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Interview mit YouTube-Influencer Riko Best

Riko Best folge ich seit einer geraumen Zeit auf YouTube. Er ist einer der wenigen, dessen Videos ich des Öfteren schaue. Im Zuge der Interviews, die ich für meinen Podcast „Erfrischend Nordisch“ aufnehme, habe ich auch die Kamera mitlaufen lassen und die Sendungen auf meinem YouTube-Kanal veröffentlicht. Da es mir immer noch nicht so leichtfällt, alleine vor der Kamera zu sprechen, habe ich aus der Not eine Tugend gemacht, und dazu kommen die Videos gut an.

Was hat Rio Best nun damit zu tun?

Ich habe in den letzten Monaten einige Fotografen bei mir gehabt und ich dachte mir: Fragen kostet nichts und ich schrieb Riko eine E-Mail. Er antwortete prompt und bereits am gleichen Abend telefonierten wir zusammen und vereinbarten einen Termin. Der nachfolgende Text ist die Transkription unseres Interviews. So weit aufbereitet, dass man den Text gut lesen kann.

YouTube-Kanal von Riko Best
YouTube-Kanal von Riko Best

Riko Best ein Influencer mit Bodenhaftung

Riko hat über 62.000 Follower auf YouTube. Er produziert wöchentlich drei Videos für seinen Kanal. Wer schon mal Videos gemacht hat, und das über einen längeren Zeitraum, weiß, wie viel Arbeit dahintersteckt. Als ich Riko fragte, ob er jedem, der anfragt, so offenherzig gegenübersteht, antwortete er: „Kollegenanfragen stehe ich immer offen gegenüber. Mittlerweile kommt es aber auch des Öfteren vor, dass ich viele private Anfragen von Fotografen bekomme. Sie bieten mir an, wenn ich mal in der Nähe bin, vorbeizukommen. Übernachtung, Kost und Logis for free.“ Erst kürzlich habe er wieder eine Anfrage aus Schottland erhalten. Riko Best ist auf jeden Fall vorsichtiger geworden, wie er sagt, weil er schlechte Erfahrungen gemacht hat.

Fans die man lieber nicht treffen sollte

Riko beschreibt dieses eine Erlebnis wie folgt: „Eigentlich möchte ich es nicht Stalker nennen, aber es geht in die Richtung. Der Kontakt kam zustande, als der Fan, wie viele andere, meine Videos häufig kommentierte. Und er hatte geschrieben, wenn ich mal in der Nähe bin, könnte ich mich ja mal melden. Über einen Instagram-Post hatte er gelesen, dass ich am besagten Tag in Lage war, an einem Spot, und hat doch wirklich auf mich, besser gesagt auf mich und meine Frau, dort gewartet. Das ist eigentlich ja nicht so wild, aber er war sehr penetrant und hat den Abstand, also meinen Tanzbereich, vollkommen außer Acht gelassen. Das war sehr unangenehm.

Wir haben den Ort dann sehr schnell wieder verlassen, in der Hoffnung, dass er bei unserem zweiten Besuch dann nicht mehr da ist, aber weit gefehlt, er hatte wieder auf uns gewartet. Aber ich möchte nicht alle verteufeln, es gibt auch welche, die respektvoll mit der persönlichen Kontaktaufnahme umgehen. Zum Beispiel war ich neulich in Warnemünde, da erkannte mich jemand und fragte: Bist du nicht Riko Best? Natürlich kann man sich dann kurz austauschen. Das freut mich ja, dass ich so bekannt geworden bin. Der Fan verstand: Mein Tanzbereich – dein Tanzbereich und war auch wirklich nett und zurückhaltend. Wir unterhielten uns kurz und dann sagte er, weil er sah, dass ich am Fotografieren war, dass es ihn gefreut hat, mich zu sehen und sich kurz auszutauschen, und verabschiedete sich wieder.“

Der erste Schnitt nach 30 Minuten

Alle 30 Minuten muss ich einen Schnitt machen, weil meine Kamera, die Canon R6 sich dann abschaltet. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich der Videografie so zuwende, und die R6 ist dafür nur bedingt gemacht. Bedingt heißt: Filmen für 30 Minuten. Wir nutzten den kurzen Cut und holten uns aus meiner Küche noch einen Kaffee. Riko fragte mich nach meinem Alter und wir stellten fest, dass wir sehr nah beieinander liegen. Riko ist 76 geboren, ich bin 75 geboren. Wir füllten unsere Tassen und gingen wieder an den Tisch mit den beiden Mikros zurück. Als mir Riko im Vorwege seine Vita schickte, stand da drinnen, dass er Psychologie studiert hat, und ich dachte „What?“

Interview mit Riko Best

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Wie kommt man von der Psychologie zur Fotografie?

Riko lachte mich an. Ein herzliches Lachen und er sagte dann: „Ich glaube, dass jeder Fotograf auch ein guter Psychologe sein muss, damit er sich besser in seine Kunden hineinfühlen kann.“ Rikos Eltern zogen damals von Mecklenburg nach Berlin, weil es arbeitstechnisch besser war. Zur Schule musste Riko somit in Berlin. Seine Eltern hatten eine Vormundschaftspraxis. Berufsvormund hieß damals die Bezeichnung. Somit war klar, dass Riko nach der Schule hier mit einsteigt. Aber er fragte sich dazu, was er noch machen sollte – nur mit einsteigen oder was konnte man noch machen? Da kam ihm Psychologie in den Sinn, die eine super Ergänzung zum Job war.

Aber bereits im Studium war ihm klar, dass Psychologe nicht das war, was er später mal werden wollte. Ihn schreckten die völlig verrückten Psychologieprofessoren ab, die sich dazu meist selbst einer Supervision vor der Vorlesung unterzogen. Dazu ergänzte Riko: „Psychologie ist auch so, wie ich es erfahren habe, ziemlich undankbar. Weil, es kommt ja keiner zu dir und sagt: „Kannst du mal gucken, mit mir stimmt irgendwas nicht.“ Sondern es kommen die, die sagen: „Alle um mich rum sind bescheuert, nur ich eben nicht, ja?“ “ Kannst du mal gucken, woran es liegt?“

YouTube ist eine gute Basis an Einnahmen

Es gibt wenig, was Riko nicht macht. Er hat Bücher geschrieben, er bietet Workshops an und Reisen, die Workshops beinhalten. Hat eigene Produkte auf den Markt gebracht, dazu sein eigenes Label „Filterfotograf“ gegründet. Hinzu kommt sein YouTube-Kanal und auch Fotojobs hat er noch. Eine ganze Latte an Einkünften. Ich fragte ihn, was dabei seine Cashcow ist, und tippte auf die Reisen. Riko verneinte und holte etwas aus: „Von YouTube alleine kann man nicht leben, es sei denn man ist einer der Big-Player, aber es ist eine gute Basis für mich. Dabei reden wir nur von den einfachen Videos, die ich zuhause drehen kann. Rechnen wir das mal durch. Bei 20.000 Aufrufen macht man circa 2 Euro brutto je 1.000 Aufrufe, das sind dann 40 Euro für ein Video, aber da sind natürlich einige Stunden reingeflossen.

Aber ein Video muss am Anfang performen, in den ersten Tagen. Nach hinten raus, kommt da kaum noch was. Die ersten 4 Wochen sind entscheidend. Dann werden sie nachher zwar noch angesehen, aber eben nicht mehr dieser große Run, der am Anfang herrscht. Es summiert sich, da gebe ich dir recht, aber es ist auch bei mir nicht so mit weit über sechshundert Videos, die ich bereits hochgeladen habe, dass ich von den YouTube-Einnahmen leben könnte.“

Womit lässt sich neben YouTube Geld verdienen?

Riko Best kennt das Mitbewerberumfeld und die Größen, wie Benjamin Jaworsky oder Stephan Wiesner. „Ben hat damals mit den Filtern begonnen und hat heute seine eigene Bekleidungsmarke. Und dafür zolle ich ihm meinen Respekt“, sagte Riko, denn er kann sich sehr gut vorstellen, wie viel Geld er fürs Erste auslegen musste, um die Kleidung in den verschiedensten Farben und Größen zu ordern. Riko: „Stephan Wiesner hat seine eigene Zeitschrift. Von daher war mir bewusst, dass ich weitere Standbeine brauchte, um von dem Business leben zu können.“

Berührungen mit der Kamera
Berührungen mit der Kamera

Erste Berührungen mit der Kamera

Sehr früh hatte Riko Best eine Kamera in der Hand. Die ersten Bilder hat er mit einer alten Spiegelreflexkamera seiner Eltern gemacht. An die Marke erinnerte er sich nicht mehr. Riko: „Dazu habe ich angefangen auch Videos zu drehen, auf VHS-Kassette. Im Bekanntenkreis hatte sich einer eine sündhaft teure Kamera gekauft, eine Videokamera und eine Schulterkamera.“ Damit durfte Riko auch des Öfteren mal filmen. Mit seinem damaligen Schulfreund hat er Szenen aus Actionfilmen nachgedreht in einem Hochhaus. Den Nebel erzeugten sie durch das Verbrennen von Papier. Heute undenkbar, weil wahrscheinlich sofort ein Rauchmelder anspringen würde. Bei den Verrücktheiten ist nie etwas passiert. In der Schule hat Riko Best für die Schülerzeitung gearbeitet und dafür das Bildmaterial geliefert. Die Videografie begleitet ihn dabei stetig.

Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere

Riko Best erzählt: „2000 habe ich den Beschluss gefasst, mehr aus der Fotografie zu machen. Die Vormundschaftsgeschichte hat quasi damit geendet, dass der Senat die Gelder gestrichen hat. Das heißt, mal so ein paar Zahlen von damals: Als Vormund hast du damals für jede erbrachte Stunde, hört sich erstmal viel an, 75 D-Mark abrechnen können. Das war natürlich nur das, was du geleistet hast. Das war wie in der Fotografie. Die Stunde, die du vor Ort bist, kriegst du bezahlt und alles drumherum kriegst du nicht bezahlt. Und das haben sie dann tatsächlich auf 32,50 D-Mark runtergestrichen. Aber davon konnte man nicht überleben. Die anderen Fixausgaben hatte man ja trotzdem, wie das Büro und Angestellte etc.

Dann habe ich den Entschluss gefasst: Okay, pass auf, das funktioniert einfach nicht mehr, weil der Kosten-Nutzen-Faktor nicht aufgeht. Was machst du denn jetzt? Da ein Großteil der Familie aus Mecklenburg stammt, stand für mich fest, gehe ich wieder zurück. Auf die Vormundschaft hatte ich keine Lust mehr, und da dachte ich mir: Ach komm, probierste es mit der Fotografie. Ich habe quasi bei Null begonnen. Ich hatte keinen Kundenstamm, ich musste mir alles aufbauen. Die Familie hat dazu ein bisschen Werbung gemacht und ich habe in Kindergärten und Schulen eine Mappe vorbeigebracht. Ich habe Klinken geputzt, wie man so schön sagt, und Kalt-Akquise betrieben.“

Rücklagen sicherten den Start als Fotograf

Riko: „Finanziell hatte ich mir was zur Seite gelegt, als ich vorher im Bereich der Vormundschaft tätig war. Ich weiß, dass man von der Fotografie keinen Reichtum anhäufen kann. Aber ich probiere es!“. Ich warf ein: Und wie ist es mit den anderen Größen, wie Pavel Kaplun zum Beispiel? Riko antwortete: Pavel hat einen guten Weg gefunden, mit dem, was ihm Spaß macht, Geld zu verdienen.

Auf ein Themenfeld spezialisieren
Auf ein Themenfeld spezialisieren

Sollte sich ein Fotograf auf ein Themenfeld spezialisieren?

Häufig bekommt man zu hören oder liest irgendwo, dass man sich als Fotograf auf ein Themenfeld spezialisieren sollte. Sei es nun Babyfotografie, Kinder-, Hochzeitsfotografie. Ich fragte Riko Best, was er davon hält und er antwortete: „Das kann man machen, wenn die Fotografie ein Hobby ist. Wenn man die Fotografie als Hobby hat, dann kann ich sagen, mir macht Street-Fotografie Spaß, mir macht Peoplefotografie Spaß, ich mache nur Foodfotografie. Spätestens wenn du dich aber entscheidest, damit deinen Lebensunterhalt bestreiten zu müssen, wird dir schnell auffallen, dass es vielleicht Lücken gibt in bestimmten Jahreszeiten.

Im Winter wird vielleicht nicht so viel geheiratet. Ich glaube schon, dass man sich auf viele Sachen spezialisieren kann. Jeder Fotograf wird so einen Schwerpunkt haben, wo er sagt: „Das ist es, das möchte ich machen.“ Aber, um deinen Lebensunterhalt und vielleicht auch ein Studio oder was auch immer zu finanzieren, brauchst du halt Aufträge. Jeder sollte sich im Klaren darüber sein, dass es auch Sachen gibt, die einem nicht liegen. Die sollte man dann auch tatsächlich lassen, auch halt fairnesshalber einfach dem Kunden gegenüber offen damit umgehen, dass einem bestimmte Sachen nicht liegen. Zwar habe ich Babyfotografie auch mal gemacht, aber schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist, und bin damit offen umgegangen und habe dann andere Fotografen empfohlen.“

Sollte man sich als Landschaftsfotograf selbstständig machen?

In welchem Bereich kann man als Fotograf Geld verdienen? Hat man zum Beispiel jahrelang Landschaften fotografiert und möchte sich nun damit selbstständig machen, muss man sich ehrlich die Frage stellen: Welche Kunden kaufen Landschaftsbilder? Gibt es dafür einen Markt und verdiene ich damit genug? Ich habe Riko diese Frage gestellt: Was würde er antworten, wenn ihn jemand fragt: Ich möchte mich als Landschaftsfotograf selbstständig machen. Riko Best lachte mich an und antwortete: „Behalte deinen Job und genieße dein Hobby. Ich glaube, generell ist es schwierig, auch heute als Fotograf anzufangen. Der Markt ist einfach gesättigt. Wir haben einen richtig gesättigten Markt an Fotografen. Ich glaube, durch die Corona-Krise ist das ein bisschen ausgedünnt worden. Dann muss man sich natürlich immer überlegen: Wie kommt die Kohle rein?

Es kommt ja kein Berg zu dir und sagt: „Mensch, heute hätte ich mal gerne ein nettes Porträt“. „Heute Abend steht die Sonne gut, komm nochmal vorbei.“ Sondern du musst halt gucken, das, was du fotografiert hast, zu verkaufen. Sei es über Stockmedien, was immer schwieriger wird, weil es im Ausland in Massen und in guter Qualität produziert wird, oder über einen Onlineshop. Das sind mit die wenigen Möglichkeiten, die man als Landschaftsfotograf hat. Klar, Workshops wären da auch noch, aber den Aufwand hierfür darf man auch nicht unterschätzen.“

Mit Fotografie-Workshops Geld verdienen
Mit Fotografie-Workshops Geld verdienen

Kann man mit Fotografie-Workshops Geld verdienen?

Bei einem Workshop auf Madeira hat Riko Best mal ein Teilnehmer gefragt: Warum machst du nicht mehr Workshops. Riko: „Weil ich irgendwann auch mal Geld verdienen muss. Wenn man wirklich alle Stunden runterbricht, nehmen wir mal das Beispiel Madeira. Der Workshop geht 14–16 Stunden pro Tag. Abzüglich allem: Unterkunft, Flug, Verpflegung und die erbrachte Stundenanzahl, da würde keiner für arbeiten gehen. Wir haben eine Gruppengröße von 12 – die einfach zu erhöhen geht auch nicht. 12 ist schon das Maximum, sonst kann man keinem gerecht werden.“ Riko hat schon einen zweiten Coach mit. Kaum sind die Termine online, sind sie auch bereits schnell ausgebucht. Riko: „Sächsische Schweiz Stand Januar waren noch Termine zu haben. Aber was man nicht vergessen darf. Ich muss YouTube-Videos vorproduzieren. 3 Videos bringe ich in der Woche raus. Das heißt, in der Woche, in der ich auf Madeira bin, muss ich 3 Videos vorproduziert haben.“

Über 100 Hochzeiten in einem Jahr und dann kam Corona

Riko: „Mehr als 100 Hochzeiten in einem Jahr hört sich erstmal viel an, aber da waren natürlich auch solche Sachen mit bei, wie nur Standesamt und danach noch ein paar Bilder machen und das war’s. Aber in punkto Hochzeit sind wir wieder an dem Punkt, wo du sagst: Was liegt dir, was liegt dir nicht, ja? Es gibt Leute, die können wirklich super gute Porträts fotografieren. Denen fehlt aber tatsächlich so dieses Stück weit Unterhaltungsfaktor, den du, aus meiner Meinung, auch als Hochzeitsfotograf brauchst. Gehen wir davon aus: Man heiratet nur einmal im Leben und den Ablauf, da hat natürlich keiner Ahnung von. Als Hochzeitsfotograf kennst du den Ablauf, fragst das Paar noch: Habt ihr die Ausweise, Strauß usw.

Das nimmt auch so ein bisschen die Spannung. Ein bisschen vorher mit denen schnattern und so. Und wenn du das nicht kannst, dann bist du auch da vielleicht schlecht aufgehoben. Das sind so die Sachen, wo man aber ehrlich mit sich selber sein muss. Dieses Eingeständnis fällt vielleicht manchen schwer, weil sie ihre Rechnung bezahlen müssen. „Ich mache das, ich muss es, ich brauche Kohle.“

Sprechen vor Kunden und der Kamera

Mit Riko Best hatte ich darüber gesprochen, was es für ein Gefühl ist, vor der Kamera zu sprechen. Ich habe ihm gesagt, dass es mir häufig noch schwerfällt, alleine vor der Kamera zu sprechen. Mit einem Interviewpartner kein Problem, auch nicht ein Hochzeitspaar durch eine Hochzeit zu leiten, und dort quasi auch als Animateur tätig zu sein. Ich fragte Riko, wie er das anfänglich erlebt hat, was es mit ihm gemacht hat, Alleinunterhalter vor der Kamera zu sein. Riko Best antwortete darauf: „Es war schwierig, können wir ja nachher noch zu kommen. Es ist ja nicht der erste YouTube-Kanal, den ich habe. Allerdings habe ich beim ersten YouTube-Kanal nicht vor der Kamera selber gestanden.

Tatsächlich bin ich zu meinem jetzigen Kanal gekommen, durch die Anfrage von fotografierenden Gästen bei der Hochzeit. Bei jeder Hochzeit ist ein so ein Onkel oder eine Tante, die auch fotografiert. Wenn ich dann schon das Hochschnellen eines Blitzes höre und ich dann kurz einschreiten muss, bitte klapp den Blitz wieder runter, du versaust mir mein ganzes Bild (natürlich etwas blumiger ausgedrückt) und ich dann anfange zu erklären, was man machen muss, um ein gutes Bild zu erhalten. Dann fragten auch einige: „Hast du auch so einen YouTube-Kanal, wo man das mal nachgucken kann?“ Und das ist tatsächlich bei mir hängengeblieben.“

Sicherheit und Routine vor der Kamera
Sicherheit und Routine vor der Kamera

Sicherheit und Routine vor der Kamera entwickelt sich

Riko Best erklärt: „Bei Hochzeiten zum Beispiel: Da haste dann wahrscheinlich im Laufe der Jahre so ein paar Standardphrasen. Da kommt eine Oma und sagt: „Wir sind schon 40 Jahre verheiratet.“ Und ich sage: „Und wie lange müsst ihr noch?“ Da wird dann immer gelacht. Das sind so Abläufe, die sind halt drinnen, und die müssen sich auch erst entwickeln. Bei YouTube war das bei mir ganz genauso. Ich stelle mir Fragen. Wie ist das Setup? Wie ist das Licht? Was nutzt du da? Steht deine Kamera richtig? Wie baust du dies und das auf? Wann machst du wo einen Cut rein beim Videoschnitt?

Am Anfang hatte ich immer den Anspruch, wenn ich mich mal verspreche oder irgendsowas, dann schneide ich das raus. Am Anfang war mein persönlicher Anspruch, dass ich jedes Video neu geschnitten habe, wenn ich mich in den ersten 30 Minuten versprochen habe. Wo du eigentlich heute sagst, warum? Lasse das doch, ja? Manchmal lacht man halt auch über sich selber, wenn du einen Versprecher mit drinnen hast, und lässt es drinnen, fertig. Es ist ja auch ganz normal, das wirkt auch nicht so gestellt. Allerdings kommt natürlich dieses mit dem Sprechen, mit dem Durchsprechen, über lange Zeit, wenn du Workshops machst, wenn du mit den Leuten sprichst. Und je mehr Videos du machst, desto mehr bist du da drinnen.“

Mit Videos voll durchgestartet zur Corona-Zeit

Riko: „Ich habe dann angefangen, als ich natürlich Anfang Corona viel Zeit hatte, dann die ersten Videos hochzuladen. Ich habe schon mal kurz davor ein bisschen angefangen, habe gedacht: Okay, machst mal das eine oder andere. Wusste auch noch damals überhaupt am Anfang nicht, wo geht mein Weg hin? Ich habe mal generell so geguckt. Was gibt es bei YouTube? Es gibt ja genug YouTuber. Und wenn ich mir heute so die ersten Videos von mir ansehe, die ich damals aufgenommen habe, als ich noch am PC saß, ist es schon lustig. Auch das entwickelt sich, wie du vor der Kamera bist. Die Betonung ändert sich, wie du dich verhältst. Das verändert sich halt. Aber das ist ein Selbstläufer, das ist einfach ein Entwicklungsstatus, den durchläufst du. Wenn ich an meine erste Hochzeit denke, da warst du ja auch etwas unsicher und nervös.“

Disziplin und Kontinuität – 3 Videos die Woche

Riko: „Drei Videos die Woche war damals mein Ziel und das habe ich bis heute so durchgezogen. Klar bekam ich anfangs auch Kommentare wie: „Ja, früher war das besser, da hast du nur Fotobasics gemacht.“ Nein, das erste halbe Jahr habe ich nur Sachen vorgestellt, die ich sowieso schon hatte. Wo ich einfach noch gar nicht wusste: Wo geht meine Reise bei YouTube jetzt hin? Komm, stellst du eben das Zeug vor, was du hast. Ich habe Akkus vorgestellt, all das, was man als Fotograf eben so hat. Einfach mal so geguckt, was macht mir Spaß? Was will vielleicht auch die Community sehen? Community damals ja noch in Anführungszeichen, so die ersten Fans.

Wenn ich das jetzt zurückbreche, die vier Jahre, die ich jetzt online bin, hat das auch funktioniert. Und dann hieß es: Dranbleiben. Dann waren so die ersten Steps. Und dann kamen die ersten tausend Abonnenten, wo du dann sagst: Oh, tausend Abonnenten. Tausend Leute finden es gut, was du erzählst. Dann waren es viertausend, fünftausend. Ich war zu einem Podcast eingeladen bei den Fotobuddys und ich wurde gefragt: „Was denkst du, warum hast du so schnell so viele Follower?“ “ Da habe ich ihm gesagt: „Wenn ich das wüsste, würde ich ein Video darüber machen.“ So wirklich kann ich das auch nicht erklären, aber es ist wahrscheinlich die konstante und eben auch doch die breite Aufstellung. Ich glaube, das ist der gute Mix auf meinem Kanal, der eben für viele interessant ist.“

Drei Videos die Woche
Drei Videos die Woche

Nicht jedes YouTube-Video hat die gleiche Reichweite

Riko: „Aber nicht jeder guckt auch jedes Video, das sieht man auch bei den Videoaufrufen. Da macht man sich dann auch so Gedanken. Ja, jetzt hast du sechzigtausend Abonnenten – müsste ja eigentlich jedes Video sechzigtausend Aufrufe haben. Hat es aber nicht. Das sieht man auch auf den größeren Kanälen wie bei Wiesner oder Jaworsky. Ben hat jetzt über 400.000 Follower. Wenn er ein neues Video rausbringt, hat er nicht auch 400.000 Views oder Likes, sondern mal 50.000 oder auch mal mehr als 500.000. Zu den fünfzigtausend, weil eben nicht jeder sich für ein bestimmtes Thema begeistern kann, so skaliert sich das. Gemünzt auf meinen YouTube-Kanal: Der eine hat vielleicht bei mir ein Photoshop-Tutorial gesehen, sagt: „Das ist cool, hat mir gefallen, wie er es gemacht hat. Ich abonniere den mal, dann kriege ich eine Info, wenn der jetzt ein neues Tutorial hochlädt.“ Den Follower interessiert es dann vielleicht nicht, wenn ich einen Fotowalk mache, aber einen anderen dafür wieder.“

Riko Bests erster Kanal war mit Greenscreen-Effekten

Wie bei jedem Interview habe ich mich auf das Interview mit Riko Best vorbereitet. Hab mir angeschaut, was über ihn im Netz zu finden ist, und fand dann seinen ersten YouTube-Kanal: BestGreenScreen. Das erste hier veröffentliche Video ist von 2012. Der Kanal hat über zweitausend Videos und mittlerweile über 57 Millionen Aufrufe und knapp dreihunderttausend Abonnenten. Riko Best hat sich das Know-how dazu selbst beigebracht und darüber hinaus auch eine App entwickeln lassen, „Action Movie Creator“. Die es aber mittlerweile nicht mehr gibt. Aber lassen wir Riko am besten selbst erzählen!

Riko: „Greenscreen-Effekte kennt man aus Hollywood. Bei Greenscreen-Effekten wird mit grünen Bereichen gearbeitet und diese dann durch Effekte später gefüllt. Das habe ich in der Findungsphase einige Jahre betrieben. Diese Effekte habe ich auch bei Stockagenturen hochgeladen, neben meinen Bildern, die auch dort zu finden sind. Trotz der Abonnentenanzahl und der ganzen Views sind die Werbeeinnahmen nicht besonders hoch, da die Videos auch sehr kurz sind. Aber ein bisschen was kommt darüber auch zustande.“

YouTube-Kanal: BestGreenScreen
YouTube-Kanal: BestGreenScreen

Warum fehlen Videos zum Start des YouTube-Kanals?

Als ich mir das Erstellungsdatum des YouTube-Kanals von Riko Best angesehen hatte, fiel mir auf, dass  vom Start bis zum Beginn der ersten Videos eine große Lücke klafft, und ich hatte mich gefragt, ob Riko eventuell Videos gelöscht hat. Riko erklärt, dass es daran liegt, dass er am Anfang hier auch Greenscreen-Videos mit draufhatte und diese gelöscht hat. Eigentlich hätte er auch einen neuen Kanal aufmachen können, aber so passt es auch.

Ab 2011 Bilder bei Stockagenturen hochgeladen

Neben damals noch Fotolia, heute Adobe-Stock, Shutterstock und diversen anderen, hat Riko Best zahlreiche seiner Bilder bei den Agenturen hochgeladen. Die Margen sind nicht besonders hoch, aber dennoch: Der ein oder andere Euro kommt trotzdem noch darüber rein. Aber wie auch bei YouTube, wenn man längere Zeit nichts mehr hochlädt, fällt man auch in den Stockagenturen von der Sichtbarkeit her ab, wie er sagt. Sein Portfolio umfasst circa fünfundzwanzigtausend Dateien.

Riko Best sagt: „Du musst ganz, ganz breit aufgestellt sein. Dir muss bewusst sein, bei Shutterstock, ich glaube, aktuelle Statistik: eine Million neue Fotos pro Monat, oder so. Shutterstock hat zum Beispiel auch das Vergütungsmodell ja geändert. Früher war es so: Ganz am Anfang, du hast du verschiedene Stufen gehabt. Du bist eingestiegen, hast so und so viele Verkäufe gehabt, dann hast du die und die Prozente bekommen. Hast du viele Verkäufe gehabt, bist du mehr gestiegen. Du kriegst ja auch nur maximal 35 Prozent vom verkauften Preis eines Bildes.

Was heute, keine Ahnung, einen Euro kostet, dann weißt du, was da übrigbleibt pro Foto. Dann ist ihnen irgendwann eingefallen: Wir haben eine Idee, Heureka. Wahrscheinlich saß einer im Vorstand und hat gesagt: „Wir machen das jetzt, wir setzen das jedes Jahr auf Null.“ Die haben mit einem spitzen Stift gerechnet oder mit dem Taschenrechner und haben sich gedacht: Mensch, super. Wenn wir jetzt jeden aber jedes Jahr wieder auf null setzen, so dass bis du diese 35-Prozent-Stufe erreichst, dann musst du schon wirklich was verkaufen. Das fand ich eine große Sauerei. Ich habe damals auch lange überlegt: Löschst du deine Videos jetzt und deine Fotos da, weil ich das wirklich daneben fand, aber ich habe sie draufgelassen.“

Gründung der Marke „Filterfotograf“ 2021

Ich fragte Riko, wie er auf diesen Namen gekommen ist und er antwortete: „Ein Follower fragte mich mal: „Ich habe mal eine Frage an den Filterfotografen.“ Das wurde von der Community aufgegriffen und so bin ich zu diesem Namen gekommen. Mit einem Bild zusammen hat sich daraus die Marke „Filterfotograf“ ergeben und das Ganze ist als Wortbildmarke angemeldet.“ Unter der verkauft Riko Best diverse Produkte, die unter seinem Onlineshop auf seiner Webseite zu finden sind.

Das Interview mit Riko Best ist noch nicht zu Ende. Ich hatte noch diverse weitere Fragen an ihn, aber das würde diesen Artikel sprengen – oder sagen wir mal noch länger machen. Wenn du alles hören magst, kannst du dies in meinem Podcast „Erfrischend Nordisch“ oder du schaust dir das YouTube-Video an, das ich auch oben aufgeführt habe.

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