Mit den Herbststürmen kommt meistens auch das Hochwasser in Lübeck. Die Anwohner an der Obertrave kennen es bereits schon und bereiten sich dementsprechend darauf vor. Es werden zum Hochwasserschutz Platten vor die Eingänge gesetzt. Pumpen befördern das durchsickernde Wasser wieder zurück. Der Pegelhöchststand sollte eigentlich am Freitagabend erreicht werden, aber gegen es stieg noch weiter. Gegen 19.15 Uhr wurde ein Pegel bei 6,80m gemessen. Das sind 1,75m über dem mittleren Wasserstand. Dann gegen 21 Uhr ging es dann allmählich zurück. Ich verfolgte das Geschehen per Newsticker, sah dabei aufs Wetter, um das erste Mal Bilder vom Hochwasser zu machen.
Wetterbericht für den Abend
Seiteninhalt
Der Wetterbericht besagte starken Wind, das war abzusehen, und dazu noch Starkregen. Erst gegen 2 Uhr nachts, beruhigte sich das Ganze, aber ich entschied mich dazu, erst zum Sonnenaufgang loszugehen, um etwas Licht für die Bilder zu haben. Bereits am Freitagabend hatte ich meine Ausrüstung bereitgelegt.
- Wathose
- Robustes Stativ von Manfrotto
- Canon R6
- Objektiv 15-35
- Putztuch für die Linse
Der Wecker klingelte um 6:30 Uhr am Samstag. Nach einer Dusche und einem Kaffee fuhr ich los. Die Straßen waren zu der Zeit noch leer. Beim Vorbeifahren sah ich, dass der Rechtsabbieger auf Wallstraße Richtung Freilichtbühne gesperrt war. Ich parkte nahe der Holstentorhalle.
Standort für die Hochwasserbilder
Aus den Vorjahren hatte ich bereits einige Bilder gesehen und wusste daher, welche Standorte interessant sein könnten. Dennoch verschaffte ich mir meinen eigenen Überblick. Bereits auf dem Weg zur Obertravenbrücke sah ich bereits mehrere Äste auf dem Weg liegen. Bis hierhin muss am Vorabend das Wasser gestanden haben. Noch vor der Brücke bog ich rechts ab und ging zu den beiden Bänken mit Blick auf die Altstadt. Was heißt, ich ging. Ich wartete vorsichtig durch das Wasser. In Höhe der Bänke stand ich dann bis zur Hüfte im Wasser. Den Abend zuvor muss circa noch einen Meter Höhe gewesen sein.
Das Hochwasser ging zurück
Man konnte erkennen wie das Wasser langsam zurückfloss. Die Fließgeschwindigkeit rüttelte etwas am Stativ, so dass bei diesem Standpunkt hier die Bilder nicht zu hundert Prozent scharf sind.
Kameraeinstellungen
- ISO: 250
- Blende: f/8
- Belichtungszeit: 30 Sekunden
- Weißabgleich: Automatik
Das Hochwasser floß relativ langsam zurück, so dass sich eine schöne Spiegelung auf der Trave ergab. Der Himmel war nicht spektakulär. Es war recht diesig an diesem Morgen. Von dort ging ich behutsam Richtung Dankwartsbrücke.
Weitere Fotografen unterwegs
Kurz vor der Brücke traf ich eine Fotografin. Sie kannte mich von Facebook und fragte, bist Du nicht André Leisner? Ich bejahte! Anhand ihres Profilbildes erkannte ich sie später auch unter den Kommentaren bei meinen Hochwasserbildern. Wir beide gingen gemeinsam Richtung Malerwinkel auf Wallstraßenseite. Birgit hatte nur Gummistiefel an und blieb auf der Wiese. Ich stand mit meiner Wathose im Wasser. Mir war es wichtig, Bilder nahe der Wasseroberfläche zu machen. Wohlwissend, dass es nicht ganz ungefährlich war, denn durch die Bewegung des Wassers und der zahlreichen Fische, die man durch das kristallklare Wasser sah, hätte meine Kamera mit Stativ auch leicht mal umfallen können. Aber wie heißt es so schön? No Risk, no great pics … oder so!
Kameraeinstellungen
- ISO: 250
- Blende: f/18
- Belichtungszeit: 30 Sekunden
- Weißabgleich: Automatik
Hochwasser vom Malerwinkel
Die Trave lag wie ein Spiegel vor dem Malerwinkel. Die Straßenlaterne und Bäume spiegelten sich in der Trave. Ein unglaublich schöner und imposanter Anblick. Links von mir stand ein Schild, auf dem man sonst vom Gehweg ablesen konnte, was man auf der gegenüberliegenden Seite sieht. Das schaute nur noch mit dem oberen Ende aus dem Wasser. Von dort aus gingen wir rüber zum Malerwinkel und trafen weitere Fotografen auf der Brücke. Aber nicht passend gekleidet. Dieser hatte nur Halbschuhe an. Aber es kommt darauf an, was für Bilder geplant sind, und sicherlich hatte er nicht vorhabt, Bilder aus dem Wasser zu machen. Dafür hatte er einen Klappstuhl mit.
Kameraeinstellungen
- ISO: 250
- Blende: f/18
- Belichtungszeit: 30 Sekunden
- Weißabgleich: Automatik
Das Wasser war kniehoch
Drüben beim Malerwinkel war das Wasser an einigen Stellen kniehoch. Man konnte das Kopfsteinpflaster sehen und in den Hauseingängen und zu den Hinterhöfen waren noch Hochwasserschutzwände eingezogen. Stellenweise vernahm man noch hier und da die Geräusche laufender Wasserpumpen. Wie mir ein Bewohner sagte, war er froh, dass nicht der Strom abgestellt wurde, da sonst die Pumpen hätten nicht laufen können. Ich machte Bilder in verschiedene Richtungen. In den meisten Häusern brannte Licht, sicherlich hatten die Anwohner hier die letzten Stunden viel Arbeit mit dem Hochwasser und danach ebenso mit den Aufräumarbeiten. Denn auch Mülltonnen standen nicht mehr da, wo sie zuvor standen.
Kameraeinstellungen
- ISO: 100
- Blende: f/22
- Belichtungszeit: 8 Sekunden
- Weißabgleich: Automatik
Musikhochschule heute mit Wasser vorm Fenster
Richtung Musikhochschule stand das Wasser auch noch in den Straßen. Hier sah man bereits mehrere Menschen, die mit Gummistiefeln in dem seichten Wasser unterwegs waren. Hier traf ich auch kurz, bevor das Wasser anfing zu steigen, an einer trockenen Stelle den Fotografen Richard mit seinem Klappstuhl, der auch ein Bild Richtung Musikhochschule machte. Die Kulisse nach der Musikhochschule gab meiner Meinung nach nichts her und ich ging noch einmal auf die andere Seite zu den Bänken.
Kameraeinstellungen
- ISO: 100
- Blende: f/22
- Belichtungszeit: 3.2 Sekunden
- Weißabgleich: Automatik
Hochwasser floß langsam ab
Eigentlich dachte ich, das Hochwasser wäre bereits gut abgeflossen, aber ich stand an den Bänken immer noch bis zur Hüfte im Wasser. Neben mir kann man gut die Bänke erkennen, auf denen man sonst den Blick auf die Trave und die Lübecker Altstadt genießen kann. War schon ein skurriler Anblick: Neben mir schwammen Enten, unter mir zog ein kleiner Fischschwarm vorbei und ich mitten im Geschehen. Wir hatten es 8:30 Uhr. Mein Magen knurrte, es war Zeit für Frühstück und ich machte mich auf den Heimweg.
Kameraeinstellungen
- ISO: 100
- Blende: f/22
- Belichtungszeit: 1.6 Sekunden
- Weißabgleich: Automatik
Hochwasserbilder kaufen
Die Bilder sind auf unserem Onlineshop „Wir sind Lübeck“ zu kaufen. Du findest sie unter dem nachfolgenden Link und in meiner Galerie auf Scrappook mit weiteren Bildern zusammen. Mit denen kannst Du Dir einen Kalender zu 2024 erstellen.
Fazit: Das war das Hochwasser in Lübeck 2023. Ohne Wathose hätte ich auf keinem Fall so nahm am und im Geschehen sein können. Wie es bei Wünsch-Dir-was so ist, hätte ich mir gerne einen grandioseren Himmel gewünscht, aber dennoch war ich froh, dass es zumindest nicht mehr regnete und ich diese Bilder überhaupt machen konnte.
2 Antworten
Wow… echt tolle Bilder und Perspektive
Hallo Björn,
vielen Dank. Ja, mit Gummistiefeln wäre ich gegenüber der Musikhochschule bei den Bänken und gegenüber dem Malerviertel nicht weit gekommen. Und ich wollte eine Perspektive nahe Wasser. Da war die Wathose Gold wert.
Viele Grüße
André