Manchmal sind es eher die ruhigen Abende, die einem lange im Kopf bleiben. So auch dieser Abend beim Art Dinner im Kunstcafé des St. Annen Museums. Ohne viel Drumherum, aber mit einer Geschichte, die hängen bleibt: Andy Warhol in Lübeck – damals und heute. Ich habe den Abend wieder als Veranstaltungsfotograf begleitet. Das dritte Mal, dass ich das Art Dinner begleiten durfte. In diesem Artikel möchte ich dir einen kleinen Einblick in diesen schönen Abend geben. Aber kommen wir zunächst kurz auf Andy Warhol zu sprechen. Für alle, die sich gerade fragen, wer Andy Warhol eigentlich war – und warum ein ganzes Dinner ihm gewidmet wurde – hier ein kurzer Rückblick.
Wer war eigentlich Andy Warhol?
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Andy Warhol war einer der bekanntesten Künstler des 20. Jahrhunderts – und wahrscheinlich derjenige, der Pop-Art wirklich salonfähig gemacht hat. Geboren 1928 in Pittsburgh, wurde er in den 1960ern zur schillernden Figur der New Yorker Kunstszene. Er malte Suppendosen, porträtierte Marilyn Monroe und Elizabeth Taylor, drehte absurde Filme, lebte in seiner „Factory“ mit Künstlern, Musikern und Models – und verstand wie kein anderer, wie Kunst, Kommerz und Medien zusammen funktionieren.

Warhol war kein Lautsprecher. Eher ein Beobachter mit feinem Gespür für Wirkung. Er machte das Banale bedeutungsvoll – nicht, indem er es erklärte, sondern indem er es zeigte. Immer wieder. In Serie. Mit Farbe. Mit Haltung. Auch wenn er oft kühl wirkte: Seine Kunst war alles andere als distanziert. Sie war Spiegel einer Zeit, die gerade gelernt hatte, sich selbst zu vermarkten. Und genau das machte ihn zum Pionier – lange bevor Likes und Filter den Alltag bestimmten.
Warhol war hier. Echt jetzt!
1980 stellte Andy Warhol in der Galerie Reese in Lübeck aus. Nicht in New York, nicht in Berlin – sondern hier, in einer Stadt, die sonst eher für Marzipan, Backstein und das Holstentor bekannt ist. Und genau dieses Holstentor wurde zum Kunstobjekt. Warhol nahm es in seine Serie „German Monuments“ auf, in leuchtendem Pink, ganz Warhol eben. Die Frau, die ihn damals nach Lübeck geholt hat, saß an diesem Abend mit uns im Kunstcafé. Hanni Reese. Sie war Kuratorin, Organisatorin und Wegbereiterin für Warhols Besuch – und sie erzählte davon, wie er war.
Andy Warhol war eher zurückhaltend, aber sehr aufmerksam. Kein Mensch, der sich in den Vordergrund drängte, sondern einer, der lieber hinsah als sprach. Einer, der wahrnahm, was andere übersehen hätten. Sie erzählte, wie sie mit ihm und ihrem Mann in der Schiffergesellschaft essen war. Wie Warhol in hanseatischer Tradition saß und einfach da war. Und plötzlich war er nicht mehr nur ein Name aus der Kunstgeschichte, sondern eine reale Figur in Lübeck. Am Tisch mit dem Ehepaar Reese beim Labskausessen.

Die Idee, daraus ein Dinner zu machen
Dass diese Geschichte 45 Jahre später den Rahmen für einen Abend bildet, zeigt, wie stark so ein Moment sein kann. Die Ausstellung mit dem Holstentor-Siebdruck war nur der Auftakt. Danach ging es rüber ins Kunstcafé – und dort begann für mich der eigentliche Abend als Fotograf. Nicht, weil es dann Essen gab. Sondern weil dort etwas entstand, das man nicht planen kann. Stimmung, Nähe und anregende Gespräche, die sich nicht um sich selbst drehen. Und mittendrin meine Kamera und ich – stets auf der Suche nach schönen Situationen, aber nie aufdringlich. Wobei es stellenweise ein kleiner Drahtseilakt war.
Wegen der Lichtbedingungen vor Ort. Das Licht kommt von oben, wie in der Mittagssonne hat man einen leichten Augenschatten, darum nutzte ich das indirekte Blitzen, das ich aber später einstellte, da das Blitzen einen irgendwann aus einem Gespräch herausreißt, wenn ständig neben einem etwas aufblitzt, und so habe ich eine Balance gesucht und gefunden, den Abend weiter ohne das Blitzen zu begleiten. Manch einem Betrachter der Bilder mag das gar nicht auffallen, aber mir als Fotograf springt es ins Auge.
Mein Blick auf besondere Momente
Ich habe an diesem Abend mit meiner Canon R6 gearbeitet. Ein verlässlicher Partner, der mir genau das Maß an Flexibilität gibt, die ich bei solchen Veranstaltungen brauche. Dazu das 28–70mm für mich ein Allrounder, mit dem ich sowohl Details als auch größere Szenen einfangen kann, ohne den Moment zu stören. Zum Licht habe ich ja bereits einige Worte verloren. Dazu sei noch erwähnt, dass an den Seiten Lichtspots standen, die die weißen Wände des Cafés im satten Pink angestrahlt haben. Die Decken sind hoch im Kunstcafé, das Hauptlicht scheint von oben herunter. Durch das Weglassen des Blitzes war ein leichter Augenschatten nicht zu vermeiden. Aber ich wollte die Stimmung nicht zerstören, sondern sie unterstützen.

Vom Holstentor bis zum Dessert
Das Menü war an diesem Abend eine liebevolle Anlehnung an Warhols Besuch. Die Küche des Kunstcafés sprach von „künstlerischer Freiheit“ – denn serviert wurde nicht exakt das, was er damals in der Schiffergesellschaft gegessen hatte, es wurde minimal verändert, aber so konnten die Gäste gedanklich noch weiter eintauschen in diesen Abend, der Andy Warhol gewidmet war.
Es gab Labskaus mit Bismarckhering und Salat, danach Schollenfilet mit Nussbutter und Salzkartoffeln. Zum Abschluss gab es Walnusseis mit Apfelkaramell und frischen Früchten. Wie Frau Reese berichtet, war es eben dieser Nachtisch, der nach dem Abend in einer Zeitung landete, nachdem ein Journalist Andy Warhol zum Besuch in Lübeck interviewte und ihm genau diese Süßspeise in Erinnerung geblieben war.
Gespräche, die bleiben
Was mich an solchen Abenden immer wieder beeindruckt, ist nicht nur das Offensichtliche. Sondern das, was zwischendurch passiert. Die Gespräche an den Tischen. Der Moment, in dem jemand innehält, weil er gerade eine Geschichte hört, die in ihm etwas bewegt. Die Hand, die nach einem Glas greift und dann innehält und auf ihm ruht, bis die Geschichte ganz vernommen wurde. Genau diese Momente sah ich ringsherum um mich. Das Gespräch zwischen Noura Dirani und Hanni Reese, die sich in die Mitte des Cafés setzten, so dass alle ihrem Gespräch lauschen konnten, das voller Erinnerungen war, aber nie nostalgisch. Frau Reese sprach von Warhol, als wäre er eben erst gegangen. Nicht als große Figur, sondern als Mensch. Und genau so wurde er auch wahrgenommen. Nicht unnahbar, sondern fast greifbar.

Warum ich solche Abende liebe
Weil sie zeigen, dass Kunst nicht zwingend eine Ausstellung braucht, um zu wirken. Sie braucht Menschen und die Geschichten dahinter. Und einen Ort, an dem beides zusammenkommt. Das Art Dinner schafft genau das. Es bringt Vergangenheit und Gegenwart an einen Tisch. Es lässt Kunst atmen, ohne sie zu erklären. Und es gibt Raum – für Gespräche, für Erinnerungen, für neue Bilder. Die genau diesen Abend transportieren. Bilder, die nicht nur zeigen, wie es war, sondern spürbar machen, wie es sich angefühlt hat. Ich war an diesem Abend Fotograf, aber auch Zuhörer, Beobachter und Genießer, denn ich hatte auch mitessen dürfen. Außerhalb des Geschehens an der Seite ließ ich in Ruhe den Geschmack auf mich wirken und blätterte dabei in einem Album, in dem sich Bilder von Andy Warhol befanden.
Und jetzt?
Das war mein drittes Art Dinner. Und ich hoffe, es war nicht das letzte. Denn solche Abende sind selten. Sie passieren nicht einfach so. Sie entstehen, wenn Menschen sich Zeit nehmen. Für Kunst, deren Geschichte und gutes Essen. Gemeinsam einen unermesslichen Abend genießen und somit eine tolle Erinnerung schaffen. Wenn du jetzt denkst: Beim nächsten Mal möchte ich auch dabei sein – dann freu ich mich. Denn genau dafür machen wir das. Für die, die neugierig sind. Die zuhören wollen. Und die sich darauf einlassen, dass ein Abend mehr sein kann als ein Event. Ein Abend wie dieser bleibt. In den Gesprächen und auf meinen gemachten Bildern. Du suchst noch einen Veranstaltungsfotografen? Dann melde dich über mein Kontaktformular und ich begleite dein nächstes Event und halte den Abend für dich und deine Gäste fest.
