus
„Like a Prayer“ ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der Kunsthalle St. Annen und der St. Petri Kirche und beleuchtet die Bedeutung von Ritualen in unterschiedlichen kulturellen und religiösen Kontexten. Rituale, als wiederholte symbolische Handlungen, verleihen dem Leben Struktur und Bedeutung. Die Ausstellung brachte fünf Künstler zusammen, die sich auf verschiedene Art und Weise mit Themen wie Trauer, Verlust, Gemeinschaft und Identität auseinandersetzen.
Die Künstler und ihre Werke
Belia Zanna Geetha Brückner: Trauer und Verlust als künstlerische Ausdrucksformen
Belia Zanna Geetha Brückner ist eine Künstlerin, die sich in ihren Werken intensiv mit den Themen Trauer und Verlust auseinandersetzt. Ihre Kunst entsteht aus einer tiefen persönlichen Erfahrung, die sie in eine universelle Sprache übersetzt, die sowohl das Individuelle als auch das Kollektive anspricht. Brückners Arbeiten sind geprägt von einer emotionalen Tiefe, die den Betrachter unweigerlich in ihren Bann zieht.
Ihre Installationen und Gemälde verbinden das Persönliche mit dem Gemeinschaftlichen, indem sie Rituale erforscht, die mit Trauer verbunden sind. Diese Rituale dienen in vielen Kulturen als Mittel, um mit Verlust umzugehen und eine gewisse Ordnung in Zeiten des Chaos und der Verzweiflung zu schaffen. Brückner hinterfragt jedoch auch die Ambivalenz dieser Rituale: Während sie heilende Eigenschaften haben können, tragen sie zugleich die Bürde der Traditionen, die manchmal starr und überwältigend wirken.
Ein zentrales Element in Brückners Kunst ist die Verwendung von Materialien, die eine starke symbolische Bedeutung haben, wie beispielsweise Textilien, Asche oder organische Materialien, die Vergänglichkeit und Erinnerung thematisieren. Durch die Kombination dieser Materialien mit einer subtilen Farbpalette und einer minimalistischen Ästhetik schafft sie Werke, die stille, aber kraftvolle Botschaften über das menschliche Erleben von Verlust und die Wege, wie wir damit umgehen, vermitteln. Ihre Kunst lädt dazu ein, die Vielschichtigkeit von Trauer zu erkunden und darüber nachzudenken, wie Rituale uns helfen können, mit den tiefsten Emotionen des Lebens umzugehen.
Daiki Kimoto: Vergebung und Ritual in minimalistischer Ästhetik
Der japanische Künstler Daiki Kimoto ist bekannt für seine minimalistischen Installationen, die sich mit den Themen Entschuldigung und Vergebung auseinandersetzen. In seiner Kunst erforscht Kimoto die Struktur von Ritualen und deren Bedeutung in einer zunehmend säkularisierten Welt. Seine Werke sind eine Hommage an die Kraft der Einfachheit und die tiefe Spiritualität, die in wiederholten Handlungen liegen kann.
Kimotos künstlerischer Ansatz ist stark von der japanischen Ästhetik geprägt, die oft durch Reduktion und Minimalismus gekennzeichnet ist. In seinen Arbeiten verwendet er einfache Formen und Materialien, um die meditative Qualität von Ritualen zu verdeutlichen. Diese Werke, die oft aus einer begrenzten Farbpalette und wenigen, klaren Linien bestehen, wirken auf den ersten Blick schlicht, entfalten jedoch bei näherer Betrachtung eine tiefe symbolische Bedeutung.
Ein zentrales Thema in Kimotos Kunst ist die Frage, wie Rituale in einer Welt bestehen können, die sich zunehmend von religiösen und spirituellen Praktiken entfernt. Er sieht in der Wiederholung einfacher Handlungen eine Möglichkeit, Vergebung zu erlangen und innere Ruhe zu finden. Diese meditative Wiederholung spiegelt sich in seinen Installationen wider, die den Betrachter dazu einladen, über die Bedeutung von Ritualen in ihrem eigenen Leben nachzudenken. Kimotos Werke sind nicht nur eine Reflexion über kulturelle Praktiken, sondern auch eine Einladung zur inneren Einkehr und zur Auseinandersetzung mit der eigenen Spiritualität.
Mark Morris: Gemeinschaft und Identität in der globalisierten Welt
Mark Morris, ein britischer Künstler, setzt sich in seinen Werken mit den komplexen Zusammenhängen von Gemeinschaft und Identität auseinander. In einer globalisierten Welt, die durch zunehmende Vernetzung, aber auch durch Isolation gekennzeichnet ist, stellt Morris die Frage, wie Rituale dazu beitragen können, Gemeinschaften zu formen oder zu zerstören.
Morris‘ Arbeiten sind eine kritische Auseinandersetzung mit der modernen Gesellschaft und den Spannungen, die durch die Globalisierung entstehen. Seine Kunst untersucht, wie traditionelle Rituale in einer Welt bestehen, die sich ständig verändert und in der alte Gewissheiten bröckeln. Durch die Verwendung von Medien wie Video, Installation und Fotografie schafft Morris Werke, die den Betrachter dazu anregen, über die Bedeutung von Ritualen in ihrem eigenen Leben nachzudenken und die Art und Weise zu hinterfragen, wie Gemeinschaften heute geformt werden.
Ein zentraler Aspekt in Morris‘ Werk ist die Idee der Identität, die in der heutigen Welt oft fragmentiert ist. Er zeigt auf, wie Rituale helfen können, diese Fragmente zu einem Ganzen zusammenzufügen, aber auch wie sie in einer sich wandelnden Gesellschaft oft an Relevanz verlieren. Morris‘ Kunst ist eine Einladung, über die Rolle von Ritualen in der Schaffung von Gemeinschaft nachzudenken und darüber, wie diese Rituale an die Herausforderungen der modernen Welt angepasst werden können. Seine Werke sind sowohl eine Hommage an die Kraft von Traditionen als auch eine kritische Betrachtung ihrer Grenzen in einer globalisierten Gesellschaft.
Juan Ricaurte-Riveros: Ritual und Gemeinschaft in der kolumbianischen Kultur
Juan Ricaurte-Riveros, ein kolumbianischer Künstler, bringt in seinen Arbeiten die tief verwurzelten Rituale seiner Heimat zum Ausdruck. Kolumbien ist ein Land, das reich an kulturellen Traditionen und Gemeinschaftsritualen ist, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. In seinen Installationen und Skulpturen greift Ricaurte-Riveros diese Rituale auf und interpretiert sie neu, um die Bedeutung von Gemeinschaft und kollektiver Identität in einer sich ständig wandelnden Gesellschaft zu erforschen.
Seine Kunstwerke sind oft von traditionellen Zeremonien inspiriert, die in Kolumbien eine zentrale Rolle im sozialen Leben spielen. Er setzt sich mit Themen wie dem Übergang von Leben und Tod, der Verehrung von Ahnen und der Bedeutung von Festen auseinander, die als verbindendes Element innerhalb der Gemeinschaften dienen. Durch die Verwendung von Materialien und Symbolen, die in der kolumbianischen Kultur eine besondere Bedeutung haben, schafft er eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Seine Werke laden die Betrachter ein, über die universelle Bedeutung von Ritualen und deren Rolle bei der Schaffung und Erhaltung von Gemeinschaften nachzudenken.
Ngozi Schommers: Erinnerungskultur und Trauerrituale der afrikanischen Diaspora
Die nigerianische Künstlerin Ngozi Schommers erforscht in ihren Arbeiten die Rituale der Trauer und des Erinnerns, insbesondere in der afrikanischen Diaspora. Schommers, die tief in der Kultur ihrer Heimat verwurzelt ist, bringt in ihren Werken die Komplexität der afrikanischen Erfahrung zum Ausdruck, die durch Kolonialismus, Migration und die Diaspora geprägt ist.
Ihre Kunstwerke reflektieren die tiefen emotionalen und spirituellen Aspekte von Trauerritualen, die in vielen afrikanischen Kulturen eine zentrale Rolle spielen. Schommers nutzt eine Vielzahl von Medien, darunter Malerei, Skulptur und Installationen, um diese Rituale zu visualisieren und deren Bedeutung für die Bewahrung der kulturellen Identität zu betonen. Ihre Arbeiten thematisieren oft die Erinnerungen an die Verstorbenen und die Art und Weise, wie diese in der Gemeinschaft weiterleben. Durch ihre Kunst schafft sie Räume des Gedenkens und der Reflexion, die es den Betrachtern ermöglichen, die Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erforschen.
Schommers’ Werke sind nicht nur künstlerische Ausdrucksformen, sondern auch ein Mittel des kulturellen Widerstands und der Erhaltung von Traditionen, die in der afrikanischen Diaspora oft bedroht sind. Sie fordert die Betrachter dazu auf, sich mit den komplexen Fragen der Identität, des Verlusts und der Wiedererlangung von kultureller Zugehörigkeit auseinanderzusetzen.
Fotografische Herausforderungen und Kameraeinstellungen
Die Dokumentation dieser Ausstellung stellte mich als Eventfotograf vor keine besonderen Herausforderungen. Die St. Petri Kirche ist ein historisches Gebäude mit einzigartiger Architektur und diffusen Lichtverhältnissen, die einerseits atemberaubend, andererseits aber auch technisch anspruchsvoll sind. Ich habe des Öfteren in der Kirche fotografiert und mag das Licht, das von allen Seiten kommt, durch die großen Fenster und weißen Wände reflektiert wird. Durch das weiß der Wände kann man auch leicht einen Weißabgleich in Photoshop korrigieren, sollte der durch eine andere Lichtquelle die zum Beispiel bei einem Kunstwerk eingesetzt wird, verfälscht werden.
Kameraeinstellungen und Objektive
Die Belichtungszeit, Blende und ISO variierten stark. Je später es wurde desto mehr musste ich dies Werte anpassen. Aber auch mit untergehender Sonne und diffusem Licht, hatte ich noch genügend Luft mit der ISO nach oben um schöne Bilder von Daiki Kimoto bei seiner Arbeit zu machen. Ein Stativ nutze ich nicht. Ich hatte an meiner Canon R6 das 28-70mm f/2 Objektiv und an der Canon R5 das 70-200mm f/2.8 Objektiv. Um die einzelnen Kunstwerke gut zu präsentieren wählte ich verschiedene Perspektiven. Einige Objekte waren an verschiedenen Plätzen und konnten leider nicht auf einem Bild festgehalten werden. Hier probierte ich mit verschiedenen Winkeln und Höhen, sowie eine weit geöffneten Blende um einzelne Elemente hervorzuheben. Das 70-200mm-Teleobjektiv nutze ich für unauffällige Porträts und Detailaufnahmen aus der Distanz zu machen.
Bedeutung und gesellschaftlicher Kontext der Ausstellung
„Like a Prayer“ war mehr als nur eine Kunstpräsentation; die Ausstellung bot eine Plattform, um über tiefgehende gesellschaftliche Themen wie Verlust, Trauer und Gemeinschaftsbildung nachzudenken. In einer Zeit, die oft von Isolation und Entfremdung geprägt ist, stellt die Kunst eine Verbindungsmöglichkeit dar, die Menschen zusammenbringt und ihnen erlaubt, gemeinsame Erfahrungen zu teilen. Die Wahl der St. Petri Kirche als Ausstellungsort war ebenfalls symbolisch bedeutend. Als Ort des Glaubens und der Gemeinschaft bildete die Kirche den idealen Rahmen für eine Ausstellung, die sich mit Ritualen und der spirituellen Dimension des Lebens auseinandersetzt. Die Kirche bot nicht nur eine visuell beeindruckende Kulisse, sondern verstärkte auch die thematische Tiefe der Ausstellung, indem sie die Besucher in eine Atmosphäre eintauchen ließ, die Reflexion und Besinnung fördert.
Einblick in die Reaktionen der Besucher
Die Ausstellung wurde von der Öffentlichkeit sehr gut angenommen. Viele Besucher äußerten sich beeindruckt von der Art und Weise, wie die Künstler traditionelle Rituale in einem modernen Kontext interpretierten. Die Werke regten zu intensiven Diskussionen an und boten den Besuchern die Möglichkeit, ihre eigenen Erfahrungen und Interpretationen von Ritualen zu reflektieren. Besonders die Performance des Künstlers Daiki Kimoto fand großen Anklang, da sie die Interaktion zwischen Kunst und Betrachter in den Mittelpunkt stellte und eine unmittelbare emotionale Verbindung herstellte. Die Ausstellung „Like a Prayer“ zeigt, dass Kirchen als Ausstellungsräume ein enormes Potenzial besitzen. Die besondere Atmosphäre eines sakralen Raumes kann Kunst auf eine Weise verstärken, die in herkömmlichen Galerien oft nicht möglich ist.
Fazit: Kunst und Fotografie im Dialog
Die Ausstellung „Like a Prayer“ in der St. Petri Kirche bot nicht nur inhaltlich tiefgehende Auseinandersetzungen mit Ritualen und Identität, sondern stellte auch hohe Anforderungen an die fotografische Dokumentation. Das Spiel von Licht und Schatten in der Kirchenarchitektur, die Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksformen und die dynamische Interaktion der Besucher mit den Werken verlangten nach einer präzisen technischen Herangehensweise und einem sensiblen Gespür für den richtigen Moment. Für mich als Eventfotograf war es eine weitere schöne Erfahrung, diese einzigartige Ausstellung festhalten zu dürfen. Die dabei entstandenen Bilder sind nicht nur Dokumentationen, sondern auch eigene Interpretationen und Teil des künstlerischen Dialogs, den „Like a Prayer“ eröffnet hat. Diese Ausstellung unterstreicht die Bedeutung von Kunst als Mittel zur Reflexion und den wertvollen Beitrag, den meine Art der Fotografie leisten kann, um solche Erlebnisse zu bewahren und weiterzugeben.